Rad fahren hilft Körper und Klima

Immer mehr Bundesbürger radeln zur Arbeit. Neue Aktion von ADFC und AOK

BERLIN taz ■ Mit der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ mobilisieren die Krankenkasse AOK und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in diesen Tagen für den autofreien Weg zur Arbeit. Von Juni bis August werden die Teilnehmer der Aktion ihr Auto zu Gunsten des Fahrrades stehen lassen, um ins Büro zu fahren. Ziel der bundesweiten Aktion, die gestern in München zum siebten Mal startete, ist der Kampf gegen Bewegungsmangel sowie die Einsparung des Klimagases Kohlendioxid CO2. Insgesamt 300.000 Berufstätige haben in den vergangenen Jahren an der Aktion teilgenommen, allein im letzten Jahr waren 14.000 Betriebe beteiligt.

Laut Umweltbundesamt kann die zunehmende Nutzung des Fahrrades den CO2-Ausstoß um bis zu 7,5 Millionen Tonnen vermindern, wenn jeder Bundesbürger statt bisher 300 Kilometer 1.000 Kilometer pro Jahr radeln würde. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. „Alltagspendler brauchen Anreize, um auch langfristig aufs Rad umzusteigen“, weiß die stellvertretende ADFC-Bundesvorsitzende Heidi Wright. Vernünftige Fahrradrouten und eine gute Infrastruktur gehörten ebenfalls dazu.

Ähnlich sieht das Dietmar Oeliger vom Naturschutzbund. Das Thema „Fahrrad als Autoersatz“ sei hochaktuell, weil es lange Zeit nicht beachtet worden sei. Eine Kampagne errege zwar Aufmerksamkeit, reiche aber nicht aus. Solange es nicht ausreichend Verkehrswege gebe und die Radler in einer Wolke aus Abgasen fahren müssten, sei das Radeln wenig attraktiv.

Laut Statistischem Bundesamt fahren bereits 7 Prozent aller Erwerbstätigen mit dem Rad zur Arbeit. Besonders in den Innenstädten wird das Fahrrad oft genutzt: Von den „Nahpendlern“ mit Wegstrecken von weniger als zehn Kilometern nutzen 14 Prozent das Rad als Hauptverkehrsmittel. Würden sie mit dem Auto fahren, hätte das negative Folgen fürs Klima: Wiederholte Kurzfahrten mit dem Auto sind besonders umweltschädlich.

Dabei treten Deutschlands Radfahrer immer häufiger in die Pedale. Zu diesem Schluss kommt die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Frage der großen Anfrage „Zwischenbilanz des Nationalen Radverkehrsplans 2002–2012“ von Bündnis 90/Die Grünen. Die Zahl der Kilometer, die die Bundesbürger mit dem Rad fuhren, sei deutlich gestiegen. Betrug die jährliche Fahrleistung der Deutschen in den 90er-Jahren noch 24,4 Milliarden Kilometer pro Jahr, liege sie nun bei rund 30 Milliarden Kilometern.

Im Bundesarbeitsministerium scheint sich dieser Trend schon durchgesetzt zu haben. In einem Grußwort, das Arbeitsminister Franz Müntefering der Fahrradaktion gestern übermittelte, verwies er auf die intensive Nutzung von hauseigenen Dienstfahrrädern seiner MitarbeiterInnen. Deshalb werde er die Flotte in Kürze vergrößern. SIMONE MIESNER