Immobilienwahn & Korruption

Seseña ist kein Einzelfall. Der Immobilienwahn hat Spanien ergriffen. Überall im Lande sorgen Bauskandale für Schlagzeilen. Den Auftakt machte der Mittelmeerbadeort Marbella. Dort sitzt mittlerweile die gesamte Führungsebene des Rathauses in Haft oder ist gegen hohe Kautionen bis zum Gerichtsverfahren auf freiem Fuß. Keine Baulizenz, keine Hoteleröffnung, keine Freizeitanlagen, an denen die Zuständigen nicht ordentlich mitverdient hätten.

Der letzte Fall am Mittelmeer wurde Ende vorigen Jahres bekannt. In Andratx auf Mallorca sitzt der Bürgermeister in Haft, und gegen den Bauminister der Inselregierung wird ebenfalls ermittelt.

Neben der Küste ist auch der Großraum Madrid ein Brennpunkt der Korruption. In Ciempozueles, unweit von Seseña, sollen Bürgermeister und Amtsvorgänger 40 Millionen Euro für Gefälligkeiten bei der Umwidmung von Grundstücken kassiert haben. Das Geld, so vermuten viele, könnte in die Kassen der PSOE von Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero geflossen sein.

Auch die Konservativen der Volkspartei (PP), denen auch die Madrider Landesmutter Esperanza Aguirre angehört, sind keine Kostverächter. So kaufte die Familie des Baubürgermeisters in Navalcarnero knapp 300.000 Quadratmeter Agrarland zusammen. Kurz darauf wurde es zum Baugrund erklärt. Selbst Aguirre soll in die Korruption verstrickt sein. So hält der neue Hochgeschwindigkeitszug, der die Hauptstadt mit Barcelona verbindet, mitten im Niemandsland. Dort soll eine neue Makrosiedlung entstehen. Die Presse deckte auf, dass der Baugrund für 9.000 Wohnungen Familienangehörigen Aguirres gehört. RW