Wenn Hirne in Bewegung kommen

Umbau der Warschauer Straße

VON CLAUDIUS PRÖSSER

Natürlich wird jetzt erst mal gemotzt: Der bevorstehende Umbau der Warschauer Straße zwischen S-Bahn und Frankfurter Allee begünstigt den Radverkehr und nimmt den Pkws Parkraum. Klar, dass sich der ein oder andere Ladeninhaber Sorgen macht, weil der Stellplatz direkt vor seiner Ladentür wegfällt. Und dass nach den Bauarbeiten der Suchverkehr in den Nebenstraßen erst mal ansteigt, dürfte kaum vermeidbar sein.

Aber es ist höchste Zeit, dass Berlins Magistralen an die veränderte Realität des Verkehrs angepasst werden: Immer mehr Menschen – BerlinerInnen und BesucherInnen – sind per Fahrrad unterwegs, sie entlasten das Klima, verpesten ihre Umwelt weder olfaktorisch noch akustisch und brauchen viel weniger Abstellfläche.

Gegenwert Sicherheit

Dafür gebührt ihnen mehr Bewegungsfreiheit und Sicherheit. Radstreifen sind da State of the Art. Radfahrerlobbyisten wie der ADFC weisen aber zu Recht darauf hin, dass die besten Streifen ihren Zweck nicht erfüllen, wenn sie von Autos blockiert werden, die sich mal eben in zweiter Reihe danebenmogeln. Genau das dürfte viel seltener passieren, wenn es außer Haltebuchten für den Lieferverkehr gar keine Parkplätze mehr gibt.

Gut also, dass ein Anfang gemacht wird. Vielleicht kommen dadurch ja nicht nur Pedale, sondern auch Hirne in Bewegung: von Planern, die begreifen, dass Straßen nicht ursprünglich als Parkplätze gedacht sind; und von Autofahrern, die verstehen, dass man auch mal ohne tonnenschwere Karosse mobil sein kann.

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