DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Leicht entflammbar

WAS SAGT UNS DAS? Spiritus drüber, anzünden, filmen, hochladen, fertig: „Fire Challenge“ heißt das neue heiße Ding in den sozialen Netzwerken

Der 16-jährige Fernando Valencia hat sich selbst in Brand gesetzt. Mit Nagellackentferner. Nur ganz kurz wollte er brennen, verlor dann aber die Kontrolle und landete mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus.

Mit politischem Protest hatte das nichts zu tun. „Fire Challenge“ nennt sich das, was unter US-amerikanischen Jugendlichen gerade ein kleiner Trend ist: sich selbst anzünden, das Ganze filmen, irgendwo im Netz posten und damit andere herausfordern, den gleichen Blödsinn zu machen. In den meisten Fällen sind es Teenager, die sich leicht brennbare Substanzen über den Körper kippen, sich in Flammen aufgehen lassen und sich dann – wenn es denn klappt – schnell wieder löschen. Videos, auf denen das zu sehen ist, werden hunderttausendfach angeklickt und nachgemacht. Challenge accepted. Natürlich geht das oft schief und endet in der Notaufnahme.

Über zwei Millionen Treffer liefert das Suchwort „Fire Challenge“ bei YouTube. Mal wieder eine neue absurde Mutprobe. Zuvor hat man gewetteifert, wer die schärfste Chili essen kann oder sich traut, in eiskaltes Wasser zu springen. Lauter selbsternannte Social-Media-Stuntmänner. Jetzt setzt man sich eben selbst in Brand. Es wird schwer werden, da noch einen draufzusetzen.

Wozu in aller Welt das gut sein soll? Vielleicht, um sich kurz zu vergewissern, dass man noch da ist, Schmerz fühlt und tatsächlich auch sterben könnte. Oder um sich als Märtyrer zu inszenieren, der sich opfert für die Internet-Community, die das dann in Dauerschleife angucken kann.

Irgendetwas kann da doch nicht stimmen, wenn Langeweile und Bedeutungsdrang so groß sind, dass man ohne Hemmschwelle sein Leben riskiert. Hauptsache, man hat was richtig Krasses gemacht. Und noch viel wichtiger: Hauptsache, alle haben’s gesehen. SARA LIENEMANN