„Australischer Taliban“ sitzt zu Hause weiter

Der Australier David Hicks ist nach fünf Jahren Haft in Guantánamo in seiner Heimat zurück – und darf nichts erzählen

CANBERRA taz ■ Die Repatriierung des sogenannten „australischen Taliban“ geschah unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen. David Hicks war am Samstag von seiner Zelle im Gefangenenlager in Guantánamo Bay zu einem Charterflugzeug gebracht worden. Über 24 Stunden später zeigen Fotos von einer Militärbasis in der Nähe von Hicks' Heimatstadt Adelaide, wie Beamte den gefesselten und in einen roten Overall gekleideten Gefangenen in Gewahrsam nahmen. Die Rückführung hat australische Steuerzahler fast eine halbe Million Dollar gekostet.

Hicks wird in Adelaide den Rest seiner Haftstrafe absitzen und wahrscheinlich bereits im Dezember entlassen werden. Der Australier war in Guantánamo von einer Militärkommission zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren verurteilt worden. Das Gericht setzte den Großteil der Strafe aber zur Bewährung aus und berücksichtigte die bereits in Guantánamo abgesessenen fünf Jahre.

In der Verhandlung hatte der 32-Jährige überraschend gestanden, die Terrororganisation al-Qaida aktiv unterstützt zu haben. Hicks war Ende 2001 in Afghanistan von US-Truppen verhaftet und 2002 nach Guantánamo gebracht worden. Sein Vater Terry Hicks hatte kritisiert, sein Sohn David sei misshandelt worden und habe sich nur schuldig erklärt, um „der Hölle zu entkommen“.

Laut seiner Anwälte musste sich Hicks dazu verpflichten, Misshandlungsvorwürfe gegen die US-Behörden fallen zu lassen. Außerdem darf er weder gegen das Urteil Berufung einlegen noch Washington auf Schadenersatz verklagen. Nach seiner Freilassung wird es ihm ein Jahr lang untersagt sein, mit den Medien zusprechen. Dasselbe gilt für seine Familie. Sein Vater stellte die Möglichkeit in Aussicht, diese von Menschenrechtsorganisationen heftig kritisierte Beschränkung der Meinungsfreiheit „testen“ zu wollen. URS WÄLTERLIN