die anderen über die zukunft in großbritannien
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Zur Kandidatur von Gordon Brown zum neuen britischen Premier schreibt der Londoner Guardian: Das war seine Chance, andere Musik aufzulegen, ein neues Leitmotiv zu setzen. Er konnte nicht widerstehen, der Schauspielerei in der Politik einen Seitenhieb zu geben, aber er sprach überzeugend von seinem Verlangen, einer „ergebenen Regierung“ zu dienen. Das war zum Teil ein frühes sprachliches Experiment, Wechsel und Kontinuität zu vermählen. Aber es war auch der Versuch eines notorischen Privatmanns, ein Verkäufer nicht nur seiner Ideen, sondern auch seiner selbst zu werden.

Der Independent, ebenfalls London, kommentiert: Natürlich wird er nicht in der Lage sein, den schrecklichen Irrtum im Irak wiedergutzumachen. Aber er sprach davon, dass es wichtig sei, die Lehren aus den Ereignissen der vergangenen Jahre im Mittleren Osten zu ziehen. Zu diesen Lehren zählt vor allem, dass keine britische Regierung jemals wieder so nah an die voreingenommene Politik der US-Regierung kommen sollte. Es war vielversprechend, dass Brown mit beiden Parteien in Amerika enge Beziehungen pflegen will.

Und die Times meint: Brown ist bei weitem kein grauer und dumpfer Typ, aber sein ernstes Verhalten hat seine Zeit im Rampenlicht gekennzeichnet. Es spricht vieles für nachdenkliche und reservierte Menschen im öffentlichen Leben. Und der Schatzkanzler tut gut daran, keine politische Version eines Zirkusclowns werden zu wollen. Er sollte er selbst bleiben.

Die Pariser Zeitung Le Monde kommentiert: Tony Blair hat Labour fest in der Mitte verankert und die Mittelklasse für seine gleichzeitig liberale und sozialdemokratische Reform des öffentlichen Dienstes gewonnen. Damit hat er seine konservativen Gegner zur Erneuerung gezwungen. In diesem Sinne kann der junge Führer der Rechten, David Cameron, als der wahre Zögling des scheidenden Premiers bezeichnet werden. Blair hatte seine Schwächen: zu großes Selbstvertrauen, eine Tendenz zur Überschätzung seines Einflusses, eine ausgeprägte Vorliebe für Kontakte mit den Reichen und Berühmten. Er hat schwere Rückschläge eingesteckt: das verpasste Rendezvous mit dem Euro, die unvollendete Reform des House of Lords und die vertagte Rentenreform, die Zunahme der Ungleichheit. Und natürlich das Irak-Fiasko, das ihn zum vorzeitigen Rückzug zwingt. Dazu kommt die unvermeidliche Abnutzung der Macht nach zehn Jahren. Bleibt die Frage, ob das Urteil der Geschichte gnädiger für Blair ausfallen wird als das harte Urteil seiner Mitbürger heute.