Europas Wirtschaft trotzt Sanktionen

KONJUNKTUR Von der Krise in Osteuropa ist in der EU wenig zu spüren. Spanien ist aus der Rezession

BERLIN dpa/rtr/taz | Spanien ist noch weit davon entfernt, die Wirtschaftskraft von vor Beginn der Eurokrise zu erreichen. Auch die Arbeitslosigkeit liegt auf Rekordhoch. Dennoch windet sich das Land immer schneller aus der Rezession.Von April bis Juni wuchs die Wirtschaft um 0,6 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten 2014.

Das ist der stärkste Zuwachs seit dem Schlussquartal 2007, also seit sechseinhalb Jahren. Damit geht die viertgrößte Volkswirtschaft des Eurolandes nach mehr als zweijähriger Talfahrt wieder auf Wachstumskurs. 2013 hatte Spaniens Wirtschaftsleistung noch um 1,2 Prozent unter dem Vorjahr gelegen. Die Europäische Kommission erwartet für das laufende Jahr ein Plus von 1,1 Prozent, für 2015 sogar von 2,1 Prozent. Allerdings zeigt die wirtschaftliche Entwicklung zurzeit ein zweigeteiltes Bild: Während die Wirtschaft immer mehr Fahrt aufnimmt, fallen die Verbraucherpreise wieder zurück.

Zwei weitere Indikatoren zeigen eine Erholung für die Eurozone an: Trotz der Ukraine-Krise hat sich das Wirtschaftsklima in der Eurozone im Juli stabilisiert. Der entsprechende Index stieg leicht um 0,1 auf 102,2 Punkte, wie die EU-Kommission mitteilte. Zudem kommen Unternehmen und Privatleute in der Eurozone wieder leichter an Bankkredite. Zum ersten Mal seit sieben Jahren hätten die Banken überwiegend auch ihre Standards für den Geldverleih an Firmen gelockert, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Kreditbericht der Europäischen Zentralbank (EZB). Damit steht der Wirtschaft tendenziell mehr Geld für Investitionen und damit für Wachstum zur Verfügung. Zugleich nehmen die Geldhäuser geringere Gewinnspannen in Kauf – auch für riskantere Kredite an Unternehmen. Die Gründe dafür seien ihr erleichterter Zugang zur Refinanzierung und die hohe Liquidität.

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Euroländern sind laut der Umfrage geringer geworden, vor allem bei Konsumkrediten – für die EZB ein positives Zeichen. Gut für die europäische Exportwirtschaft kann sich zudem die Entwicklung in den USA auswirken: Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni so stark zu, dass daraus aufs Jahr hochgerechnet ein Wachstum von 4 Prozent resultieren würde. IA