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DIE GESPRÄCHE DER ANDERENIm Liegestuhl

Ein sanftes, hypnotisches Geschaukel, eine schöne Illumination

Ich saß auf einem Liegestuhl vor der Spree, die mit einfachen Scheinwerfern angestrahlt wurde. Die Wellen reflektierten das Licht auf die Fassade des Bode-Museums gegenüber, das acht dunkle und zwei beleuchtete Fenster hatte, ein sanftes, hypnotisches Geschaukel, eine schöne Illumination. Ich überlegte, welches Datum es war, aber der 23. war es nicht.

Im Hintergrund erklang eine Dosenmusik, spanischsprachige Schlager, etwas Rumba, etwas Tango, angenehm leise wie ein entfernt am Strand stehendes Kofferradio, während sich junge und ältere Paare vorsichtig über eine Freilufttanzfläche schoben. Richtig, es war abendlicher Tanztee in diesem Strandcafé in Mitte, hier am Monbijoupark.

Rechts von mir saß eine stille, junge Blonde, die wie ich noch über die seltsame Rockdoku sinnierte, den wir eben im Hinterhof des Central-Kinos gesehen hatten, „Mistaken for Strangers“, der im „Open Air Mitte“ gezeigt wurde, was nicht viel mehr war als ein kleiner, typischer Berliner Hinterhof mit einer Leinwand. Links von mir saßen zwei langbeinige Engländerinnen in Hotpants, die sich über kürzlich besuchte Hochzeiten und „Transformers 4“ unterhielten, als ob es da einen Zusammenhang geben könnte. Es war alles überaus angenehm.

Dann schipperte ein Polizeiboot, Küstenwache kann man nicht sagen, aber vielleicht Wasserschutzpolizei, gemächlich an uns vorbei, im Dunkeln, unter der Illumination, es war schon zu spät für die Ausflugsschiffe mit ihren Stadttouren, aber dann musste ich daran denken, wie mir eine andere hellblonde Frau von ihrer Großmutter erzählt hatte, die auf so einem Ausflugsschiff – vielleicht war es sogar die „Spreekönigin“ – einen Herzinfarkt erlitten hatte, dem sie noch auf dem Weg zum Krankenhaus erlegen war. Tod auf dem Landwehrkanal.

Ein perfekter Sommerabend in Berlin. RENÉ HAMANN

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