Irgendwann in den 70er Jahren

war die Dreieinigkeit von Kinder-Küche-Kirche nicht mehr glaubwürdig. Kirche wurde ersetzt durch den Glauben an die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie. Viele der gut ausgebildeten Frauen antworteten damals mit einem milden Gebärstreik. Oder sie schoben das schwer lösbare Problem vor sich her und hofften darauf, dass sich die „Strukturen“ veränderten.

Aber Strukturen sind ein Mosaik höchst persönlicher Entscheidungen. Sie verändern sich nur, wenn viele Alternativen gesucht und gefunden werden. Entscheiden sich zu viele Frauen gegen Kinder oder für ein Leben als Zuverdienerin, festigten sich jene Strukturen.

Ich erinnere mich noch gut an den Schwung, mit dem wir vor 40 Jahren einen alternativen Kinderladen in Schwabing gründeten. Unsere schwedische Vertragspartnerin glaubte schon damals nicht an die teutonischen Sprüche von der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie plante mit uns ein Modell der Elternmitarbeit.

Heute sehe ich gelassen zu, wie mein Sohn (42) Beruf und Familie vereinbart. Ich bin mir sicher, dass in ein paar Jahren auch Christina (16) und Moritz (20), deren soziale Mutter ich bin, ihren Weg gehen werden. Sie werden schon merken, wenn ihre Kompromisse zu faul sind.

MONIKA FROMMEL, 64, STRAFRECHTLERIN UND KRIMINOLOGIN