Als Kind

habe ich mir gewünscht, ein Junge zu sein. Ich fand es doof, Kleider zu tragen, jeden Nachmittag nach der Schule Klavier zu üben und mindestens eine Stunde stricken, häkeln oder sticken zu müssen. Das alles war mir ein Gräuel.

Als eine der raren weiblichen Studentinnen der Volkswirtschaft in Köln ab 1962 habe ich mich aber damit ausgesöhnt, als Mädchen auf die Welt gekommen zu sein. Ich konnte einen eigenen Weg für meine berufliche Entwicklung suchen. Dabei hatte ich das große Glück einer Ehe auf Augenhöhe.

Ich wünsche den Frauen der kommenden Generationen, dass sie ebenfalls mit solch guten Bedingungen im Berufsleben durchstarten können. Und so haben mein Mann und ich trotz zehnjähriger „transatlantischer“ Ehe mit zwei Söhnen es geschafft, zwei anstrengende Berufe durchzuhalten: Mein Mann war Finanzkorrespondent in Amerika, ich in der Männergesellschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Ich war gegen die Frauenquote. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Mit noch so viel Arbeit kam ich nicht in die Seilschaften der Männer und blieb unter der „gläsernen Decke“ kleben. Ihr jungen Frauen: Ohne Mut und ohne eine verbindliche Frauenquote in der Wirtschaft geht es nicht!

URSULA ENGELEN-KEFER, 69, VIZEVORSITZENDE DES DEUTSCHEN GEWERKSCHAFTSBUNDES