Ein Traum von einem Leben

JANOSCH Porträt zum 80.: „Da, wo ich bin, ist Panama“, 23.30 Uhr, SWR

Der Vater der Tigerente ist ein ziemlicher Kauz. „Ist doch alles Blödsinn. Wer guckt denn da hin?“, grantelt Janosch in die Kamera – aber verzieht den Mund unter dem buschigen weißen Schnauz trotzdem zu einem Grinsen.

So beginnt „Da, wo ich bin, ist Panama“, der Versuch, die nun 80-jährige Lebensgeschichte des erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautors zu erzählen. Dokumentarfilmer Joachim Lang bereist mit Janosch die wichtigsten Schauplätze und lässt ihn erzählen. Schnell wird klar: Janosch antwortet so ähnlich, wie er schreibt und malt: mit einer gehörigen Portion kindlichem Ungehorsam und jeder Menge Fantasiegeschichten.

Der Roadtrip des alten Zausels durch die eigene Vergangenheit führt auch nach Oberschlesien, wo Janosch 1931 als Horst Eckert geboren und mit einer strengen katholischen Erziehung, Zwangsbesuchen bei der Hitlerjugend und einem prügelnden, saufenden Vater groß wurde. All das war dem jungen Horst verhasst – und diese unglücklichen Kindheitsjahre prägen seine späteren Bücher, die voll sind von mutigen, frechen Kindern, die ihre Eltern in Tiere verwandeln oder anders entfliehen. Anders als der Autor selbst. Er möge Kinder, wolle nur keins mehr sein. „Weil ich euch Eltern nicht ertrage“, sagt er.

Ab 1960 schreibt er als „Janosch“ erste Kinderbücher. Mit wenig Erfolg, aber umso mehr Alkohol und Partys. Ende der Siebziger hatte er die Schnauze voll von den Bilderbüchern, die keiner kaufen wollte. „Ich wollte ein Kitschbuch machen“, sagt er. „als Racheakt.“ Das Ergebnis hat Janosch berühmt gemacht: „Oh wie schön ist Panama“.

Ob das wirklich so stimmt? Filmemacher Lang sucht damit umzugehen, indem er offenlegt, wenn der alte Mann nachweislich flunkert. Übel nehmen mag man ihm das kaum. Denn gerade wegen seiner fantasievollen Anarchie haben sich Janoschs Bilder und Figuren doch so fest in viele Kindheitserinnerungen eingebrannt. MEIKE LAAFF