G-8-Forscher einig

Die Wissenschaftsakademien der G-8-Staaten und der Schwellenländer erkennen Klimaprobleme einmütig an

BERLIN taz ■ Im Tauziehen um die G-8-Position zum Klimawandel bekommt Bundeskanzlerin Angela Merkel Unterstützung aus der Wissenschaft. Die nationalen Akademien der G-8-Staaten sowie der fünf Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika überreichten ihr am Mittwoch eine gemeinsame Erklärung. Darin fordern sie eine „effizientere Nutzung von Energieressourcen“ und die Entwicklung neuer Technologien. Die Wissenschaftler betonten zwar die „besondere Verantwortung“ der G-8-Staaten für den Klimawandel, verwiesen aber auch darauf, dass die Schwellenländer diese Verantwortung in Zukunft teilen würden.

Wichtiger als der Inhalt der Forderungen dürfte jedoch der Kreis der Unterzeichner sein. Er reicht vom Präsidenten der US-amerikanischen „National Academy of Sciences“ bis zur russischen und chinesischen Wissenschaftsakademie. Die Regierungen dieser Länder gelten als Bremser in der internationalen Klimapolitik. „Das ist die einstimmige Meinung der Elite der globalen Wissenschaft“, sagte Hans Joachim Schellnhuber, Chef des Potsdamer Instituts für Klimafolgenabschätzung, bei der Vorstellung der Erklärung. Entsprechend „vorsichtig“ seien die Formulierungen geraten.

Im Vergleich zu den Berichten des Weltklimarats IPCC liest sich die Erklärung der G-8-Akademien wie ein Produkt von Wissenschaftsdiplomatie. So wird das Ziel, die globale Erwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, nur als „sehr herausfordernd“ bezeichnet. In einem Nebensatz wird immerhin vor den „schwerwiegenden Folgen“ einer solchen Erwärmung gewarnt. In der Europäischen Union ist die 2-Grad-Begrenzung als politisches Ziel anerkannt. In der Abstimmung mit den Akademien aus Russland, China und den USA war eine klare Formulierung jedoch nicht durchzusetzen.

Auf politischer Ebene gehen die Verhandlungen zur G-8-Klimaerklärung derweil hinter den Kulissen weiter. Anfang der Woche war bekannt geworden, dass die US-Regierung versuchte, alle konkreten Passagen zum Klimaschutz aus dem Erklärungsentwurf zu löschen (siehe taz von Mittwoch). Merkel sagte dazu, es sei normal, dass an Gipfelpapieren gearbeitet werde. Sie verwies auf das letzte Treffen der G-8-Unterhändler Ende Mai. „Wir werden versuchen, so fixierte Ziele wie möglich zu verabreden“, sagte sie. Dabei wolle sie nichts unternehmen, was das 2-Grad-Ziel in Frage stellt. „Die Zeit der Ausarbeitung von Zielen ist vorbei, jetzt kommt die Zeit der Umsetzung.“ NIKOLAI FICHTNER