Pharma-Manager wird Siemens-Chef

Korruptionsaffäre: Peter Löscher vom US-Pharmakonzern Merck & Co tritt die Nachfolge von Klaus Kleinfeld an

MÜNCHEN dpa/taz ■ Der Pharma-Manager Peter Löscher wird überraschend neuer Chef des krisengeschüttelten Siemens-Konzerns. Der 49-Jährige löst zum 1. Juli Klaus Kleinfeld ab, der im Zuge der Schmiergeldaffäre seinen Rückzug angekündigt hatte. Löscher, der bisher kein Unternehmen dieser Größe führte, ist derzeit President Global Human Health beim US-Pharma-Konzern Merck & Co. In einer ersten Stellungnahme bezeichnete er gestern den neuen Job als „außerordentliche Ehre und große Herausforderung“. Löscher steht vor schwierigen Aufgaben: So erschüttert Siemens seit Monaten eine Korruptionsaffäre, zudem sollen Arbeitnehmervertreter Vergünstigungen erhalten haben.

Gemeinsam mit allen anderen Siemensianern wolle er sich dafür einsetzen, „dass wir das Unternehmen weiter voranbringen“, so Löscher. Er freue sich darauf, bei Siemens Führung und Verantwortung zu übernehmen, „zum Wohl von Kunden, Mitarbeitern, Investoren und Eignern“. Vorgänger Kleinfeld hatte wegen des Widerstands im Aufsichtsrat gegen seine Vertragsverlängerung seinen Rückzug spätestens im Herbst angekündigt.

Mit der Personalentscheidung wird die wochenlange Suche nach einem Nachfolger beendet. Der amtierende Siemens-Chef werde seinen Posten am 30. Juni zur Verfügung stellen, hieß es. Die Führungskrise hatte das Unternehmen in den vergangenen Wochen zusätzlich belastet. In den letzten Wochen waren in der Nachfolgediskussion immer wieder neue Namen genannt worden.

Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme sagte am Sonntag, mit Löscher habe man eine „herausragende Persönlichkeit“ gewonnen. Auch IG-Metall-Vize Berthold Huber begrüßte die Entscheidung für Löscher. In den vergangenen beiden Tagen hätten Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat ausgiebig Gelegenheit zu Gesprächen mit dem künftigen Siemens-Chef gehabt. Dabei habe dieser versprochen, „keine Kahlschlagpolitik in Deutschland und anderswo“ zu betreiben und sich zur Mitbestimmung bekannt. „Wir hoffen, dass die Führungskrise damit erledigt wird“, so Huber.

Als Nachfolger für Siemens-Europachef Johannes Feldmayer rückt derweil wie erwartet der bisherige Leiter der Siemens-Sparte Gebäudetechnologie, Heinrich Hiesinger, 46, zum 1. Juni in den Zentralvorstand des Konzerns nach. Feldmayer war nach der Affäre um die verdeckte Finanzierung der Arbeitnehmer-Organisation AUB beurlaubt worden. Feldmayers Aufgaben waren interimsmäßig an andere Vorstände verteilt worden. Hiesinger soll zum Jahreswechsel auch die Aufgaben von Personalchef Jürgen Radomski übernehmen.