UNTERM STRICH

Der Berliner Friedrichstadt-Palast setzt ein Signal gegen Schwulenfeindlichkeit. Auf einer „pinken Liste“ stehen 83 Staaten, deren Botschafter künftig nicht mehr zu Premieren eingeladen werden. „Wir feiern unsere Premieren nicht mit Vertretern, die Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung unterdrücken, drangsalieren oder kriminalisieren“, sagte Intendant Berndt Schmidt. Die Regel soll das erste Mal zur Premiere der neuen Show „The Wyld“ im Oktober greifen. Neben zahlreichen afrikanischen und asiatischen Staaten steht auch Russland auf der Liste. Schon 2012 hatte der Friedrichstadt-Palast einen Boykott gegen die schwulenfeindlichen russischen Gesetze beschlossen und war dafür vom Berliner CSD mit einem Sonderpreis für Zivilcourage ausgezeichnet worden.

Das Bayreuther Publikum und Jan Philipp Glogers „Fliegender Holländer“ versöhnen sich. Im Premierenjahr 2012 noch mit einem Buh-Konzert bedacht, hat das Publikum inzwischen Gefallen gefunden an der Interpretation. Möglicherweise liegt das daran, dass Gloger einfach die Geschichte erzählt. Bei den Richard-Wagner-Festspielen, die in diesem Jahr von einem Biogasanlagen-„Tannhäuser“ und Frank Castorfs „Ring des Nibelungen“ dominiert werden, ist das nämlich eine Seltenheit. Das als traditionsbewusst geltende Bayreuther Publikum goutiert so etwas. Auch wenn es sicher schon progressivere Interpretationen gegeben hat – Gloger hat sich auseinandergesetzt mit Wagners Oper, hat ihr einen eigenen Stempel aufgedrückt, ohne die Geschichte zu verraten. Im Jahr drei der Inszenierung denkt niemand mehr an den Skandal von 2012. Damals war kurz vor den Festspielen herausgekommen, dass der als „Holländer“ besetzte Jewgeni Nikitin ein mittlerweile überstochenes Hakenkreuz-Tattoo aus Jugendzeiten auf dem Oberkörper trägt. Nach einer hitzigen öffentlichen Debatte warf der Sänger das Handtuch. Für ihn sprang Samuel Youn ein, der heute noch den „Holländer“ gibt. Ricarda Merbeth als Senta, Benjamin Bruns als Steuermann und Kwangchul Youn als Daland werden – genau wie Dirigent Christian Thielemann – frenetisch gefeiert.