Rebellen verlieren an Boden

KRIEG Die UN spricht von Kindersoldaten. Ras Lanuf bleibt umkämpft

BREGA/BERLIN/GENF dapd/afp/dpa/taz | Einige libysche Rebelleneinheiten harren weiter in Ras Lanuf aus. Aber die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi haben den strategisch wichtigen Ölhafen zumindest zwischenzeitig unter Kontrolle gebracht.

Am Donnerstag bombardierten die Gaddafi-Einheiten die Rebellen in Ras Lanuf stundenlang mit Raketen, Panzer- und Artilleriegranaten. Hunderte Kämpfer flohen nach Osten. Bei Sonnenuntergang stürmten Regierungssoldaten die Wohnviertel von Ras Lanuf und zwangen die Rebellen zum Rückzug, sagte der stellvertretende Direktor der Klinik von Adschdabija, Ibrahim Said, der zahlreiche Verwundete aufnahm. In den rund zehn Kilometer von den Wohngebieten entfernten Hafenanlagen gingen die Kämpfe weiter.

Einige zu den Rebellen übergelaufene Spezialeinheiten kämpften am Freitag in Ras Lanuf weiter. Mittags flog Gaddafis Luftwaffe Angriffe auf Rebellenstellungen 15 Kilometer östlich der Stadt. Am späten Nachmittag meldete der Fernsehsender al-Dschasira, dass die Rebellen die Stadt zurückerobert hätten. Die Rebellen würde ihre Stellungen verstärken und mit einem erneuten Angriff der Gaddafi-Truppen rechnen, hieß es.

Zweifelsohne hat das Regime den Krieg gedreht. Im Februar hatte Gaddafi die Kontrolle über die östliche Hälfte Libyens und einige Städte im Westen verloren, die Rebellen hatten sich zum Marsch nach Tripolis aufgemacht. Jetzt ist diese Offensive gestoppt. „Ich glaube, auf lange Sicht wird sich das Regime durchsetzen“, sagte der Direktor des nationalen Geheimdienstes der USA, James Clapper. Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte hingegen, US-Präsident Barack Obama sei sicher, dass Gaddafi sich nicht behaupten werde.

Die Rufe der Opposition nach militärischer Hilfe bleiben unterdessen unbeantwortet. Ein Sprecher des Nationalrats in Bengasi ging sogar über die bisherigen Forderungen nach einer Flugverbotszone hinaus und bat um Luftangriffe. „Wir haben um alle Schritte gebeten, die notwendig sind, um das libysche Volk zu schützen. Wir glauben, dass die UN dazu in der Lage sind. Die Bombardierung von Söldnern und Stützpunkten der Truppen Gaddafis sind unsere Forderung“, sagte Abdel Hafidh Ghoga. Der „Außenminister“ des Nationalrats, Ali Asis al-Eissawi, wurde gestern in Berlin im Auswärtigen Amt empfangen.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef erklärte, ihm lägen Berichte über eine Rekrutierung von Kindersoldaten zum Kampf an Gaddafis Seite vor. Es bestehe die ernste Sorge, dass sich Kindersoldaten unter Söldnern befänden, die Gaddafi anwerbe. Dies wäre ein Kriegsverbrechen, sagte Unicef-Sprecherin Marixie Mercado am Freitag in Genf. Die Söldner kämen aus dem Tschad, aus Niger, der Zentralafrikanischen Republik und Sudan.