Was heißt hier: wenn?

Ich darf mir was wünschen! Zum Frauentag allemal.

Mit zunehmendem Alter gerät frau ins Bilanzieren. Als Fazit nach mehr als fünfzig Jahren sage ich: Nieder mit der allumfassenden Sachverwaltung von Beziehungen! Sie können nicht frei gelebt werden unter den Bedingungen von entweder Ehe oder Nichtehe, entweder homo oder hetero, entweder Frau oder Mann. Versicherungen bringen keine Sicherheit. Verträge kein Vertragen. Wem das zu privat oder persönlich klingt, wer an dieser Stelle ein politisches, möglichst weltumspannendes Statement erwartet, dem möchte ich sagen: Dieser Wunsch ist unerfüllbar, und zwar unter den gegenwärtigen Bedingungen von Erwerb, Rationalismus und Individualismus. Da wären wir dann ganz schnell bei den Grundsätzen? Schön wär’s, wenn eine Frau das bestehende Wirtschaftssystem umkrempeln würde.

Sie braucht auch nicht unbedingt Marx zu heißen.

KATHRIN SCHMIDT, 52, SCHRIFTSTELLERIN („DU STIRBST NICHT“)