Yukos-Ex-Aktionäre wollen reden

URTEIL Russland kündigt Widerstand gegen eine 50-Milliarden-Euro-Strafe an. Die Gläubiger wollen jetzt mit dem Land verhandeln, doch Moskau zeigt sich hart

MOSKAU rtr/taz | Die Ex-Eigner des Ölkonzerns Yukos haben sich nach dem Zuspruch von 50 Milliarden Dollar Schadenersatz Russland gegenüber gesprächsbereit erklärt. „Wir waren immer bereit, mit der anderen Seite zu reden“, sagte ein Sprecher der Holding GLM. Deren Vorgänger hatte Yukos – das Unternehmen des Kreml-Kritikers Michail Chodorkowski früher kontrolliert. Es seien viele Versuche unternommen worden, eine Antwort aber ausgeblieben.

Russland war am Montag von einem internationalen Gericht zu der Zahlung verurteilt worden. Chodorkowski selbst gehörte aber nicht zu den Klägern. Im Kern folgte das Gericht der Argumentation der Ex-Aktionäre. Demnach wurden sie bei der Zerschlagung des größten russischen Ölkonzerns vor zehn Jahren enteignet. Russland kündigte an, das Urteil anzufechten, was allerdings nur in dem Land möglich ist, in dem das Schiedsgericht ansässig ist, also den Niederlanden. Dort gilt der Den Haager Schiedsgerichtshof, der geurteilt hatte, als verlässliche Instanz. Das rezessionsgefährdete Russland muss bis zum 15. Januar 2015 mit den Zahlungen beginnen, ansonsten fallen Zinsen an.

Außenminister Lawrow kündigte trotzdem in Moskau an, sein Land werde „alle rechtlichen Möglichkeiten“ nutzen, um seine Position zu verteidigen. Das Finanzministerium teilte mit, Russland werde die Gerichtsentscheidung wegen „wichtiger Lücken“ anfechten. Der Energiekonzern Rosneft erklärte, das damalige Auktionsverfahren sei „rechtskonform“ gewesen. GML-Anwalt Gaillard hofft, dass Russland seinen Verpflichtungen nachkommen wird.