Nicht verpassen!: Tafel-Gäste
„Schlange stehen für altes Brot“, 21.45 Uhr, ARD
Im Erdgeschoss des trostlosen Plattenbaus herrscht Hochbetrieb: Männer, Frauen und Kinder stellen sich bei der Stralsunder Tafel um alte Lebensmittel an. Umsonst gibt es aber nichts. Zum Pauschalpreis von einem Euro pro Person bekommen Bedürftige Brot, Milch, Obst und die eine oder andere Leckerei, Kinder zahlen die Hälfte. Tag für Tag klappern ehrenamtliche Mitarbeiter Bäckereien und Supermärkte ab, für Brot vom Vortag und Waren knapp vorm Ablaufdatum. 926 Einträge finden sich derzeit in der Kartei – wer Kinder hat und seinen Job verliert, landet schnell hier. Während die Politik über die niedrigste Arbeitslosenzahl seit Jahren frohlockt, zeigt die Reportage die Geschichten hinter der Statistik der elf Millionen, die in Deutschland an der Armutsgrenze leben. Dazu hat sich NDR-Reporter Hauke Wendler im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns umgesehen, wo die Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes ständig an Zulauf gewinnt. Jeder Fünfte lebt hier ohne Job: Firma pleite, alleinerziehend oder einfach zu alt für den Arbeitsmarkt. Man kennt diese Geschichten, trotzdem schafft es die Milieustudie, auf behutsame Weise zu zeigen, wie erschreckend alltägliche Armut in Deutschland ist – und dass es gar nicht so einfach ist, sich helfen zu lassen: Rainer Köhn machte lange Zeit aus Scham einen großen Bogen um die Stralsunder Tafel, heute ist der Familienvater Stammkunde. MARTIN LANGEDER
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