Keine Schule für Arme

Kinder sozial schwacher Familien können Ganztagsschulen nicht nutzen: Der Essensbeitrag ist zu hoch

DÜSSELDORF taz ■ Immer mehr Eltern erkundigen sich bei sozialen Einrichtungen nach Möglichkeiten, dass Essensgeld für ihre Kinder zurück erstattet zu bekommen. „Diese Tendenz verdeutlicht die steigende Armut“, erklärt Michaela Hofmann, Referentin für Armutsfragen bei der Caritas. Das hat zur Folge, dass immer weniger Kinder aus sozial schwachen Familien die Angebote der Offenen Ganztagsschule nicht nutzen können.

Es gibt aber nicht nur Unterschiede zwischen Arm und Reich, auch der Wohnort sozial schwacher Familien ist entscheidend, wie eine Umfrage der Freien Wohlfahrtsverbände in NRW zeigt. Weil die Städte selbst die Höhe der Beiträge für Ganztagsbetreuung und Mittagessen festlegen, herrscht nach einer Umfrage der Freien Wohlfahrtspflege in 25 Städten große Uneinheitlichkeit.

So ergab die Studie Unterschiede von bis zu 1.000 Euro pro Jahr bei einer Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern. Demnach muss in Siegburg eine Familie mit zwei Kindern an einer Ganztagsschule 205 Euro im Monat für das Mittagessen und die Betreuung bezahlen. Die Stadt Köln verlangt dagegen für zwei Kinder lediglich 126 Euro monatlich.

„Das dieses Problem in den Kommunen existiert, ist bekannt“, weiß Andrej Priboschek, Sprecher des NRW-Schulministeriums. Doch seien dies „eher Einzelfälle“. Eine Aussage, die Hofmann nicht nachvollziehen kann. Alleine die „Aktion Lichtblicke“ schüttete 2006 in NRW 120.000 Euro an Eltern aus, die das Essensgeld für ihre Kinder nicht aufbringen konnten.

Momentan besuchen etwa 115.000 Kinder in Nordrhein-Westfalen eine der 2.200 Offenen Ganztagsschulen. Weitere 45.000 Schulplätze sollen bis 2007 eingerichtet werden.CIGDEM AKYOL