Mr. Simpson kehrt zurück

Gesteht O. J. Simpson doch den Mord an seiner Ehefrau? Spekulationen um sein neues Buch legen das nahe

„Schauen Sie diesen Abschaum nicht an, kaufen Sie nicht sein Buch, boykottieren Sie den TV-Sender Fox!“ Mit diesem erbitterten Aufruf endete am Sonntagabend ein halbstündiger Auftritt in der Late Night Show von Larry King. Zu Gast waren der Vater und die Schwester des toten Ronald Goldman. Er soll gemeinsam mit seiner Geliebten Nicole Brown Simpson im Juni 1994 von deren Ehemann, dem US-Footballstar O. J. Simpson, ermordet worden sein. Simpson, Vater von zwei gemeinsamen Kindern mit Nicole, war zwar im weltweit medial zu verfolgenden Strafprozess von 1995 freigesprochen worden. Zwei Jahre später aber wurde er in einem Zivilverfahren haftbar gemacht.

Nun hat „O. J.“, der wie Kai aus der Kiste wieder aufgetaucht ist, ein Buch geschrieben mit dem Titel „If I Did It“, auf Deutsch „Wenn ich es getan hätte“. Das Buch kommt in den USA am 30. November in den Handel. Der TV-Sender Fox kündigte für den 27. und den 29. November an, ein zweiteiliges Interview mit dem meistgehassten Star der USA senden zu wollen. In dem, so wird spekuliert, soll Simpson den Mord nun zugeben. Seine Verlegerin ließ bereits wissen, dass sie den Auftritt als Simpsons Geständnis betrachtet.

Seit der Ankündigung ist in den USA die Hölle los. Denn die Chuzpe Simpsons ist selbst den hartgesottensten Medienkonsumenten ein Tick zu viel. Fox und ReganBooks, der Buchverlag, werden von allen Seiten torpediert. Sender wie Verlag gehören zu Rupert Murdochs News Corporation. Diese soll Simpson nach Medienberichten 3,5 Millionen Dollar (2,7 Millionen Euro) für sein virtuelles Geständnis gezahlt haben. Mehrere Fox-Sendepartner haben bereits vehement verkündet, das O.-J.-Interview in dieser Woche nicht ausstrahlen zu wollen. Buchhändler weigern sich, den Band zum Verkauf anzubieten. Andere nehmen das Buch zwar auf, haben aber wissen lassen, dass sie den Erlös an Opfer häuslicher Gewalt weitergeben werden. Zehntausende US-Bürger haben sich einem Online-Protest der Familie Goldman auf der Website dontpayoj.com angeschlossen. AW