Betr.: kinotaz nord

A

Abbitte Großbritannien 2007, R: Joe Wright, D: Keira Knightley, James McAvoy

„England 1935: Die 13-jährige, fantasiebegabte Briony beobachtet in ihrem wohlhabenden Elternhaus Liebesszenen zwischen ihrer Schwester Cecilia und Robbie, dem Sohn der Haushälterin, die sie nicht versteht. Unterstützt von naiven schriftstellerischen Ambitionen zieht sie aus ihren Beobachtungen die falschen Schlüsse – mit fatalen Folgen. So verändern die Ereignisse eines Sommertages die Leben aller Beteiligten. Regisseur Joe Wright hat bei der Verfilmung des Erfolgsromans von Ian McEwan viel Gespür für die komplexe Struktur der Geschichte und für Schauspielerführung bewiesen. Knightley hat endlich das pubertär-trotzige Chargieren früherer Rollen abgelegt. Drehbuchautor Christopher Hampton hat McEwans weit ausgreifende Erzählung klug verdichtet und meistert ihre Zeitsprünge und wechselnden Perspektiven mit Bravour. So wurde aus dem meisterhaften Roman einer der bewegendsten Liebesfilme der letzten Jahre.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH

8 Blickwinkel USA 2007, R: Pete Travis, D: Dennis Quaid, Matthew Fox

„Ein Attentat auf die Teilnehmer eines internationalen Anti-Terror-Gipfels im spanischen Salamanca wird in mehreren Episoden aus verschiedenen Sichtweisen und unterschiedlichen Wahrnehmungen aufbereitet, wobei jede Einzelsichtweise mit einem „Cliffhanger“ endet, um den Zuschauer neugierig zu machen und ihm stückweise neue Zusammenhänge zu enthüllen. Über weite Strecken gibt sich der Film ambitioniert und will in der Verknüpfung von Multiperspektivik und Selbstreflexion die Rolle von Nachrichten, Bildern und Medien hinterfragen, jedoch opfert er eine differenziertere Betrachtung zunehmend purer Action.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Alvin und die Chipmunks USA 2007, R: Tim Hill, D: Jason Lee, David Cross

„Trick- und Realfilm um drei Streifenhörnchen (Chipmunks), die durch eine Cartoon-Serie in den 80ern bekannt – und in den USA Kult – wurden. Viel Lärm um Tiere, die es hier gar nicht gibt. So lala.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, OL

Asterix bei den Olympischen Spielen Frankreich/Deutschland 2007, R: Frédéric Forestier, Thomas Langmann, D: Clovis Cornillac, Gérard Depardieu

„Asterix und Obelix dürfen nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen - der Zaubertrank, der den beiden Galliern übermenschliche Kräfte verleiht, steht ganz oben auf der Doping-Liste. Das freut den hinterlistigen Brutus, der um das Herz der griechischen Prinzessin Irina kämpft.Die Realverfilmung hat zwar Tempo und ist mit viel Aufwand produziert, lässt Charme und Esprit der Vorlage aber schmerzlich vermissen. Stattdessen atmet der Film den Geist der jüngeren „Asterix“-Comics, die nach dem Tod von Autor René Goscinny von Albert Uderzo im Alleingang gezeichnet und getextet werden: Und die setzen - wie der Film - weniger auf Subtilität und Cleverness als auf Action, Slapstick und viel Getöse.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

B

Die Band von nebenan Frankreich/Israel 2007, R: Eran Kolirin, D: Sasson Gabai, Ronit Elkabetz

„Eine ägyptische Polizeimusik ist eingeladen, ein arabisches Kulturzentrum in Petach Tikwa in Israel feierlich zu eröffnen. Doch das achtköpfige Alexandria Ceremonial Orchestra unter der Leitung des gestrengen Tewfiq wird im Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv nicht abgeholt. Die unbeholfenen, aber stets höflichen Männer in ihren schmucken hellblauen Uniformen versuchen, ihren Auftrittsort selbst zu finden - und landen in einer tristen Retortenstadt in der Wüste, von wo an diesem Tag kein Bus mehr fährt. Doch dank der Beherztheit der schönen Besitzerin einer Imbissbude finden die Ägypter Essen und Unterkunft. Mit lakonischem Witz und in ruhigen Bildern erzählt der israelische Filmregisseur Eran Kolirin in „Bikur Ha-Tizmoret“ von einer Nacht, in der unerwartete Freundschaften entstehen und alle ihren Träumen ein wenig näher kommen.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB, HH

Blue Velvet USA 1986, R: David Lynch, : Isabella Rossellini, Kyle MacLachlan, Dennis Hopper

“Eine Kleinstadt in Amerika, gepflegte Vorgärten, saubere Fassaden. Das perfekte Setting für Mystery-Regisseur David Lynch. Auf gewohnt spezielle Weise deckt er in ,Blue Velvet‘ auf, wie pervers die ganzen Ami-Spießer in Wirklichkeit sind. Jeffrey (Kyle MacLachlan) findet ein abgeschnittenes Ohr. Daraufhin will er die verruchte Nachtclubsängerin Dorothy (Isabella Rosselini) kennen lernen. Die lässt sich gern von Frank (Dennis Hopper) quälen. Alles ganz nebulös, dunkel, mysteriös, skandalös.“ (taz) HH

Brick USA 2006, R: Rian Johnson, D: Joseph Gordon-Levitt, Nora Zehetner / Originalfassung mit Untertiteln

“Mit seinem Spielfilmdebüt machte Rian Johnson in Sundance Furore. Sein cleverer Einfall: „Brick“ kombiniert eine Neo-noir-Detektivgeschichte mit einem genrefremden (Tat-)Ort: einer kalifornischen Highschool. Ein mysteriöser Anruf seiner Ex-Freundin Emily bringt den Außenseiter Brendan dazu, an seiner Schule unbequeme Fragen zu stellen - und ein paar unangenehme Bekanntschaften zu machen. Um Antworten zu finden, muss Brendan das Vertrauen des Zirkels gewinnen, denn Emily selbst kann ihm nicht mehr weiterhelfen: Sie liegt tot in einem Kanal. Brendan, den Joseph Gordon-Levitt (“10 Dinge, die ich an dir hasse“) cool wie Bogart spielt, vermeidet sogar beim Prügeln jede überflüssige Bewegung, gibt sich einsilbig und kommuniziert in Codes. Das behindert zwar mitunter den Erzählfluss, mindert aber nicht die Faszination der verrätselten Story.“ (Cinema) HH

C

Cesar und Rosalie Deutschland/Frankreich/Italien 1972 R: Claude Sautet, D: Romy Schneider, Yves Montand

“Spielarten der Liebe, die durch die Eigensucht der Partner nicht zu tragender Liebesfähigkeit reifen können, dargestellt an der Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und einer Frau. Der als publikumsfreundliche Unterhaltung angelegte Film proklamiert zwar Tiefgang, der psychologische Konflikt verpufft jedoch weitgehend und wird von Äußerlichkeiten überspielt.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

D

Dan - Mitten im Leben! USA 2007, R: Peter Hedges, D: Steve Carell, Juliette Binoche

„Warmherzig-witzige Familienkomödie mit „Jungfrau (40), ledig, sucht“-Star Steve Carell und Oscar-Gewinnerin Juliette Binoche als potenzielles Paar mit Beziehungsblockade.Vier Jahre nach seinem beachtlichen Regiedebüt „Ein Tag mit April Burns“ erweist sich „About a Boy“-Drehbuchautor Petert Hedges einmal mehr als einfühlsamer Spezialist für die komischen Momente schwieriger Annäherungen und Beziehungen. Seine Komödie verfällt niemals in die infantilen Späße eines Judd Apatow. Stattdessen zeichnet er Beziehungen liebevoll und komplex als Fettnäpfchen-Parcours voller Hindernisse.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL

Drachenläufer USA 2007, R: Marc Forster, D: Khalid Abdalla, Homayon Ershadi

„‚Drachenläufer‘ wurde wegen einer angedeuteten Vergewaltigungsszene schon vor Monaten kontrovers diskutiert, allerdings hatte ihn damals noch kaum jemand gesehen. Jetzt kann der Film endlich für sich selbst sprechen. Nach dem Bestseller von Khaled Hosseini über einen in den USA lebenden afghanischen Schriftsteller, der zur Begleichung einer alten Schuld im Jahr 2000 in die von den Taliban beherrschte Heimat reist, erzählt Regisseur Marc Forster (‚Monster‘s Ball‘) in präzisen Bildern eine ebenso traurige wie ermutigende Geschichte von Freundschaft und Verrat, wobei ihm der schwierige Spagat zwischen Kunst- und Kommerzkino mühelos gelingt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KL, OL

Drugstore Cowboy USA 1989, R: Gus Van Sant, D: Matt Dillon, Kelly Lynch / Originalfassung mit Untertiteln

“Ein junger Junkie und seine Clique stehen voll auf Drogen. Die nächste Spritze und der nächste Überfall auf eine Apotheke bestimmen den Alltag. Erst als sein ausgeprägter Aberglaube dem jungen Mann eine düstere Zukunft verheißt, wird zumindest für ihn der Ausstieg möglich. Doch die Drogen holen ihn auf eine ganz andere Art ein. Ein in Inszenierung, Fotografie und Darstellung herausragender „kleiner“Film, der konsequent aus dem Blickwinkel der Betroffenen berichtet. Mit Galgenhumor und Absurditäten gespickt, erzählt er die tragische Variante einer modernen Schelmengeschichte. Er betreibt keine Ursachenforschung, vermeidet Schuldzuweisungen und spiegelt so den Kreislauf der Abhängigkeit als von der übrigen Welt losgelöstes Leben.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

DWK 5 - Die wilden Kerle: Hinter dem Horizont Deutschland 2008, R: Joachim Masannek, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Sarah Kim Gries

„Das Debüt der „wilden Kerle“ war ein nicht sonderlich origineller, aber durchaus liebenswerter Kinder- und Jugendfilm um eine wüste Truppe ungestümer Bolzplatz-Kicker. Auch in diesem Film wird noch einmal gekickt. Doch was hochtrabend „Soccer-3-D“ heißt, ist nur ein absurdes Spektakel, bei dem die Akteure an Trapezen durch eine Halle segeln und das Spielgerät in Tore zu bugsieren versuchen, die drei Meter über dem Boden angebracht sind. Das ist einigermaßen spektakulär inszeniert, aber ungefähr so spannend wie Senioren-Schach im Kurpark von Bad Sassendorf. Ansonsten ist „DWK 5“ ein verquastes Fantasy-Machwerk mit Grusel- und Dracula-Anleihen. Inmitten dieser Mixtur aus allerlei Genres (inklusive zarter Love-Story) stehen die Helden in abenteuerlichen Leder-Monturen meist in martialischen Posen in einer auf verrostet getrimmten Kulisse herum und sagen bedeutungsschwangere Sätze auf.“ (filmdienst)

BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

F

Frei nach Plan Deutschland 2006, R: Franziska Meletzky, D: Dagmar Manzel, Corinna Harfouch

„“Frei nach Plan“ verlaufen die Vorbereitungen zur Geburtstagsfeier für Silvia (Christine Schorn), Mutter dreier Töchter. Zwei von ihnen, Iris (Corinna Harfouch) und Marianne (Kirsten Block), organisieren das Fest, ihre Schwester Anne (Dagmar Manzel), eine rebellische Rockröhre, sorgt für Turbulenzen. Alle drei verzweifeln an der Provinz: den Öffnungszeiten des Dorfbäkkers, dem Geschäftsgebaren des Fotoladens, den Folgen amouröser Ausbruchsversuche. In der beschwingten Familienkomödie erweist sich Regisseurin Franziska Meletzky etwas zu sehr als Tochter aus gutem Hause: Sie lässt braven Spott über beißende Satire siegen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

H

Helden der Nacht - We Own the Night USA 2007, R: James Gray, D: Joaquin Phoenix, Mark Wahlberg

„„Helden der Nacht“ handelt von einem Nachtclubmanager (Joaquin Phoenix) im New York der späten achtziger Jahre, der sich zwischen seinen kriminellen Geschäftspartnern und den Polizisten in seiner eigenen Familie entscheiden muss. Regisseur James Gray zieht den Zuschauer immer tiefer in den Loyalitätskonflikt des Helden hinein und variiert mit einem brillanten Darsteller-Ensemble, zu dem Mark Wahlberg, Eva Mendes und Robert Duvall gehören, geschickt die Standards des Genres. Bei heftig strömendem Regen gelingt ihm eine der mitreißendsten Autoverfolgungsjagden der letzten Zeit.“ (Der Spiegel) H, HB,

Hölle Hamburg Deutschland 2007; R: Peter Ott, Ted Gaier, D: Dschingis Bowakow, IIbrahima Sanogo

„Vor dem Hintergrund einer durch den geografischen und weltpolitischen Zufall des boomenden Containerhandel sich in größenwahnsinnigen Visionen ergehenden Hansestadt Hamburg, die eine neue Hafencity zu ihrem neuen Markenzeichen aus dem Wasser stampfen will, haben Ted Gaier von den Goldenen Zitronen und sein Filmemacher Kollege Peter Ott ein bitterböses Filmmusical gedreht, das im Blinden Fleck dieses besinnungslosen Erfolgsszenarios angesiedelt ist.“ (Klappe auf) HH

I

I Am Legend USA 2007, R: Francis Lawrence, D: Will Smith, Alice Braga

„‚I Am Legend‘ zeigt eine faszinierende Horrorvision der nahen Zukunft: ein entvölkertes New York. Eine Epidemie hat die gesamte Menschheit dahingerafft – bis auf den zähen Wissenschaftler Robert Neville (Will Smith). Begleitet von seiner Schäferhündin, jagt Neville mitten in Manhattan Hirsche; er selbst wiederum passt ins Beuteschema lichtscheuer Monster, die immer aggressiver werden. Der Endzeit-Thriller, inszeniert vom Musikvideo-Regisseur Francis Lawrence, ist bereits die dritte Verfilmung des Science-Fiction-Romans von Richard Matheson (nach 1964 mit Vincent Price und 1971 mit Charlton Heston), doch über weite Strecken von zeitlos schöner Schockwirkung.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

Ich will dich - Begegnungen mit Hilde Domin Deutschland 2007, R: Anna Ditges

“Im Februar 2006 verstarb die Lyrikerin Hilde Domin mit 96 Jahren. In ihren zwei letzten Lebensjahren wurde die Deutschjüdin von der Regisseurin Anna Ditges begleitet. Ditges gelingt ein einfühlsames Porträt der vielfach ausgezeichneten Dichterin, wobei die Doku ihre Spannung vor allem aus dem Altersunterschied zwischen Regisseurin und Protagonistin und den daraus entstehenden Fragen bezieht.“ (tip) H, HB

I‘m Not There USA/Deutschland 2007, R: Todd Haynes, D: Christian Bale, Cate Blanchett

„In den 1000 Splittern dieser Erzählung, die weniger die Lebensfakten des bedeutendsten Singer/Songwriters der Welt nachzeichnet als dessen Mythologie, spiegeln sich Pop und Politik, die Geschichte Amerikas und jene des Kinos. Mit der traditionellen Form des Bio-Pics bricht der Regisseur radikal, folgt dem Prinzip der freien Assoziation und der Idee der Vervielfachung: Sechs Schauspieler stellen die Rollen dar, die Dylan öffentlich gespielt hat: den Dichter, Propheten und Outlaw, den Scharlatan und Elektro-Folkloristen, den christlichen Fundamentalisten und den Rock‘n‘Roll-Schmerzensmann.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Im Tal von Elah USA 2007, R: Paul Haggis, D: Tommy Lee Jones, Charlize Theron

„Als sein aus dem Irak-Krieg heimgekehrter Sohn spurlos verschollen geht, macht sich ein Vietnam-Veteran und Ex-Militärpolizist auf den Weg zu dessen US-Stützpunkt, wo er mit Hilfe einer couragierten Polizistin die Wahrheit über das Verschwinden ans Licht bringt. Vordergründig ein Kriminalfilm im Militärmilieu, wird der Genre-Rahmen genutzt, um die Erschütterungen einer Nation zu artikulieren. Ein engagierter Film um eine Figur, die ihr nationalistisch-militärisch geprägtes Gedankengut in Frage gestellt sieht.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI

Into the Wild USA 2007, R: Sean Penn, D: Emile Hirsch, Marcia Gay Harden

„Christopher McCandless stürzte sich in Stromschnellen, trampte ohne Geld quer durch die USA und suchte in der einsamen Wildnis Alaskas nach der Erfahrung der Freiheit. Nach einer wahren Begebenheit erzählt Sean Penn die Geschichte von einem, der auszog, sich selbst zu prüfen, und dabei ein tragisches Ende fand. Der sehenswerte Film preist die Schönheit der Natur und des Aufbruchs und kann sich der schwärmerischen Naturromantik seines Protagonisten leider nicht immer entziehen.“ (tip) H, HB, HH, KI

J

John Rambo USA 2007 , R: Sylvester Stallone, D: Sylvester Stallone, Julie Benz

„20 Jahre sind seit dem letzten Leinwandeinsatz von John Rambo - damals an der Seite afghanischer Mudschahedin! - vergangen. Nun schickt Sylvester Stallone seinen ikonischen Helden erstmals unter eigener Regie in den Kampf, ein Jahr, nachdem er bereits Rocky Balboa ein fulminantes Kinocomeback beschert hatte. Galt Rambo einst als Inbegriff des eindimensionalen Reaganomics-Helden, ist der wortkarge Kämpfer heute Leitfigur eines an Humanismus interessierten Amerika. Ordentlich rumsen tut es aber trotzdem.“ (Blickpunkt:Film) DEL, HH, HL, KI, Ol

K

Keinohrhasen Deutschland 2007, R: Til Schweiger, D: Til Schweiger, Nora Tschirner

„Mit einer Mischung aus Selbstironie und Selbstgefälligkeit spielt Schweiger einen aasigen Weiberhelden, den Berliner Boulevardreporter Ludo, der gemeinsam mit dem Fotografen Moritz die Hauptstadtprominenz belästigt. Ludo platzt unangemeldet in die Verlobungsfeier von Boxer Wladimir Klitschko (recht überzeugend dargestellt von Klitschko persönlich) mit der Schauspielerin Yvonne Catterfeld und demoliert aus Versehen die festlich gedeckte Tafel. Derart muffige Rollenmuster haben die meisten modernen Hollywood-Filme seit Jahren überwunden. In ‚Keinohrhasen‘ dagegen muss die schüchterne Anna (Nora Tschirner) vor dem Spiegel sogar eine Liebeserklärung üben. Kürzer, knapper müsse das Ganze rüberkommen, erkennt sie bald – ein Ratschlag, den der Filmemacher Schweiger leider missachtet hat. Stattdessen dehnt er selbst die gelungenen Gags derart schamlos, bis auch der letzte Lacher auf der Strecke bleibt.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, KI, OL

Kirschblüten - Hanami Deutschland 2008, R: Doris Dörrie, D: Elmar Wepper, Hannelore Elsner

„Kirschblüten - Hanami“ ist ein tieftrauriger und zugleich sehr beglückender Film über den Tod. Ein Verwaltungsbeamter , dessen Frau Trudi überraschend verstorben ist, bricht aus seiner bayerischen Heimat nach Japan auf - in ein Land, von dem Trudi zeitlebens geträumt hat. Neugierig und mit wieder erwachenden Sinnen erkundet er die fremde Kultur und erfährt dabei, wie stark die Liebe zu seiner Frau wirklich war. In ihrem bislang stärksten Film erzählt Doris Dörrie feinfühlig, lakonisch und bewegend von Verlust, Trauer und der Lebenslust im Angesicht des Todes.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

Kleiner Dodo Deutschland 2007, R: Thilo Graf Rothkirch, Ute von Münchow-Pohl

„Ein Animationsfilm für kleine Kinofans aus der Schmiede, die auch für ‚Lauras Stern‘ und den ‚Kleinen Eisbären‘ verantwortlich zeichnete: Orang-Utan-Nachwuchs Dodo findet im Regenwald ein rätselhaftes ‚Dingsbums‘, dem man tolle Töne entlokken kann: eine Geige! Ein einzelgängerischer Artgenosse, der das Instrument beherrscht, gibt diese Kunst an den Kleinen weiter. Bei seinen Abenteuern wird das Äffchen mit der Musik als Quelle von Inspiration und Heilung vertraut. Der kindgerechte Spaß wartet mit sympathischen Charakteren und ansprechender Animation auf.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, KI, OL

Knut und seine Freunde Deutschland 2007, R: Michael Johnson

„Vorgeblicher Naturfilm im Fahrwasser der „Knut-Mania“, die das Eisbären-Baby Knut im Berliner Zoo auslöste. Der kleine Eisbär steht zwar im Mittelpunkt, doch bezieht der Film auch eine Bären-Familie in der Arktis sowie Braunbären in Weißrussland mit ein. Dennoch bringt dies keinen Zugewinn, da die Vermenschlichung der Tiere auf die Spitze getrieben wird und man über die Lebensumstände der Tiere höchst wenig erfährt. Stattdessen gibt der Film vor zu wissen, wie es den Tieren geht und was sie denken, wobei ihn ein nervtötender Klangteppich und die nur schwer zu ertragende unfreiwillige Komik nicht besser machen.“ (filmdienst)BHV, H, HB, HH, HL, KI, Ol

Der Krieg des Charlie Wilson USA 2007, R: Mike Nichols, D: Tom Hanks, Julia Roberts

„Ein texanischer Kongressabgeordneter, Lebemann und leidenschaftlicher Antikommunist, versorgt quasi im Alleingang die afghanischen Mujaheddin nach dem Einmarsch der Sowjets in den 1980er-Jahren mit Waffen und Munition und unterstützt entgegen amtlicher US-Politik deren Kampf. Die schillernde, ebenso amüsante wie irritierende Polit-Satire lebt von geschliffenen Dialogen und den vor allem in den Nebenrollen überzeugenden Darstellern. Der Film hält sich weitgehend an die historischen Fakten, blendet aber die bitteren Bezüge zur Gegenwart aus.“ (filmdienst) DEL, HB, HH, KI

L

La Belle et la Bête Frankreich 1946, R: Jean Cocteau, D: Jean Marais, Joesett Day / Originalfassung mit Untertitlen

“Ein Traumschloss aus Licht und Schatten entwarfen Jean Cocteau und sein Kameramann Henri Alékan für die Märchenverfilmung ,La Belle et la Bête‘. Die Geschichte vom Sieg der Liebe über Selbstsucht und Gier gestalteten die beiden Künstler mit wenigen Dekorationsversatzstücken zu einem Triumph der Fantasie (und einer wunderschönen, leuchtenden Schwarzweißfotografie). Mittendrin: Jean Marais in einer Dreifachrolle als attraktives Biest mit aufwändiger Maske, als entzauberter Prinz und als eitler Freier der ,Schönen‘.“ (taz) HB

Der lange Weg ans Licht Deutschland 2006, R: Douglas Wolfsperger

„Dokumentarfilm über den Stand des Entbindungswesens in Deutschland am Beispiel einer sächsischen Kleinstadt. Regisseur Douglas Wolfsperger gelingt dank seiner Bildintuition und der Präsenz seiner Protagonisten eine ebenso amüsante wie informative Kulturgeschichte eines schon lange nicht mehr nur natürlichen Vorgangs.“ (tip) HH

Die Liebe in den Zeiten der Cholera USA 2007, R: Mike Newell, D: Javier Bardem, Giovanna Mezzogiorno

„„Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ , der Weltbestseller des kolumbianischen Literatur-Nobelpreisträgers Gabriel García Márquez, galt als unverfilmbar. Jetzt hat es der britische Regisseur Mike Newell (“Vier Hochzeiten und ein Todesfall“) trotzdem versucht - und ist gescheitert. Die unglückliche Liebe zwischen dem armen Telegrammboten Florentino (grotesk fehlbesetzt: Javier Bardem) und der reichen Fermina (Giovanna Mezzogiorno), im Roman eine tropenschwüle, tragische Romanze, verwandelt Newell in eine kitschige Kostümorgie - Márquez‘ magischer Realismus als 138-minütige Telenovela.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL

M

Meine Frau, die Spartaner und ich USA 2008, R: Jason Friedberg, Aaron Seltzer, D: Sean Maguire, Carmen Electra

„Kaum ist König Leonidas Akne und Zahnspange los, muss er gegen die Perser ziehen. Statt 300 stärken ihm ganze 13 Krieger den Rücken, und einer von denen hat nicht mal ein Sixpack. Vor der Schlacht gibt‘s jedenfalls erst mal schön Latte Macchiato. Konsequent bescheuerte Dumpf-Parodie auf das Spartaner-Spektakel „300“, angereichert mit Körpersäften (alles außer Blut), Tanzduellen und illustren Helden wie TV-“Hercules“ Kevin Sorbo, Ken Davitian aus „Borat“ als Perserpupser Xerxes und Rocky Balboa.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Meine Mutter, mein Bruder und ich Deutschland / Armenien 2006, R: Nuran David Calis, D: Erhan Emre, Kurt Ipokkaya

„Wenn man seine Vergangenheit nicht kennt, kann man seine Zukunft nicht erkennen, sagt Areg, als er erkennt, dass es nicht reicht, die neue Heimat Deutschland mit aller Kraft anzunehmen. Er muss auch seine armenischen Wurzeln akzeptieren. Aber bis er diese Erkenntnis aussprechen kann, muss er einiges an Erfahrung und Kraft aufwenden. Im wie beiläufig erzählten Alltag von Areg werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Kulturen deutlich. In vielen kleinen Nebenhandlungen gelingt es dem detailreichen und sinnlichen Film, sich zu weiten und ein ganzes Panorama von Charakteren und Verhaltensweisen zu zeigen.“ (Filmbewertungsstelle Wiesbaden) H

Mein Freund der Wasserdrache USA 2007, R: Jay Russell, D: Emily Watson, Ben Chaplin

„Ein kleiner Junge findet an einem schottischen See das Ei eines seltenen Wasserdrachens, erlebt mit dem geschlüpften Fabeltier allerhand Abenteuerliches und schließt eine Freundschaft, die auch durch den aufziehenden Krieg nicht getrübt wird. Groß angelegte Fantasy-Bestsellerverfilmung nach Vorbildern wie „E.T.“ oder „Free Willy“, unterhaltsam, aber weder dramaturgisch noch tricktechnisch überzeugend.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL

Michael Clayton USA 2007, R: Tony Gilroy, D: George Clooney, Tilda Swinton

„Michael Clayton“ , gespielt von George Clooney, ist der Ausputzer einer New Yorker Anwaltskanzlei, einer, der Probleme für Mandanten löst, wenn klassische juristische Mittel versagen. Ein undankbarer Job: Clayton ist verschuldet, seine Ehe liegt in Trümmern. Nun soll er auch noch ausgerechnet seinen Kollegen und Freund Arthur Edens (Tom Wilkinson) zur Räson bringen, der mitten in einem laufenden Verfahren die Seiten gewechselt hat. Edens wollte nicht länger einen Chemiekonzern und dessen skrupellose Rechtsabteilungsleiterin (Oscarrolle für Tilda Swinton) gegen geschädigte Farmer vertreten, die eine milliardenschwere Sammelklage anstrengen. Schnell gerät Clayton selbst zwischen die Fronten bei diesem unübersichtlichen Kampf um Geld und Macht. Tony Gilroy (Drehbuch und Regie) spielt in seinem Thriller nicht nur clever mit den üblichen Genre-Versatzstücken: Er liefert auch ein präzises Porträt der modernen Arbeitswelt, in der aus Kollegen Todfeinde werden können.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Musallat Türkei 2007, R: Alper Mestçi, D: Bikem Karavus, Burak Özçivit

„Ein dämonischer Dschinn zerstört das Liebesglück des jungen Ehepaares Suat und Nurcan, die mit der Höllenbrut schwanger geht. Stilsicheres türkisches Horrordrama um einen islamischen Exorzismus.“ (kino.de) BHV,HH

N

No Country for Old Men USA 2007, R: Ethan Coen, Joel Coen, D: Tommy Lee Jones, Javier Bardem

„Mit einer verblüffend werkgetreuen Cormac-McCarthy-Adaption gelingt den Gebrüdern Coen der wuchtigste Film ihrer Karriere. Vordergründig ein Thriller, in dem ein geplatzter Drogendeal die Suche eines Killers (Bösewicht der Dekade: Javier Bardem) und eines Sheriffs nach einem Cowboy und seiner Millionenbeute motiviert, ist „No Country for Old Men“ in seinem schwarzen Herzen eine lakonische Studie eskalierender Gewalt in God‘s Own Country, vor der nur noch die Flucht in die Erinnerung an bessere Zeiten hilft.“ (tip) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

O

Om Shanti Om Indien 2007, R: Farah Khan, D: Shahrukh Khan, Arjun Rampal

„„Om Shanti Om“ ist einer der unterhaltsamsten Bollywoodfilme dieses Jahrzehnts. Doch noch wichtiger: Es ist seit langem eine der schönsten Hommagen an das Kino und an Bollywood im Speziellen. Alle paar Jahre braucht es einen Film, der das zelebriert, was wir am Kino und an Bollywood lieben. Zu viele solcher Werke und man kriegt einen Überdruss. Aber „Om Shanti Om“ kommt genau zur rechten Zeit und fackelt ein Feuerwerk der Filmreferenzen ab, zitiert jeden nur erdenklichen Bollywood-Stil und lässt die Magie hochleben, die uns zu Fans macht. Wenn etwa Shahrukh Khan während der Ballade „Aankhon Mein Teri“ am Rockzipfel seines Idols hängen bleibt und wir mit ihm mitschwelgen in einer Stimmung zwischen Traum, Realität und Trance, dann vermittelt das genau das Gefühl, das gutes Kino und das Verehren eines Stars haben kann. Es versetzt uns in Ekstase.“ (molodezhnaja) H, HB, HH, KI,

Once Irland 2006, R: John Carney, D: Glen Hansard, Markéta Irglová

„Ein romantisches unkitschiges Musical ist der irische Publikumsfavorit des letzten ‚Sundance‘-Filmfestivals, der von einem jungen Straßenmusikanten und Staubsauger-Reparateur erzählt. Dieser singt sich in der Fußgängerzone Dublins den Schmerz des Verlassenwerdens von der Seele. Eine alleinerziehende Blumenverkäuferin und begabte Pianistin aus Tschechien wird auf ihn aufmerksam und kehrt am nächsten Tag, ihren kaputten Staubsauger hinter sich herziehend, zu ihm zurück. Der Beginn einer auch musikalisch hinreißenden Annäherung jenseits aller Hollywoodklischees - ebenso skurril wie realistisch und herzerwärmend.“ (Rheinischer Merkur) HH

Ossi’s Eleven Deutschland 2007, R: Oliver Mielke, D: Tim Wilde, Stefan Jürgens

„Die Geschichte will den „Ocean’s Eleven“-Plot in die ostdeutsche Plattenwüste versetzen: Langsam und eher zufällig sammelt sich ein Konglomerat von Mittätern, dass alte D-Mark Münzen klauen und mit dem Erlös den jeweiligen Lebenstraum verwirklichen will. Dazu kommt allerlei Sozialkitsch. Regisseur Oliver Mielke, sonst als Produzent der „Bullyparade“ tätig, setzt auf Vollkaskospäße mit bezahlten Sicherheitsprämien.“ (tip) DEL, HB, HH, KI

Out of the Past USA 1947, R: Jaques Tourneur, D: Robert Mitchum, Jane Geer, Kirk Douglas / Originalfassungmit Untertiteln

“Der definitive Rückblenden-Film, in dem unser dem Untergang geweihter Held ein Rendezvous mit dem Tod und seiner Vergangenheit in der Verkörperung durch Jane Geer hat. Betörend und entschieden unheilvoll ist dies einer der verwirrensten und schönsten Filme, die je gedreht wurden. Die in der Tradition des „film noir“ verdammte und pervers korrumpierte Welt wurde nie packender auf der Leinwand spürbar gemacht. Die Szene, in der Mitchum in einer mexikanischen Bar unter einem flackernden Neonschild wartet, bringt es genau auf den Punkt: Nichts passiert, doch alles ist gesagt.“ (Time Out-Film Guide) HB

P

Picture of Light Kanada/Schweiz 1995, R: Peter Mettler / Originalfassung mit Untertiteln

„Das Nordlicht (Aurora borealis) kennen die meisten Menschen nur aus dem Fernsehen. Was ist es nun aber wirklich? Eine mystische Offenbarung? Oder doch einfach nur elektromagnetische Ströme? „Picture of Light“ von Peter Mettler beleuchtet dokumentarisch die Spannung zwischen Natur und Technik, Wissenschaft und Mythos in einem atmosphärisch dichten Film, den man sich am besten in der melancholisch-ausgeglichenen Stimmung nach einer durchzechten Nacht anguckt. Ein echter Chill-out-Film.“ (taz) HB

P. S. Ich liebe dich USA 2007, R: Richard LaGravenese, D: Hilary Swank, Gerard Butler

„Schmonzette um eine Frau, die nach dem Tod ihres Mannes per Schnitzeljagd den Glauben an die Liebe wiederfinden muss. In der Zeit, die dieser Film dauert, könnten Sie auch prima joggen gehen, die Steuererklärung machen, was Schönes kochen oder lesen.“ (tip) H, HB, HH

R

Reservoir Dogs USA 1991, R: Quentin Tarantino, D: Harvey Keitel, Steve Buscemi, Tim Roth / Originalfassung mit Untertiteln

Das in seiner strengen Logik gnadenlose Abdriften des vermeintlich perfekten Verbrechens ins Chaos sowie die komplizierte Erzählstruktur hat Tarantino von Stanley Kubricks „The Killing“ übernommen, und die guten Kenner des Hongkong-Action-Kinos können genau belegen, aus welchen Filmen Tarantino welche Szenen abgekupfert hat. Dennoch ist er auch in seinem Regie-Debüt schon weit mehr als nur ein Epigone. Der Film hat eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Jedes Bild, jeder Ton, jede Einstellung stimmt. Wie bei Kubricks Film liegt hierin die feine Ironie von „Reservoir Dogs“: Das präzis geplante Verbrechen geht schief, aber der genauso perfektionistisch geplante Coup im Kino gelingt. (hip) HH

Die rote Zora Deutschland 2007, R: Peter Kahane, D: Linn Reusse, Jakob Knoblauch

„Im Kroatien der 30er Jahre wirbeln eine rothaarige Göre und ihre Gang das Leben ihrer Mitmenschen gehörig durcheinander.In prächtigen Bildern geschickt zwischen Humor, Abenteuer und Drama balancierend, gefällt die längst überfällige Kinoversion des Jugendbuch-Klassikers mit Ben Becker und Mario Adorf vor allem mit seinem Idealismus und einer leidenschaftlich vorgetragenen sozialen Botschaft. Kinder, die Zora lieben, werden später wohl nicht mit Hedgefonds dealen.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

S

Die Satansweiber von Tittfield - Faster, Pussycat! Kill, Kill! USA 1966, R: Russ Meyer, D: Tura Satana, Lori Williams

Dies ist eines der Vorbilder für Tarantinos „Death Proof“. Russ Meyer war besessen von Brüsten, und beim Casting war bei ihm die Körbchengröße immer wichtiger als so etwas Nebensächliches wie schauspielerisches Talent. So sind die drei Heldinnen von „Faster, Pussycat! Kill! Kill!“ eher Naturgewalten als auch nur halbwegs glaubwürdige Charaktere, und diese extreme Stilisierung strebte Meyer auch an, wenn er sie ihre Oberweiten so bedrohlich wie Waffen in die Kamera ragen lässt. Doch Varla, Rosie und Billie sind alles andere als Sexobjekte, wenn sie in ihren Sportwagen in die Wüste fahren, um dort jeden Mann zu terrorisieren, dem sie begegnen. Jede Filmfigur ist grotesk überzeichnet und die Szenen sind so hysterisch überspitzt, dass „Pussycat“ wie ein Popcomic wirkt, in dem die Superhelden fehlen und die Superschurken Frauen sind. (hip) HH

Saw IV USA 2007, R: Darren Lynn Bousman, D: Tobin Bell, Costas Mandylor

„Wer gehofft hatte, mit dem Tod des sadistischen Serienmörders Jigsaw würde auch die dazugehörige Filmserie endlich ihr wohlverdientes Ende finden, sieht sich enttäuscht. Offenbar besorgt um seinen Nachruhm, hat der irre Schlaufuchs nämlich rasch noch eine Audiokassette verschluckt, auf der sich sein Vermächtnis befindet. Als die bei der Autopsie entdeckt wird, ist das Entsetzen groß. Bei den ermittelnden Polizisten nicht weniger als beim Publikum. Denn neuerlich heißt es nun ausbaden, was enthemmte Drehbuchautoren sich ausgedacht haben.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Schmetterling und Taucherglocke Frankreich/USA 2007, R: Julian Schnabel, D: Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner / Originalfassung mit Untertiteln

„Verfilmung der Autobiographie des ehemaligen Chefredakteurs der französischen Elle, der mit 43 Jahren aus heiterem Himmel einen Gehirnschlag erlitt. Die Autobiografie von Jean-Dominique Bauby ist ein eindringliches Dokument eines Mannes, der nur noch vier Monate zu leben hat und diese letzten Tage seines Lebens unter Aufbringung aller Kraftreserven voll Energie und mit poetischer Schönheit festhält. Der New Yorker Künstler Julian Schnabel nahm sich der Lebens- und vor allem Sterbegeschichte Baubys in seiner dritten Regiearbeit an. Wie die vergleichbaren „Mein linker Fuß“ und „Das Meer in mir“ erzählt Schnabel die Geschichte einer Behinderung, betont mit ihrer Hilfe aber stets die Schönheit und Einzigartigkeit des Lebens.“ (Blickpunkt: Film) H

Die Schwester der Königin USA 2008, R: Justin Chadwick, D: Scarlett Johansson,Natalie Portman

„Kostümfilm um die Schwestern Anne und Mary Boleyn. Nachdem sie von ihrer tugendhaften Schwester als Mätresse in der Gunst des englischen Königs Heinrich VIII. ausgestochen wurde, gelingt es Anne nachträglich, diesen so zu fesseln, dass er um ihretwillen Mary verstößt, sich gegen den Willen des Papstes scheiden lässt und den Bruch der englischen mit der römisch-katholischen Kirche heraufbeschwört. Trotz hervorragender Darsteller verflacht das historische Sujet zum Melodram mit misogynen Untertönen.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL

Seither Japan 1985, R: Morita Yoshimitsu, D: Matsuda Yusaku, Fujitani Miwako / Originalfassung mit Untertiteln

„Vor der Kulisse Tokyos in der späten Meiji-Zeit (1900--1912) verbringt der 30-jährige Nagai Daisuke seine Tage mit Lesen und Spazierengehen. Seinen Unterhalt finanziert seine Familie. Eines Tages trifft er seinen alten Freund Hiraoka Tsunejiro wieder, der seit dem Studium als Bankangestellter arbeitet und gerade in Schwierigkeiten ist. Tsunejiros Frau Michiyo war an der Universität Daisukes heimliche Liebe. Zugunsten seines Freundes verzichtete er auf sie. Nun holen ihn die alten Gefühle wieder ein, die scheinbar auch erwidert werden. Natsume Soseki (1867--1916) gilt als einer der bedeutendsten Romanautoren Japans.“ (Kino 46) HB

Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Brad Pitt, Morgan Freeman / Originalfassung ohne Untertitel

“Dieser gruselige Detektiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorener Art und Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Regisseur Fincher hat ein Talent dafür, langsam eine Bedrohung anschwellen zu lassen und er lässt den Schauspielern Raum, um ihre Figuren mit bedeutsamen Pausen, kleinen Gesten und komischen Details interessant zu machen.“ (World Premiere) HH

Die Spaziergängerin von Sans-Souci Deutschland/Frankreich 1982, R: Jacques Rouffio, D: Romy Schneider, Michel Piccoli

“Für den Präsidenten einer Hilfsorganisation wird die Vergangenheit wieder lebendig, als er in einem ausländischen Diplomaten einen faschistischen Botschaftsrat erkennt: der Tod seiner jüdischen Eltern, seine Verkrüppelung durch die SA, seine Flucht und der Überlebenskampf seiner Pflegemutter, einer deutschen Emigrantin in Paris, deren Mann ins KZ gebracht worden war. Er nimmt späte Rache und erschießt den Mörder der Menschen, die er liebte. Als große Rückblende erzählter melodramatischer Liebesfilm mit politischen Bezügen, der arg konstruiert wirkt und die heraufbeschworene Nazi-Zeit eher als nostalgisch angehauchte Zeitkulisse einsetzt. Herausragend allein die schauspielerische Leistung Romy Schneiders in ihrer letzten Rolle.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Step Up 2 the Streets USA 2008, R: Jon Chu, D: Briana Evigan, Robert Hoffman

„Eine ebenso talentierte wie rebellische „Street“-Tänzerin beginnt ein Tanzstudium an einer Elite-Schule. Gegen den Widerstand der Schulleitung, aber protegiert von einem einflussreichen Elite-Tänzer, kann sie gemeinsam mit einigen Außenseitern der Schule ihren „anrüchigen“ Tanzstil rehabilitieren. Der betont auf subversiv und „cool“ getrimmte Jugend-Tanzfilm setzt sich nur wenig überzeugend mit der „Underground“-Tanzszene auseinander und propagiert wenig differenziert Selbstbewusstsein und Respekt als Voraussetzungen für den sozialen Aufstieg.“ (filmdienst) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street USA 2007, R: Tim Burton, R: Johnny Depp, Helena Bonham Carter

Wann wurden je scharfe Messer so liebevoll besungen? Wann spritzte Blut so rhythmisch zu Broadway-Melodien? Wann wurde Kannibalismus so stilvoll kultiviert? Tim Burton macht hier Kino im Stil des Grand Guignol und schuf ein groteskes Gruselstück, das so theatralisch inszeniert ist, dass auch die blutigsten Szenen nicht garstig wirken, sondern wohliges Schauern auslösen. Das Personal scheint einem Roman von Charles Dickens entsprungen zu sein, und das London des Films ist jener mythische Ort der Schauerliteratur, bei dem hinter jeder Ecke ein Jack the Ripper droht und die Straßen voll von bettelnden Kindern, Prostituierten in zerrissenen Kleidern und Marktschreiern sind. Diese Welt hat Tim Burton mit viel Liebe zum schrecklichen Detail eingerichtet und mit skurrilen, durchweg unterhaltsamen Typen bevölkert. So ist „Sweeney Todd“ ein teuflisches Vergnügen, das einem höchstens den Appetit auf Fleischpasteten verdirbt. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

T

10.000 B.C. USA 2007, R: Roland Emmerich, D: Steven Strait, Camilla Belle

„In Roland Emmerichs Steinzeit-Spektakel kämpft ein Mammutjäger gegen prähistorische Raubtiere und einen feindlichen Kriegsherrn. Emmerichs Erfolgsrezept ist einfach: Anstatt Millionen von Dollar in große Stars wie Brad Pitt oder Tom Cruise zu stecken, spart sich der gebürtige Schwabe das Geld lieber für überzeugende Spezialeffekte und bombastische Kulissen auf. Schließlich soll der Zuschauer sehen, wohin die gigantischen Budgets fließen. Wenn ein Säbelzahntiger zum tödlichen Sprung ansetzt, blutrünstige Vogel-Saurier im dichten Dschungel die Jagd auf frisches Menschenfleisch eröffnen und Pyramiden mithilfe von perfekt animierten Mammuts zu imposanter Größe heranwachsen, werden selbst renommierte Urzeitforscher mit offenen Mündern dem „Master of Disaster“ Tribut zollen.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

There Will Be Blood USA 2007, R: Paul Thomas Anderson, D: Daniel Day-Lewis, Paul Franklin Dano

„Dies ist ein großer Film, von Paul Thomas Anderson mit selbstbewusster Bescheidenheit geformt. Ein Epos über Familie, Macht, Glück und Tragik - geprägt durch die Entdekkung und den Besitz des neuen Schatzes, des Öls. Mephistophelisch angelegte Figuren stehen im Mittelpunkt der Filmhandlung, die sich über die ersten drei Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts erstreckt: der „Erdölmann“ Daniel Plainview, von Daniel Day-Lewis grandios verkörpert, und der junge Pater Eli Sunday, ebenso überzeugend durch Paul Dano dargestellt. Beide sind Fanatiker, die alles ihren Zielen rücksichtslos unterordnen. Allein die filmische Qualität ihrer Duelle in Wort und Tat begeistern den Cineasten. Großartig auch der Sound: besonders beeindruckend dann, wenn die Musik mit Geräuschen aus dem Filmgeschehen zu einer Einheit verschmilzt.“ (Filmbewertungsstelle Wiesbaden) H, HB, HH, HI

Trip to Asia Deutschland 2007, R: Thomas Grube

„Die Dokumentation nimmt eine Konzerttour durch asiatische Metropolen zum Anlass, um mit den Berliner Philharmonikern und ihrem Dirigenten auf die Suche nach jenem Etwas zu gehen, das ein Orchester dazu befähigt, verschiedenste Musiker-Individuen im harmonischen Zusammenklang zu einen. Faszinierende Einzelgespräche, musikalische und persönliche Selbsterkenntnisse sowie Proben- und Konzertsituationen werden mit Impressionen fremder Kulturen kompiliert. So konkurriert das faszinierende Erlebnis künstlerischen Schaffens zwar etwas mit der exotischen Rahmenhandlung, nichtsdestotrotz ist die Musik-Doku aber sehr aufschlussreich.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI, OL

27 Dresses USA 2008, R: Anne Fletcher, D: Katherine Heigl, James Marsden

„‚27 Dresses‘ ist eine dieser bemerkenswerten Hollywood-Romanzen, die ohne eine einzige originelle Idee auskommen und trotzdem ganz ordentlich unterhalten. Das liegt weniger an Anne Fletchers träger Regie oder der trutschigen Geschichte um eine ewige Brautjungfer, die in bemitleidenswerter Verzweiflung daran arbeitet, endlich ihre eigene Hochzeit auszurichten. Aus der Mittelmäßigkeit hebt den Film einzig die hinreißende Hauptdarstellerin Katherine Heigl (‚Grey‘s Anatomy‘), die hier eindrucksvoll ihre Starqualitäten beweist.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

U

Unsere Erde - Der Film Großbritannien/Deutschland 2007, R: Alastair Fothergill, Mark Linfield

„Unsere Erde“ ist die wohl aufwendigste Naturdokumentation aller Zeiten, eine epische Expedition zu den letzten Paradiesen des Planeten. BBC-Regisseur Alastair Fothergill (“Deep Blue“) zeigt kleine und große Eisbären, Löwen auf Elefantenjagd, Paradiesvögel im Liebesrausch, wasserscheue Paviane und todesmutige Entenküken beim Jungfernflug - aber keine Menschen. Nur die Stimme von Ulrich Tukur gibt dem Zuschauer ein paar Fakten an die Hand, aber in der Regel sprechen die spektakulären Bilder für sich: Zoologie als wahres Kinowunder.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

V

DasVermächtnis des geheimen Buches USA 2007, R: Jon Turteltaub,D: Nicolas Cage, Diane Kruger

„Um das Gerücht zu widerlegen, dass die Vorfahren seiner Familie in die Ermordung Abraham Lincolns verwickelt seien, begibt sich ein Wissenschaftler auf eine abenteuerliche Reise rund um die Welt, wobei er nach vielen falschen Fährten an einem mythischen Ort der Maya strandet und deren Goldschatz findet. Zweiter Film einer routinierten, aber nicht sonderlich profiliert entwickelten Abenteuerserie, der es an Ironie und erzählerischem Atem, vor allem aber an Charme mangelt.“ (filmdienst) DEL, H, HB, KI, OL

Die Viererbande / La bande des quatre Frankreich 1988, R: Jacques Rivette , D: Bulle Ogier, Benoit Regent / Originalfassung mit Untertiteln

Zweieinhalb Stunden geht es um nichts und gleichzeitig doch um alles. Die Liebe und das Leben, Tod und Sex und worüber Franzosen sonst so gerne Filme drehen. Doch Rivette ist ein guter Grund, sich mit dem französischen Kino der letzten Jahre auszusöhnen und einfach eine klug inszenierte Geschichte zu genießen: Vier Schauspielschülerinnen bewohnen ein Haus am Stadtrand von Paris. Die frühere Bewohnerin Cécile hat dort ein Geheimnis zurückgelassen, das jetzt in allen Mädchenköpfen weiter spukt. Und dann kommt der große, unheimliche Fremde und will ins Viermädelhaus eindringen. (taz) HH

Von einem der auszog - Wim Wenders‘ frühe Jahre Deutschland 2006 , R: Marcel Wehn

“Dokumentarfilm über Wim Wenders‘ Anfänge als Filmmacher bis zu seiner Übersiedlung in die USA 1977, um seinen ersten amerikanischen Film, „Hammett“, zu drehen. Ein ebenso persönliches wie offenherziges Porträt, das gleichermaßen die Einfühlungsgabe des jungen Dokumentaristen als auch die Souveränität des Porträtierten zeigt.“ (tip) H

W

Das Waisenhaus Spanien 2007, R: Juan Antonio Boyona, D: Belén Rueda, Fernado Cayo

Schönen, kultivierten Schrecken können zur Zeit am besten die Filmemacher aus spanischsprachigen Ländern verbreiten. Das titelgebende Gebäude erweißt sich als eine verwunschen, schöne Villa, in der natürlich bald seltsame Dinge passieren. Statt des Schocks ist Boyonas bevorzugte Waffe das bange Erwarten, und so geht er sehr sparsam mit den Buh-Effekten und Geistererscheinungen um, die gerade deshalb um so wirksamer sind. Wenn man sich auf den Film einlässt, bekommt man es wirklich mit der Angst zu tun. (hip) H, HH

Die Welle Deutschland 2008, R: Dennis Gansel, D: Jürgen Vogel, Frederick Lau

„Rainer Wenger ist Lehrer an einem deutschen Gymnasium. Er soll in einer Projektwoche das Thema Autokratie durchnehmen. Die Klasse bezweifelt, dass eine Diktatur wie in Nazideutschland heute noch möglich wäre. Der Lehrer beginnt spontan ein Experiment. Die Schüler müssen ihn fortan mit Herr Wenger ansprechen, bei jeder Wortmeldung aufstehen, gerade sitzen. Die Klasse macht mit und nimmt die Regeln der nächsten Tage mit wachsender Begeisterung auf: eine Uniform, ein Logo, ein gemeinsamer Gruß. Dennis Gansel verfilmt zum ersten Mal für das Kino ein schulisches Experiment, das der Geschichtslehrer Ron Jones 1967 an einer kalifornischen Highschool durchführte. Das Spielfilm-Ergebnis ist allerdings weniger beklemmend, als zweifellos beabsichtigt, sondern mittelmäßig inszeniert und pädagogisch überfrachtet.“ (cinefacts) H, HH

Y

Young-Collection: Kinder-Kurzfilmprogramm Kurzfilmwettbewerb und Forum junger Filme

„Dieses mal richtet sich der Kurzfilmwettbewerb an Kinder. Am Sonntag, den 9. März 2008 wird ein sehr junges Publikm einen Querschnitt durch Genres und Themen sehen, die Filmemacher zu ihrer Arbeit befragen und seinen Lieblingsfilm wählen - auch Große sind willkommen.“ (Filmbüro Bremen) HB

Z

Der Zauberer von Oz USA 1939, R: Victor Fleming, D: Judy Garland Was haben Salman Rushdie, David Lynch, Elton John und Millionen amerikanischer Kinder, die sich alle Jahre wieder zu Weihnachten den gleichen Film auf dem Bildschirm ansehen, gemeinsam ? Sie sind alle in den Bann des „Wizard of Oz“ geschlagen. Rushdie bekennt in seinem liebevollen Essay „a short text about magic“, daß dieser Film seine „very first literary influence“ gewesen sei; Lynch hat „Blue Velvet“ und „Wild at Heart“ reichlich mit Zitaten aus dem Hollywoodklassiker gespickt und Elton Johns „Goodbye, Yellow Brick Road“ ist offensichtlich ein Tribut an Dorothy aus Kansas und ihren Hund Toto. (hip) HH