berlinale szene Fürs Vaterland!

Don’t watch, just talk

Das Schöne an der Berlinale ist gar nicht so sehr das Schauen der Filme, sondern das große Filmgespräch. Das vergisst man leicht vor lauter Gerede, ähnlich leicht, wie man den Umstand übersieht, dass die Gegend um den Potsdamer Platz nicht nur mit der Berlinale beschäftigt ist.

Tatsächlich lässt die Philharmonie weiterhin ihren ganz normalen Betrieb laufen, am Mittwochabend etwa dirigierte Sir Simon Rattle mit seiner entspannten Uhrmacherpräzision drei Sinfonien von Joseph Haydn. Und in der Pause erzählt der Kollege R., der den ganzen Tag im Kino zugebracht und vier Filme gesehen hat, von dem schlimmsten Film des Festivals. Den Regisseur hat er vergessen, den Titel hat er vergessen, aber worum es geht, das weiß er noch: „So ein Sandalenfilm, ziemlich aufwändig gemacht, kann eigentlich nur amerikanisch sein, mit dem vielen Geld. Irgendwie sind da 300 Spartaner und 100.000 Feinde. Die Spartaner haben sich in dieser Festung verschanzt und dann wird eigentlich nur noch gemetzelt. Alles ist vollkommen ernst gemeint. Kaum ist mal Schluss, schreit wieder irgendjemand: „Fürs Vaterland!“, und es geht weiter. Irgendwann tauchen sogar Elefanten auf. Grässlich, reine Vernichtung von Lebenszeit.“

R. bricht ab, als er merkt, wie fasziniert ihm gelauscht wird. Das hört sich doch super an! Eine erstaunliche Erkenntnis: Mancher Film lässt sich wohl nur im Gespräch ertragen. TOBIAS RAPP