Nur für Hetero-Paare

DISKRIMINIERUNG Als Lesben durften zwei Frauen ein Haus nicht kaufen. Klagen können sie wohl nicht

Birgit W. und ihre Frau wollten ein Haus kaufen. Ein Reihenhaus in Bremen-Findorff mit kleinem Garten, vier Zimmern und fast 100 Quadratmeter groß. In einer ruhigen Seitenstraße gelegen sollte das 1926 erbaute Haus knapp 140.000 Euro kosten. Die Finanzierung stand, der notarielle Vorvertrag war unterschriftsreif. Ein Termin zur Unterzeichnung ist schon anberaumt, als die Frage aufkommt, mit wem Frau W. denn einziehen wolle. Mit ihrer Lebenspartnerin, antwortet die Maklerin. Nein, so die Antwort, so hätten sie sich das nicht vorgestellt, das wollten sie nicht. An Lesben wird das Haus nicht verkauft.

Die beiden EigentümerInnen, ein Geschwisterpaar von Ende 40, Anfang 50, haben die Immobilie geerbt, die Mutter ist kürzlich gestorben, beide sind in dem Haus aufgewachsen. Birgit W. ist nur ein paar Jahre jünger, Sozialpädagogin von Beruf, sie arbeitet in der Jugendhilfe. „Es ist das erste Mal, dass ich so offensichtlich diskriminiert wurde“, sagt sie.

Erfolgreich dagegen klagen kann sie wohl nicht. „Ich sehe nicht viele Chancen, dass man rechtlich dagegen vorgehen kann“, sagt Rechtsanwalt Dominik Krause, spezialisiert auf Immobilien- sowie Wohnungseigentumsrecht – zumindest nicht, solange es sich nicht um einen institutionellen Verkäufer handelt. Inge Horstkötter, Anwältin mit Schwerpunkt Frauengleichstellungs- und Antidiskriminierungsrecht, findet den Vorfall zwar „ein Unding“ – aber „vermutlich“, so ihre erste „vorsichtige Einschätzung“, sei das „nicht justiziabel“. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) biete „keinen umfassenden Zivilrechtsschutz“. Ähnliches ist vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland zu hören. Allenfalls käme eine Klage wegen Beleidigung in Frage.

„Für mich war das ein einschneidendes Erlebnis“, sagt W. „Man hat das Gefühl, man lebt in einer liberalen Gesellschaft – aber es ist gar nicht so.“

Das Haus in Findorff steht nun weiter zum Verkauf. Beim zuständigen Makler – der nun auch noch keine Courtage bekommen wird – heißt es, der Fall sei so in den letzten Jahren noch nicht vorgekommen. mnz