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: Irak: Deutsche entführt

Vermisst werden seit einer Woche eine über 60-jährige, mit einem Iraker verheiratete Frau und ihr Sohn

BERLIN taz ■ Im Irak werden seit vergangenem Dienstag erneut zwei Deutsche vermisst. Einem Bericht des Tagesspiegel zufolge handelt es sich um die über 60-jährige Ehefrau eines irakischen Arztes und ihren Sohn, der „Mitte 20“ und im irakischen Außenministerium tätig sei. Sie seien in Bagdad aus ihrem Haus verschleppt worden. Die Familie gelte für irakische Verhältnisse als vermögend. Dem Bericht zufolge drohten die Geiselnehmer mit der Erschießung des Sohns. Forderungen hätten die Geiselnehmer noch nicht gestellt. Angeblich gibt es noch keinen Kontakt zu den Kidnappern.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte gestern: „Wir können nicht ausschließen, dass es sich um eine gewaltsame Entführung handelt.“ Nähere Anfragen wiegelte ein Sprecher des Ministeriums mit Hinweis auf laufende Ermittlungen ab. Er bat die Medien in dem Fall um Zurückhaltung.

Im Irak gehören Entführungen zum Alltag. Neben den politisch motivierten Verschleppungen ist in den letzten Jahren eine Entführungsbranche entstanden, deren einziges Ziel es ist, Geld zu erpressen. Ausländer sind daher beliebte Opfer.

Für Aufsehen hatten zuletzt die Entführungen der Archäologin Susanne Osthoff sowie der beiden Ingenieure René Bräunlich und Thomas Nitzschke gesorgt. Im Fall Osthoff hatten die Entführer zunächst politische Forderungen gestellt. Später stellte sich heraus, dass es um Geld ging. Offiziell bestreitet die Bundesregierung aus Prinzip jegliche Lösegeldzahlung. Man lasse sich nicht erpressen. Im Falle der beiden Ingenieure sollen jedoch mehrere Millionen Dollar an die Entführer gezahlt worden sein.

KATHARINA KOUFEN