die taz vor sechs jahren über den deutschen meister, den unaussprechlichen
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Der Name des Bösen wird fortan nicht mehr geschrieben. Dieser Mannschaft, die, kürzte man ihren Namen ab, unverschämterweise auch noch die gleichen Initialen hätte wie ich: gelöscht! Genau wie am Samstag ein Fan von Absteiger Frankfurt das Spielertrikot verweigert hat und aus der Kurve dem Versager wieder vor die Füße warf, prallt an mir fortan der Name der Unaussprechlichen ab.

In letzter Sekunde haben sie ein duseliges Tor geschossen. Zeitgleich hat Schalke in dito letzter Sekunde eines kassiert. Dramaturgie des Grauens. Die Lektion dieses Samstags heißt: Fußball ist ein anderes Wort für Absurdität, eine gemeine Nervenzerstörungsmaschine. Glücklich die Desinteressierten. Überhaupt: „Deutscher Meister“ – ein Begriff aus dem Gestern, der heute nur als Briefkopfzierde und Fanseelenbalsam dient. Erster oder Zweiter bringt Champions-League-technisch, also finanziell, das Gleiche. Und wir wissen doch, seit Erfindung von Soll und Haben gilt: Entscheidend is aufm Konto. Immerhin dürften die angstlahmen Versager aus Schalke vor Dortmund landen. Dat is doch auch wat.

Ballfreunde, kommt bitte nicht mit Naivitäten wie: Hamburg kann am Samstag zum Haching Münchens werden. Unfug. Vielleicht gewinnt der HSV haushoch, und Schalke quält sich mit elfeinhalb Lattentreffern zum Nullnull gegen Unterhaching. Nur: Das ist kein Glück, sondern ein Naturgesetz.

Zu warnen sind die Fans der nimmersatten Immermeisters. Freunde, wie uncool besinnungslos ihr da so hüpftet vor Seligkeit. Glaubt ja nicht, dass alles im Leben so leicht geht. Wenn die große Liebe stiften geht – nein, da kommt das neue Glück nicht feen-/prinzenhaft aus der Tiefe des Raumes ähnlich eurem Manager Uli H., der seinen armen Trainer vor Freude schamlos abgerammelt hat wie ein liebestolles Gummibärchen. Fußball ist eine Fratze, eine böse. Das Unanständige wird sich durchtiteln. Wir schalten ab.

Bernd Müllender, 14. 5. 2001