Klinik nach Salmonellen-Toten in der Kritik

Schon acht Menschen sind in einer Fuldaer Klinik an Salmonellen gestorben. Der Infektionsherd ist weiter unbekannt

FRANKFURT/MAIN taz ■ Kaum jemand möchte gern ins Krankenhaus oder Seniorenheim eingeliefert werden – ganz besonders gilt das derzeit wohl für das Klinikum Fulda und ein dazu gehörendes Altenwohnheim. Dort nämlich grassiert seit Ende April eine Salmonellenepidemie, die am Himmelsfahrtstag bereits das achte Todesopfer forderte.

Eine 82 Jahre alte Frau, die sich in der vergangenen Woche im Altenwohnheim mit Salmonellen und mit Noroviren infiziert hatte, starb mutmaßlich direkt an den Folgen der Erkrankung. Bei den sieben anderen gestorbenen Frauen sei die Todesursache aber „noch unklar“, hieß es von der Klinikleitung. Die Patientinnen könnten auch an ihren „Grunderkrankungen“ gestorben sein. Dass eine von heftigen Durchfällen und Brechreiz begleitete Salmonelleninfektion Schwerkranke zusätzlich schwächt, ist indes unstrittig.

Infiziert sind inzwischen 211 Personen – Patienten und Mitarbeiter von Klinik und Seniorenstift. Und noch immer ist die Ursache des Ausbruchs der Infektion unbekannt, wie Kliniksprecher Stefan Burkhard gestern einräumte. In Abstimmung mit dem Kreisgesundheitsamt war am Dienstag endlich die Krankenhausküche geschlossen worden. Diese hatte auch das Essen für die Bewohner des Altenheims zubereitet. Weil Stichproben nach Angaben der Klinikleitung „negativ“ gewesen seien, war die Küche nach dem Ausbruch der Epidemie noch drei Wochen lang betrieben worden. Auch die Cafeteria wurde erst jetzt dichtgemacht.

Der Vorstandsvorsitzende des Klinikums, Claus-Dieter Schad, hatte noch Anfang April von einem „jahreszeitlich bedingten Anstieg“ der Salmonelleninfektionen in seinem Krankenhaus gesprochen. Es bestehe deshalb „kein Grund zur Panik“, so Schad in einer Stellungnahme für die Fuldaer Zeitung. Da waren schon 33 Patienten und 17 Angestellte der Klinik erkrankt. Schad schloss zunächst auch aus, dass sich Patienten mit den äußert ansteckenden Noroviren infiziert haben könnten: „Wir haben die Situation im Griff.“ Bei der zuletzt gestorbenen Patientin wurden allerdings auch Noroviren entdeckt; diese Erreger rufen die gleichen Symptome hervor wie Salmonellenbakterien.

Am Donnerstag leitete die Staatsanwaltschaft ein Vorermittlungsverfahren ein. Inzwischen wird weiter nach der Infektionsquelle gesucht. Das Essen für die Patienten und die alten Menschen im Stift kommt inzwischen von einem Cateringservice und ist nach Einschätzung der Betroffenen ebenfalls „ein Skandal“. Am Feiertag gab es zum Mittagessen ein winziges kaltes Leberwürstchen im Kunstdarm, ein Pilzcreme in Aluminium und eine Scheibe Brot dazu. Auch davon, meinen viele Patienten, werde man „krank und kränker“ – und zwar selbst ohne Salmonellen.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT