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Intensiver Dialog

BRIEFWECHSEL 25 Jahre lang schrieben sich Hannah Arendt und Gershom Scholem Briefe. Dann endete der Dialog in Schweigen

Über zwei Jahrzehnte führten sie einen intensiven Briefwechsel über die jüdische Geschichte und das jüdische Selbstverständnis nach der Shoah – dann endete ihr Dialog in Schweigen. Schon im zweiten Brief, den Hannah Arendt am 21. Oktober 1940 aus Montauban an Gershom Scholem sendete, musste sie dabei den Tod des gemeinsamen Freundes Walter Benjamin melden, der sich auf der Flucht vor den Nazis im spanischen Portbou das Leben genommen hatte: „Juden sterben in Europa und man verscharrt sie wie Hunde.“

Das Engagement für dessen Werk eint beide, aber schnell treten auch die Unterschiede deutlich zutage. So stimmt Scholem zwar Arendts scharfen Worten gegen Horkheimer zu. Während sie aber Horkheimer und Adorno später vorwirft, Benjamins Nachlass selektiv ausbeuten zu wollen, bleibt Scholem gelassen und hält die Frankfurter weiterhin für loyal. 1963 dann löst Arendts „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ den entscheidenden, schließlich auch öffentlich ausgetragenen Konflikt aus, der beide endgültig entzweit. Herausgeberin Marie Luise Knott stellt den Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Gershom Scholem (Jüdischer Verlag, 695 S., 39.90 Euro) heute im Literaturhaus vor. ROBERT MATTHIES

■ Do, 3. 3., 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38

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