An der Grube die Kehle durchgeschnitten

NIGERIA Amnesty International veröffentlicht Videoaufnahmen von brutalen Hinrichtungen durch Uniformierte im Kampfgebiet zwischen Armee und Boko Haram. Waren die Täter Regierungssoldaten?

LONDON epd/taz | Amnesty International hat Nigerias Armee willkürliche Massentötungen im Kampf gegen die islamistische Terrororganisation Boko Haram vorgeworfen. Die Menschenrechtsorganisation veröffentlichte am Dienstag ein Video, das brutale Übergriffe von uniformierten Männern auf Gefangene im nordöstlichen Bundesstaat Borno zeigt. Am nächsten Tag seien viele mit Schusswunden tot aufgefunden worden. An einem anderen Ort sei Männern an einem Massengrab die Kehle aufgeschlitzt worden. Es ist zu sehen, wie ein halbnackter Mann von einem Lastwagen gezerrt wird und ein Uniformierter ihm den Hals durchschneidet und den Körper in eine Grube wirft; das wiederholt sich dann mit einer weiteren Person.

„Diese schockierenden neuen Beweismittel sind weitere Belege für die schrecklichen Verbrechen, die von beiden Seiten mit Hemmungslosigkeit in dem Konflikt begangen werden“, sagt Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty. „Der Ausnahmezustand darf nicht zu einem Zustand der Rechtlosigkeit führen.“ Allein in diesem Jahr kamen laut Amnesty durch den Konflikt bereits mehr als 4.000 Menschen ums Leben. Darunter seien 600 Männer in der Nähe der Stadt Maiduguri, die vom Militär im März ohne Gerichtsurteil hingerichtet worden seien. Die uniformierten Soldaten werden der Menschenrechtsorganisation zufolge von Freiwilligenmilizen unterstützt. Nigerias Armee und Regierung müssten die Gräueltaten stoppen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, sagte Amnesty.

Unklar bleibt, ob die Videos wirklich immer Regierungsstreitkräfte zeigen. Vielfach ist berichtet worden, dass Boko Harams Kämpfer Militäruniformen tragen. Nigerias Regierung wies die Vorwürfe zurück und sagte Untersuchungen zu. Eine solche Barbarei habe keinen Platz im Militär, hieß es.