LUG UND TRUG
: Kühe, Sumo und der General

Die rätselhafte Welt des Sports

ACHIM BOGDAHN

Überall Tricks und Schummeleien im Sport: Zum Beispiel Alberto Contador. Der hat soeben die Murcia-Rundfahrt gewonnen, obwohl er eigentlich gar nicht hätte fahren dürfen. Zur Erinnerung: Er war bei der letzten Tour de France per Dopingprobe aufgeflogen und hatte dann die Story vom kranken Rind erzählt. Er habe sich nur während der Tour von einem Betreuer ein Steak aus dem spanischen Baskenland über die Pyrenäen bringen lassen. (Weil es ja in Frankreich bekanntlich nur Tofu gibt). Und genau dieses eine Stückchen Fleisch war das erste in den letzten 30 Jahren Lebensmitteltests im Baskenland, das den Dopingstoff Clenbuterol enthielt. Das ist, wie als Wanderer an einem wolkenlosen Sommertag in der Sahara von einem einsamen Hagelbrocken erschlagen zu werden. Deswegen hat der internationale Radsportverband Contador für zwei Jahre sperren wollen, aber der letztlich entscheidende spanische Radsportverband hat auf jegliche Strafe für den Nationalhelden verzichtet. In Zukunft werden sich alle spanischen Sportler ausschließlich von baskischen Steaks ernähren.

Nach einer Dopingsperre ist auch Juraexpertin Claudia Pechstein (zirka 50) wieder auf dem Eis. Sie legt Wert darauf, dass sie von Natur aus eine Blutanomalie hat, bei der der Sauerstoffgehalt im Blut manchmal extrem erhöht ist und generell stark schwankt. Sie konnte zwar vor Gericht nicht begründen, warum diese Schwankungen ausgerechnet zu Olympia oder WMs Höchstwerte aufwiesen, bittet aber jetzt schon um Verständnis, wenn dieses Phänomen wieder auftritt. So wie Schauspieler Martin Semmelrogge, der lange Jahre ausgerechnet während Autofahrten immer erhöhte Alkoholwerte im Blut hatte. Sonderbare Rätsel der Natur. Wie sagt man so schön: Hoffentlich ist die Kuh bald vom Eis.

Wenn schon schummeln, dann richtig, dachten sich die Redakteure der spanischen Sportzeitung AS: Das Haus- und Hofblatt von Real Madrid wollte nachträglich eine Abseitsstellung von einem Barcelona-Spieler „beweisen“ – und retouchierte per Fotoshop einfach einen Abwehrmann des Gegners aus dem Strafraum und rückte so Barcelonas Alves ins Abseits. Wie sagte einst Olaf Thon (Schalke 04): „Ich habe meinen Gegenspieler nur leicht retouchiert.“

Und sogar im ehrenhaften Sumo-Sport in Japan wurde jetzt betrogen. Die nationalen Meisterschaften in Osaka, die am kommenden Wochenende hätten stattfinden sollen, wurden abgesagt, weil einige der 300-Kilo-Kolosse Resultate abgesprochen hatten. Da wurden absichtlich verbotene Griffe angewendet, Eindrücken der Augen, Schläge auf beide Ohren gleichzeitig, Würgen, Fingerumbiegen, Haare ausreißen, Windeln ausziehen oder alles gleichzeitig, nur um Disqualifikationen zu provozieren. Ende der 90er Jahre hatte ein Exringer ein Enthüllungsbuch über den Sumosport geschrieben und sowohl er als auch sein Koautor starben „zufällig“ am gleichen Tag noch vor der Veröffentlichung. (Augen eingedrückt? Gewürgt?)

Hierzulande war die meistdiskutierte Frage der letzten Tage: Wer wird neuer Bayern Trainer? Koan Neuer, hatten nach stundenlanger Krisensitzung die Bayern-Bosse beschlossen. Sie wollen nun in einem ersten Schritt den Schuldigen an der sportlichen Krise des FC Bayern zur Strafe die Adelstitel aberkennen. Louis Gaal, Daniel Buyten und (nachträglich) Mark Bommel müssen ihr „van“ ruhen lassen, als Strafe für lausigen Defensivfußball. Die fieberhafte Suche nach dem Nachfolger für den Tulpengeneral musste ergebnislos abgebrochen werden. Er sollte nämlich folgende Qualifikationen mitbringen: Er sollte den FC Bayern gut kennen (Lothar Matthäus?!), verschwiegen sein (also gut, dann eben doch nicht), musste Deutsch können (Peter Pacult war raus), sollte nicht aussehen wie Puck die Stubenfliege (Felix Magath), durfte nach Klinsmann kein Schwabe sein (Ralf Rangnick, Armin Veh), sollte in keinem Fall Matthias Sammer heißen (sprach irgendwie gegen Matthias Sammer) und keine Nervensäge sein (Sammer hatten wir doch grade schon). Es blieben am Ende zwei Namen übrig: Karl-Theodor zu Guttenberg (wieder zu haben) und der Hobby-Rosenzüchter und Dauernotnagel Hans Meyer (80). Am Ende haben sich die Verantwortlichen für ein aufstrebendes Trainertalent aus dem Land der Tulpen entschieden: Er heißt Louis van Gaal und soll ein unglaublich lockerer und bescheidener Typ sein.