Radeln riskant
: Im gesellschaftlichen Verkehr

Dass viele Zeitgenossen unter Druck stehen, zeigt sich täglich im Straßenverkehr. Da gibt es Autofahrer, die von einer Ampel zur nächsten ihren Wagen auf volle Touren bringen. Andere versuchen, Radfahrer wild gestikulierend von der Fahrbahn zu scheuchen. Es gibt Radler, die einem mit Karacho aus der falschen Richtung entgegen kommen und keinen Grund sehen zu bremsen. Andere machen energisch klingend deutlich, dass es für Fußgänger Zeit ist, sich in Sicherheit zu bringen.

Und dann gibt es die Sensiblen, denen ein böser Blick schon zu viel ist und die davon ausgehen, dass auch mancher Fußgänger kurz davor steht zu explodieren. Die klingeln dann ganz zart – Pling! – damit sie nicht vom Fahrrad geholt werden, was auch nicht ohne Tücken ist: genervt sind die Fußgänger trotzdem, zugleich aber weniger vom Durchsetzungswillen des Radlers überzeugt. Zudem besteht das Risiko, dass die Klingel überhört und der Fußgänger vom herannahenden Radler überrascht wird.

Ein Dilemma! Umso erstaunlicher sind unverhoffte Akte von Zivilität. Ein Fußgänger, der auf dem Radweg einher spazierte und vor dem ich auf den Gehsteig auswich, sagte neulich, „Danke sehr.“ Ein anderer sprang mit den scherzhaften Worten „ich bin untröstlich“ zur Seite. Am selben Abend begegnete mir noch ein Mann mit einer hölzernen Laterne. Er verkaufte „Weisheiten aus vier Jahrtausenden“ für einen Euro das Stück. Wir lernen: Eine andere Welt ist möglich. Gernot Knödler