Afrika ist fern, dachte ich früher.

Seit zehn Jahren bin ich mindestens einmal im Jahr in Kenias Hafenstadt Mombasa. Die Stadt am Indischen Ozean hat mich fest in ihren Bann gezogen. Ich mag die Menschen, ich bewundere vor allem die Frauen, die einen schwierigen Alltag meistern. Die meisten von ihnen sind arm. Und nur die wenigsten profitieren vom Tourismus. Denn die meisten Europäerinnen und Europäer bleiben in den Hotels. Sich unters Volk zu mischen sei nicht ganz ungefährlich, hört man.

Ich ignoriere das hartnäckig. Und so habe ich vor sieben Jahren Maggi kennengelernt, die Frau, die ihr Geld als Masseurin verdient und die, nachdem ihr Ehemann abgehauen ist, drei Kinder allein großzieht.

Inzwischen ist eine Freundschaft zwischen unseren Welten entstanden. Von Jahr zu Jahr wird sie tiefer. Ich lerne viel und begreife, wie wenig unsere Maßstäbe im Allgemeinen für Afrika taugen. Und trotzdem: Als mir Maggi vor Jahren erzählte, dass sie und ein paar andere Frauen für ihre „Massagesalons“ eine hohe Miete an den Ortsvorsteher zahlen müssen, habe ich ihr von Kooperativen erzählt. Was wohl nicht folgenlos blieb.

Als ich vor wenigen Wochen in Mombasa war und mich wieder unter ihren harten Händen entspannte, berichtete Maggi, dass sich ein paar Frauen zusammengeschlossen und die Hütten gekauft hätten. Sie arbeiten nun auf eigene Rechnung. Endlich, dachte ich. Solidarität zwischen Frauen muss ja nichts Gigantisches sein. Sie fängt für mich beim Zuhören und Verstehen an.

Demnächst fliege ich nach Dubai. Und wieder bin ich total gespannt. Vor allem auf die Frauen.

BÄRBEL ROMANOWSKI-SÜHL, 57, FERNSEHJOURNALISTIN IN DER DDR, JETZT FREIE AUTORIN