berlinale szene Kino-Pädagogik

Körpersprache verstehen

Ausbildungskino nennt mein Freund Kristian den Zoo Palast. Weil dort immer so viele Kinoanfänger hingehen würden. Denen müsse man immer erst noch beibringen, dass man sich, wenn das Licht ausgeht, nicht mehr Klingeltöne vorführt, und dass man auch nicht vor Entsetzen aufschreit, wenn sich eine ältere Frau im Film auszieht.

Ich halte die Sache mit der Ausbildung zwar für einen windigen Vorwand von ihm, um die Jugendlichen, die er schon immer in der U-Bahn anpflaumen will, nun im Kino anzuraunzen. Während der Berlinale braucht es allerdings noch nicht mal mehr Vorwände, um ein wenig Pädagogik ins Spiel zu bringen. Dauernd nämlich muss man jemandem zu verstehen geben, dass man mit „This seat is taken“ tatsächlich „This seat is taken“ meint.

Kopfschütteln zum Beispiel scheint keine international gleich gültige Geste zu sein. Wenn jemand auf den Sitz neben mir zeigt und ich heftig mit Kopf und Armen schüttele, wird das in der Regel gedeutet als: „Würde mich total freuen, wenn du dich neben mich setzt. Und weißt du was? Nach dem Film lade ich dich noch auf so ein Smoothie-Ding in die Cinemaxx-Bar ein!“ Bedenkt man, dass die Autostoppgeste in Griechenland für „Analsex“ steht und schon zu einigen Übergriffen auf Tramper geführt haben soll, ist das wirklich nicht so schlimm. Sagt man halt zum dritten Mal „This seat is taken“. Und verliert erst danach die Fassung.HANNAH PILARCZYK