Seine letzte Bühne

KNUT IM NATURKUNDEMUSEUM

Knut ist und bleibt ein Superstar. Zu Lebzeiten, im Berliner Zoo, war der Eisbär ein Publikumsmagnet. Drei Jahre nach seinem plötzlichen Tod sorgt er wieder für Furore – als „Highlight der Präparationskunst“. Unter dieser Rubrik ist das kunstvoll zusammengesetzte, mit geföhntem Originalfell besetzte Tier seit Montag im Naturkundemuseum zu sehen, neben anderen Glanzstücken der Taxidermie.

Auch auf seiner letzten Bühne wird Knut nun wieder zu glänzen verstehen. Denn seine Konkurrenz ist allenfalls aus handwerklicher Perspektive umwerfend. Fürs Herz sind die schuppigen Komodowarane, knorpligen Dronten und anderen „Weltmeisterpräparate“ eher nichts. Nur Knut hat die Haare schön und die Schnauze feucht, fast wie zu Lebzeiten, als er die Menschenherzen rührte. Die leicht aufwärts gebogenen Lefzen suggerieren gar ein Lächeln – der Triumph ewiger Jugend und Niedlichkeit, für immer eingefroren. Schließlich starb Knut bereits mit vier Jahren, noch rechtzeitig vor Einsetzen der Geschlechtsreife und seiner Reifung zum raubtierhaften Rüden.

Da kann der direkte Vitrinennachbar schon mal nicht mithalten: Gorilla Bobby, schon 1935 für die Nachwelt konserviert, ist ein massiger, ungemütlich dreinblickender Geselle. Gruselig auch ein Ozelot mit zerrupftem Fell und freiliegendem Gebiss – er muss als Beispiel für laienhaft durchgeführte Präparation dienen.

Knut wird also im Museum dieselbe Funktion erfüllen wie einst für den Zoo: Massen anlocken und Aufmerksamkeit, auch für die weniger glamourösen Existenzen dieser Stadt, generieren. Berlin braucht Knut. Dieses ewige Maskottchen einer Stadt, die ihrerseits nicht erwachsen werden will. Gut, dass er uns erhalten bleibt. NINA APIN