Heroin in NRW
: Besoffene Drogenpolitik

Es gibt keine drogenfreie Gesellschaft. Wer nur einmal in die Glotze schaut, weiß, wie cool ein tiefer Schluck Alkohol auf dem Becks-Windjammer der Nation („Alexander von Humboldt“) zu sein scheint. Und selbst die grüne Fee wurde vom Staat wieder losgelassen – ohne das Nervengift Thujon versteht sich. 70 Prozent Alkohol im Absinth sind für Politiker dagegen kein Problem. Längst sind auch die Koks-Spuren in Bundestags-Toiletten und Trainerhaar vergessen. Und irgendwo soll immer noch ein – natürlich nie mit Chemie gedopter – Radfahrer dafür kämpfen, endlich wieder in die vergoldeten Spot-Strahler der TV-Kameras zu gelangen.

KOMMENTAR VONPETER ORTMANN

Eine Politik gegen Schwerstabhängige zu machen, ist also kein Konzept, sondern in erster Linie Populismus zum Erhalt von Macht. Danach sind Politiker nämlich süchtig und müssten eigentlich wie Robbie Williams in eine Entzugsklinik. Doch auch sie gieren nach dem vergoldeten Licht, haben längst den Boden von Realität verlassen, auf den sie andere werfen wollen. In den Köpfen vieler Menschen wird die medial vorgelebte bunte Scheinwelt zur Wirklichkeit. Darin einen Platz zu ergattern fällt schwer, selbst einen lebenswerten Ort im normalen Hier und Jetzt zu finden, so gut wie unmöglich. Irgendwann schaffen sich einige ihre eigene heroische Realität, in der sie selbst ein Star sein können und wenn es nur in einer Dope-Show ist. Ausgerechnet diese kranken Menschen wurden jetzt in NRW zu einem Spielball der Politik, mussten tatsächlich um ihr letztes Quentchen Würde und Hoffnung bangen. Das man so mit den Endprodukten der eigenen falschen Politik umgeht, ist peinlich. Heute ist Rosenmontag, ein Feiertag des Alkohols. Wenn Politiker aller Farben es tatsächlich ernst meinten mit Antidrogen-Politik, dann müsste der als erstes verboten werden. Doch die besoffene Lobby ist eben mächtig, zahlt einen Haufen Steuern und dealt mit alkoholabhängigen Politikern. Prost.