mario gomez
: Einfach reingehen

Am Tag danach sah Mario Gomez aus wie alle. Relativ ausgeschlafen und bemüht, konzentriert zu wirken. An Sonntagen nach Spielen fällt der Dienst für die Angestellten des Vereins für Bewegungsspiele von 1893 nicht eben umfangreich aus. Ein bisschen traben und pflegen, bevor Freizeit befohlen wird, gewöhnlich bis Dienstag. Gomez wird die Tage nutzen, um zur Familie auf die Alb zu fahren. So macht er es immer, wenn er Geborgenheit und Entspannung sucht.

Viel gefeiert haben sie nicht. Gomez weiß, er kann sich noch früh genug ins Getümmel stürzen, wenn am letzten Spieltag kommenden Samstag ein Sieg über Energie Cottbus gelingt. In Bochum hatten sie die Wende geschafft. Fast im letzten Moment. Und Armin Veh wusste nur zu genau, warum er Gomez in dem Moment von der Seitenlinie holen ließ. Als der rüber zur VfB-Bank lief, sah man ihm Entschlossenheit an und im Fanblock der über 5.000 mitgereisten Anhänger brach lauter Jubel aus. Gomez nahm noch einen letzten Schluck aus einer Plastikflasche und hörte die „Mario Gomez“-Sprechchöre.

Am 10. März hatte er gegen Wolfsburg sein letztes Spiel gemacht und anschließend lange wegen eines Innenbandanrisses und eines Handbruchs pausiert. Nun war es sein erster Ballkontakt, der einem packenden Fernduell die Krone aufsetzte. Es war die 55. Minute, als er auf den Rasen lief, es war die 61. Minute, als ihm „der Ball auf den Kopf fiel“ (Gomez) und es 2:2 stand. Sein 14. Tor.

Seine Rückkehr war indes nicht nur ein Spaziergang. „Ich hab gedacht, jetzt bin ich drei, vier Minuten drin und hab noch keinen Ball berührt, ich wusste, ich muss mir was einfallen lassen, damit es besser wird“, sagte Gomez und lachte. „Als sie mir von der Bank Bescheid sagten, ich solle kommen, dachte ich, jetzt geht’s aber früh los. Ich bin eigentlich noch nicht so fit für 35 oder mehr Minuten. Ich hab mir aber gesagt, jetzt gehst du halt rein.“ Trainer Veh sagte: „Ich wusste, er ist immer gut für ein Tor. Er ist gesund und das Wichtigste ist, dass er auf dem Rasen steht.“ In seinen Sommerferien wird Gomez wieder zur Familie fahren. Diesmal nach Spanien. Dort besitzen seine Eltern ein Haus bei Valencia. „Vielleicht gehe ich da hin, vielleicht auch woanders. Ich werde auf alle Fälle intensiv an meiner Fitness arbeiten, damit ich nächste Saison voll angreifen kann.“ OLIVER TRUST