Heuschrecken wollen Cewe Color wach küssen

Hedge-Fonds in Oldenburg: US-Spekulanten und das Management des norddeutschen Filmentwicklers Cewe Color streiten sich über die Zukunft des Unternehmens. Wie das Kokain des Mittelstands zur giftigen Droge werden kann

Franz Müntefering nannte sie einst „Heuschrecken“, Hans Albrecht, von der Hamburger Beteiligungsgesellschaft Nordwind Capitals, hat den schönen Namen „Kokain des Mittelstands“ für die Hedge-Fonds gefunden, da sie den Firmen das geben, wonach diese wegen restriktiver Kreditvergaben der Banken derzeit am meisten lechzen: Kapital. Weil die Hedge-Fonds, gerne aus Übersee, für ihre kurzfristigen Engagements schnell Rendite erzielen wollen, erfand Herr Müntefering das ebenfalls anschauliche Bild von den „Heuschreckenschwärmen“, die dort, wo sie sich niederlassen, „alles kahl fressen“.

Eine dieser Geschichten wird derzeit in Oldenburg ausgetragen – mit noch ungewissem Ausgang. Die Manager des dortigen Foto-Dienstleisters Cewe Color liefern sich einen erbitterten Schaukampf mit den Hedge-Fonds M2 Capital Management aus New York und K Capital Partners aus Boston. Die Fonds stiegen vor zwei Jahren bei Cewe ein und besitzen inzwischen zehn Prozent an den Oldenburgern. Cewe Color ist mit 3.000 Mitarbeitern in 19 Ländern Europas einer der größten der Branche, hat aber derzeit heftig mit der Umstellung auf die Digitalfotografie zu kämpfen. Außerdem damit, dass die US-amerikanischen Beteiligungsgesellschaften für ihre Investitionen nun Macht und Geld einfordern.

„Kurzfristig orientierte Spekulanten“ würden „die langfristige Wachstumsstrategie des Unternehmens“ torpedieren, sagte gestern Wilfried Mocken, der Vorsitzender der Neumüller Cewe Color Stiftung, die mit rund 27 Prozent größter Einzelaktionär von Cewe ist. Gleichzeitig benannte er den Oldenburger Rechtsanwalt Otto Korte als Ersatz für den am Freitag zurückgetretenen Hedge-Fonds-Abgesandten.

Hintergrund des auf fixcewecolor.com nachzulesenden Streits sind angebliche Forderungen von M2 Capital und K Capital Partners, eine Sonderausschüttung für die Aktionäre zu erzwingen. Eine außerordentliche Hauptversammlung solle die Auszahlung von insgesamt bis zu 120 Millionen Euro und eine erhöhte Dividende beschließen, behauptet das Cewe-Management. M 2 Capital sei an einem „langfristigen Engagement“ interessiert, entgegnen dagegen die Spekulanten in einer Mitteilung. Teile von Aufsichtsrat und Vorstand müssten umgehend ausgetauscht, das „Potential von Cewe“ müsse „schnell wachgeküsst werden, sonst wird es die Chancen des Digitalmarktes verpassen“.

„Wir haben uns nicht erpressen lassen und werden uns auch zukünftig nicht erpressen lassen“, wetterte Cewe-Chef Rolf Hollander. Die Firma verfüge nur über 113 Millionen Euro Eigenkapital. Zwar habe das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren gute Ergebnisse eingefahren, aber es wäre „unternehmerisch verantwortungslos“, wenn für die geforderten Sonderausschüttungen auch noch Kredite aufgenommen werden müssten, sagte gestern Wilfried Mocken von der Cewe-Stiftung. M 2 Capital entgegnet kühl: „Letztlich geht es hier um die Verwendung von Aktionärsvermögen.“ Kai Schöneberg