BRIGITTE ZYPRIES KÄMPFT GEGEN ILLEGALE TELEFONWERBUNG – GUT SO
: Kurzer Anruf, große Wirkung

Es ist nicht nur aus Gründen des Verbraucherschutzes zu begrüßen, dass Justizministerin Brigitte Zypries unerwünschte Telefonwerbung bekämpfen will und eine Gesetzesinitiative gestartet hat. Denn durch ungebetene Telefonanrufe leiden Wissenschaft und Öffentlichkeit, da deshalb immer weniger Menschen bereit sind, an statistischen Umfragen teilzunehmen. Ohne solche Erhebungen sind aber keine guten Informationen über den Zustand der Gesellschaft möglich. So ist etwa der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung darauf angewiesen, dass viele Menschen freiwillig bei statistischen Erhebungen wie der „Einkommens- und Verbrauchsstichprobe“ oder dem „Sozio-ökonomischen Panel“ mitmachen.

Aufgrund der massiv gesteigerten Telefonwerbung, bei der sich Anrufer oft als Interviewer für eine statistische oder wissenschaftliche Erhebung ausgeben, ist die Teilnahmebereitschaft an seriösen Umfragen drastisch zurückgegangen. Selbst dann, wenn für sorgfältig geplante Erhebungen ein Interviewer von einem Umfrageinstitut vorab bei einem zufällig ausgewählten Haushalt schriftlich angekündigt wird, beträgt die Teilnahmebereitschaft inzwischen nur noch 40 Prozent. Man kann derartige Ergebnisse zwar hochrechnen, da die Verweigerungen sich durch alle Schichten ziehen und die realisierte Stichprobe noch aussagekräftig ist. Aber je niedriger die Ausschöpfungsquote wird, umso wackeliger sind die Ergebnisse. Derartige Ergebnisse sind aber oft die Basis für politische Entscheidungen. Zum Beispiel bei der Armutsbekämpfung, der Arbeitsmarkt- oder Wohnungspolitik. Dahinter stehen oft Stichproben, die auf der freiwilligen Teilnahme zufällig ausgewählter Personen und Haushalte beruhen.

Die Gesetzesinitiative von Brigitte Zypries wird es unseriösen Werbefirmen schwerer machen, hunderttausende von Telefonbesitzern zu belästigen. Entsprechend bessere statistische Ergebnisse liegen im wohlverstandenen Interesse der gesamten Gesellschaft. GERT G. WAGNER

Der Autor ist Vorsitzender des Rats für Sozial- und Wirtschaftsdaten