Kein Zugang zur Absturzstelle

UKRAINE/RUSSLAND Heftige Kämpfe im Osten blockieren internationale Experten. Russland drohen härtere Sanktionen. Moskau sieht Sicherheitslage gefährdet

KIEW/MOSKAU dpa/afp/taz | Die internationalen Bemühungen um Zugang zur Absturzstelle vom Flug MH17 in der Ostukraine haben einen schweren Rückschlag erlitten. Zwar erreichten die Niederlande und Malaysia Absprachen mit den prorussischen Separatisten, Experten an die Unglücksstelle zu lassen. Doch am Sonntag brachen dort heftige Panzergefechte aus. Die ukrainische Armee versuchte nach Angaben aus Kiew, die Absturzstelle der malaysischen Boeing bei Grabowo von den Aufständischen zu erobern. Beim Abschuss der Zivilmaschine waren am 17. Juli 298 Menschen ums Leben gekommen.

„Wegen Kämpfen in dem Gebiet ist die Lage vorläufig zu instabil, um sicher an der Absturzstelle zu arbeiten“, teilte die niederländische Regierung in Den Haag mit. Zehn Tage nach dem Absturz der Boeing der Malaysia Airlines über der Ostukraine sollten 30 forensische Experten erstmals in das Gebiet fahren, um dort weitere Opfer zu bergen.

Die ukrainischen Truppen wollten „das Absturzgebiet der Boeing 777 von Terroristen befreien, um internationalen Experten Sicherheit zu garantieren und die Möglichkeit für ihre Untersuchungen“. Das sagte der Sprecher des Sicherheitsrats, Andrej Lyssenko, in Kiew laut Interfax. Bei Kämpfen im Osten der Ukraine sind nach Regierungsangaben mindestens 13 Menschen getötet worden. Ein ukrainischer Militärsprecher hatte zuvor von Angriffen prorussischer Separatisten mit Raketenwerfern auf Wohnviertel in Gorliwka berichtet.

Sanktionen drohen

Wegen der Ukraine-Krise will die Europäische Union am Dienstag erstmals Wirtschaftssanktionen gegen Russland in Kraft setzen. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy bat die 28 Staats- und Regierungschefs um rasche persönliche Zustimmung zu den neuen Strafmaßnahmen. Dies geht nach Angaben von EU-Diplomaten aus einem Brief hervor, den Van Rompuy an die Regierungschefs schickte. Damit soll ein weiterer EU-Sondergipfel vermieden werden. Die EU will Russland mit den Sanktionen zwingen, die Unterstützung für die Aufständischen. Wenn alle EU-Länder an einem Strang ziehen, sei das „für Moskau die notwendige klare Botschaft“, sagte Außenminister Walter Steinmeier in einem Interview.

Am Samstag hatte die EU schon ranghohe Vertreter der Moskauer Sicherheitsbehörden auf die Sanktionsliste gesetzt, darunter die Chefs verschiedener Geheimdienste. Russland drohte daraufhin mit Konsequenzen für die Zusammenarbeit in der Terrorbekämpfung. Moskau bezeichnete die neue Sanktionsliste gegen Sicherheitsvertreter als „unverantwortlich“. Die EU gefährde damit den gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus in Afghanistan, Nahost und Nordafrika, erklärte das Außenministerium. Terroristen in der ganzen Welt würden die Strafmaßnahmen „enthusiastisch begrüßen“.