Starker Yen gesucht

Die japanische Währung verliert an Wert. Das hilft Honda und Co, macht Europas Finanzministern aber Sorgen

BERLIN taz ■ So einfach war die Welt früher: Die sieben großen Industrieländer beschließen eine Anpassung der Wechselkurse, und schon bewegen sich die Kurse in die gewünschte Richtung. 1985 sorgte die G 7 für eine Abwertung des US-Dollar, und zwei Jahre später stabilisierte sie seinen Kurs wieder. Heute gibt es Probleme mit dem japanischen Yen. Auch auf ihrem Treffen am Samstag in Essen möchten die G-7-Finanzminister die Wechselkurse stabilisieren. Ob sie sich einigen können, ist fraglich. Man werde die „jeweiligen Positionen austauschen“, war alles, was Finanzstaatssekretär Thomas Mirow dazu verlauten ließ.

Der Yen verliert immer weiter an Wert, obwohl sich die japanische Wirtschaft eigentlich schon wieder erholt hat. Der Grund: Japans Zentralbank hält die Zinsen auf dem extrem niedrigen Niveau von 0,25 Prozent. Weil die Geldanlage in Yen deshalb unattraktiv ist, bleibt die Nachfrage und damit der Kurs niedrig. Das ist der Regierung in Tokio ganz recht, denn dadurch werden japanische Waren auf dem Weltmarkt preiswert. Den Europäern aber missfällt das. Hinzu kommt die Sorge über die ausufernde Devisenspekulation. Nicht nur Hedge-Fonds, sondern sogar schon Privatanleger pumpen sich Yen fast zinsfrei, um das Geld dann viel höher verzinst etwa in Europa anzulegen.

Der Streit geht nun um die Frage, ob Währungen allein dem freien Markt überlassen werden sollten oder nicht auch eine Sache der Politik seien. US-Finanzminister Henry Paulson, ein früherer Investmentbanker, machte jedoch im Vorfeld der G-7-Tagung klar, dass der Wert des Yen auf den Devisenmärkten bestimmt werde. Daraufhin kam es zu einem weiteren Kursrutsch, weil Devisenhändler die Aussage als Hinweis darauf werteten, dass in Essen keine Stützung des Yen beschlossen wird.

Die USA möchten stattdessen lieber den chinesischen Yuan aufs Korn nehmen, der von der Regierung in Peking künstlich billig gehalten wird. Wie sich die Machtverhältnisse auf den Weltmärkten geändert haben, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Vertreter Chinas am Samstag mit am Tisch sitzen. Ohne China seien solche Diskussionen kaum noch sinnvoll, räumte Mirow ein.

Auch in anderen Fragen schafft es die einst so mächtige G 7 nicht mehr, mit einer Stimme zu sprechen und sich so gegen den Rest der Welt durchzusetzen. Das gilt für die Regulierung der hoch spekulativen Hedge-Fonds. Die Bundesregierung will, anders als die Briten und die USA, mehr Transparenz, wäre aber schon glücklich, wenn in Essen ein Fahrplan für das weitere Vorgehen aufgestellt wird.

Und es gilt noch mehr für die geplante Reform des Internationalen Währungsfonds (IWF), wonach Schwellenländer wie Brasilien und China mehr Stimmrechte und Sitze im Exekutivdirektorium bekommen sollen. Umstritten ist, wer dafür Stimmen abgeben soll. Die Idee der USA: Die Stimmgewichtung soll künftig weniger vom Außenhandel und stärker vom Bruttoinlandsprodukt des jeweiligen Landes abhängen. Das würde darauf hinauslaufen, dass vor allem die europäischen Handelsmächte Stimmen verlieren würden. Nicht überraschend sind es hier die Europäer, die sich querstellen. NICOLA LIEBERT