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RAINER SCHÄFER RADIKALE WEINE

La Maîtresse heißt die rote Cuvée aus Merlot, Cabernet Franc und Malbec. Maîtresse, das bedeutet Geliebte oder Herrin – das Etikett zeigt, dass die Herrin gemeint ist. Auf ihrem sparsam bekleideten Körper sitzt ein Wolfskopf, an der Leine führt sie einen Mann hinter sich her. Der Wein stammt aus der südfranzösischen Region Malepère, wo sich früher die Wölfe an der Louvière, dem Wolfsplatz, sammelten. Heute stehen dort die Reben der Domaine.

Mit den „leicht frivolen Etiketten“ wolle man auch provozieren, sagt der Deutsche Thore Könnecke, 28, der lange Haare zur Hornbrille trägt und in Wien Weinbau studiert hat. Gemeinsam mit dem Schweizer Nicolas Grohe hat er 2011 das Weingut in der Nähe des verschlafenen Dorfes Malviès übernommen. Ohne Rücksicht auf Traditionen: Languedoc-Roussillon, das größte französische Anbaugebiet, produziert Jahr für Jahr eine Riesenmenge an unscheinbaren Weinen. Da noch ein paar Hektoliter beizusteuern, das könne nicht ihr Anspruch sein, sagt Könnecke, der sich mit dem Australier Jem Harris um Reben und Keller kümmert, Grohe führt die Geschäfte.

Geheuer war es den Nachbarn anfangs nicht, was die „merkwürdigen Freaks“ da treiben: Die bewirtschaften ihre Weinberge ökologisch, eine Ausnahme in der Appellation. Zwischen den Rebstöcken lockern Schafe den Boden auf, eine von vielen Neuerungen, um die Qualität der Weine zu erhöhen. Inzwischen arbeiten die Einheimischen mit den unkonventionellen Winzern zusammen.

Und im klimatischen Spannungsfeld zwischen warmem Mittelmeer und den kühlen Pyrenäen entstehen Weine, die Kraft mit Frische verbinden – die Maîtresse ist ein Prototyp dieser Stilistik, würzig und kantig, eine Domina mit Charme.

La Maîtresse 2011, Domaine La Louvière, 9,50 Euro, Bezug über www.domaine-la-louviere.com

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