Vor Verbindungshaus brennen Mülltonnen

ANSCHLAG Liberale Burschenschaft „Brunsviga“ angegriffen. 1.000 Euro Schaden, aber keine Verletzten. Polizei lässt Staatsschutz ermitteln, hat aber noch keine Hinweise auf politischen Hintergrund

Linke Kommentatoren sprechen von einer „unfassbar beschissenen Aktion“

In Göttingen hat es in der Nacht zu Freitag einen Brandanschlag auf ein Burschenschaftshaus gegeben. Unbekannte hätten gegen halb vier Uhr zwei Mülltonnen vor die Haustür der Burschenschaft „Brunsviga“ gezogen und sie dort mit Hilfe eines noch unbekannten Brandbeschleunigers entzündet, teilte die Göttinger Polizei mit. Bei dem Feuer entstand an der Haustür des Gebäudes ein Sachschaden in Höhe von 1.000 Euro, verletzt wurde niemand.

Die Polizei schließt einen politischen Hintergrund nicht aus und lässt den Staatsschutz ermitteln. Konkrete Hinweise für einen solchen Hintergrund hat sie bislang offensichtlich keine. So fehle auch von den mutmaßlichen Brandstiftern „jede Spur“. Auf einer linken Internetplattform sprechen Kommentatoren von einer „unfassbar beschissenen Aktion“. Das Anzünden von bewohnten Häusern sei „Nazischeiß“. Die Täter hätten „die Verletzung von Menschen sowie hohe Sachschäden billigend in Kauf genommen“, kommentierte die Polizei.

Die Burschenschaft Brunsviga gilt als relativ liberal. Bereits 1995 ist sie aus dem völkischen Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ ausgetreten, um sich so von rechtsextremen und nationalistischen Bestrebungen zu distanzieren. Die Verbindung besteht seit 1848 und ist somit die älteste Burschenschaft Göttingens. Sie stellt es ihren Mitgliedern frei, ob sie Mensuren schlagen wollen oder nicht. Ihr Wahlspruch lautet „Ehre-Freiheit-Vaterland“.

Dass die Folgen des Anschlags glimpflich waren, lag wohl nicht zuletzt daran, dass das Feuer rechtzeitig entdeckt wurde. Ein 22-jähriger Radfahrer hatte das Feuer bemerkt und die Feuerwehr gerufen, während weitere Passanten die Hausbewohner warnten. Anschließend sei es den Passanten und Bewohnern gemeinsam gelungen, die brennenden Mülltonnen auf den Gehweg zu ziehen. Dort seien sie dann von der Berufsfeuerwehr gelöscht worden, berichtete die Polizei. BENJAMIN LAUFER