Nischenpflege statt Quotenkampf

KLASSIK Ab heute treffen sich in der Galerie Katrin Rabus Fernsehmacher und Musiker zum Fernsehforum „The Look of Sound“, um über neue Formen der Vermittlung von klassischer Musik im TV zu sprechen

Die inzwischen siebte Ausgabe des „Fernsehforums für Musik“ findet vom 9. bis zum 12. März in der Galerie Katrin Rabus in der Plantage 13 statt.

■ Das Programm ist unter www.fernsehforum-musik.de zu finden.

■ Eine Tageskarte kostet 20 Euro, ermäßigt 15 Euro, die Karten für die Vorpremiere im Atlantis kosten 15 Euro, ermäßigt 10 Euro.

Klassische oder gar Neue Musik ist in den Fernsehprogrammen kaum zu entdecken. Selbst bei den digitalen Spartenkanälen der öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten hat es die ernste Musik, die ein gewisses Vorwissen beim Hörer voraussetzt, schwer. An diesem Dilemma arbeitet sich seit einigen Jahren Katrin Rabus auf dem von ihr gegründeten und organisierten „Fernsehforum für Musik“ ab. Der Kampf um mehr und attraktivere Sendeplätze stand dabei lange Zeit im Mittelpunkt, aber inzwischen ist deutlich geworden, dass gegen die Quote nicht zu argumentieren ist, und deshalb die wenigen Nischen um so sorgfältiger gepflegt werden müssen.

Etwa 100 Musiker, Festivalleiter, Kritiker, Regisseure, Redakteure und Produzenten wurden eingeladen, um diesmal über neue Formen der medialen Vermittlung klassischer Musik zu diskutieren. Der Fokus liegt dabei bei den Live-Übertragungen von Konzerten. Diese bieten durch ihren Eventcharakter noch am ehesten die Chance auf größere Zuschauerzahlen.

Selbst wenn ein Konzert zeitgleich übertragen wird, ist das Erlebnis für den Zuschauer zu Hause und den Konzertbesucher ja grundsätzlich verschieden, und zu diesem Thema wird Ulrich Mosch aus Basel heute Abend um 20 Uhr den Eröffnungsvortrag halten. Er hat untersucht, wie sich die Musikwahrnehmung durch die unterschiedlichen Medien verändert. Gleich anschließend kann man die gerade gewonnen Erkenntnisse dann in der Praxis überprüfen, denn zu den Besonderheiten des Forums gehört es, dass zwischen den theoretischen Programmpunkten immer auch Musiker kleine Konzerte geben. Diesmal werden die Ebenen noch zusätzlich vermischt, denn der Pianist Steffen Schleiermacher hat zusammen mit dem Filmemacher Frank Scheffer ein Konzept entwickelt, in dem live gespielte Musik mit Filmdokumenten kombiniert wird. Beide werden heute ihr Projekt mit Musik von John Cage vorstellen.

Am Donnerstag und Freitag werden jeweils Podiumsgespräche mit Filmvorführungen gemischt, in denen etwa der Filmessay „Heimat Bach“ von Uli Aumüller oder eine Dokumentation von Ellen Fellmann über die deutsche Sinfonie von Hanns Eisler gezeigt werden. Der europäische Fernsehsender Arte unterstützt das Forum, indem er am Donnerstagabend um 20.30 Uhr im Kino Atlantis eine Vorpremiere des Opernmitschnitts von Richard Wagners „Rienzi“ aus der deutschen Oper Berlin veranstaltet. HIP