„Großer Forschungsbedarf“

DISKUSSION Rena Kenzo informiert im DGB-Haus über weiblichen Rechtsextremismus

■ 45, ist Gründungsmitglied des Forschungsnetzwerks „Frauen und Rechtsextremismus“.

Frau Kenzo, wird die rechte Szene nicht ausschließlich von Männern dominiert?

Nein, zum Beispiel sind die weiblichen Mitglieder der NPD, außer im Bundesvorstand, in allen Schlüsselpositionen vorhanden. Trotzdem werden sie in vielen Bereichen von den Männern ausgegrenzt und genauso diskriminiert wie die Frauen in der linken Szene oder der Mitte der Gesellschaft.

Aber es gibt ein bestimmtes, rechtsextremes Frauenbild?

Lange Zeit gab es nur das Heimchen am Herd. Aber das hat sich geändert. Die rechte Szene hat erkannt, dass sie mehr Frauen erreicht, wenn sie vielfältige Identifikationsbilder anbietet und auch die Straßenkämpferin als Frauenrolle akzeptiert.

In wie weit organisieren sich die Frauen unabhängig von den Männern?

Es gibt reine Frauenorganisationen, unter anderem den Ring Nationaler Frauen, die auch zum Ziel haben die weibliche Position zu stärken und einen Zusammenhalt zu fördern. Damit ähneln sie feministischen Organisationen der 70er-Jahre.

Haben diese Vereinigungen frauenspezifische Forderungen?

Ja, zum Beispiel die Aufwertung der Mutterrolle durch Müttergehalt – wobei sie natürlich ausländische Frauen davon ausschließen.

Wie viel weiß man über die Frauen in rechtsextremen Netzwerken?

Es besteht großer Forschungsbedarf. Leider will man nicht ausreichend Gelder bewilligen. Zum Beispiel ist die Geschichte der rechten Frauen zwischen 1945 und 1990 und die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland nicht ausreichend erforscht. Auch zur Gewaltbereitschaft von rechten Frauen gibt es keine genauen Erhebungen.

INTERVIEW: ANI

DGB-Haus, 17-21 Uhr