Betr.: kinotaz nord

A

Der Adler der neunten Legion Großbritannien 2010, R: Kevin Macdonald, D: Channing Tatum, Jamie Bell

„„Oscar-Preisträger Kevin Macdonald überrascht mit einem unkonventionellen Sandalenfilm, in dem „G. I. Joe“ Channing Tatum als römischer Soldat eine gefährliche Mission in Britannien unternimmt. Er rückt die moralische Seite des römischen Imperialismus in den Vordergrund und zeigt, wie Ignoranz und Unwissenheit den Graben zwischen den Kulturen vertiefen. Doch auch wenn man diese politischen Implikationen ausblendet, ist Macdonald ein höllisch spannender Film gelungen, der mit grandiosen Bildern begeistert und die Traditionen des Sandalenfilms gekonnt modernisiert.“ (Cinema) FL, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS, SN

Alles erlaubt - Eine Woche ohne Regeln USA 2011, R: Bobby & Peter Farrelly, D: Owen Wilson, Jason Sudeikis

„Weil Grace und Maggie es satthaben, dass ihre Männer bei jedem vorbeischlendernden Minirock Bluthochdruck bekommen, erteilen sie ihren Gatten einen Freibrief: eine Woche flirten und mehr - ohne schlechtes Gewissen. Rick und Fred können ihr Glück kaum fassen. Doch die Frauenhelden in Bundfaltenhose müssen feststellen, dass sie im Dating-Dschungel nichts mehr zu melden haben. Im Gegensatz zu ihren Frauen, die Gefallen am Eheurlaub entwickeln. Vielleicht hätten die Farrelly-Brüder (“Verrückt nach Mary“) bei ihrem ursprünglichen Plan bleiben und nur Rick und Fred in Singlekur schicken sollen. Die Retourkutsche der frustrierten Hausfrauen mag weibliche Zuschauer amüsieren, den Film bringt sie in Schieflage: Bei zotigen Gags auf der einen und reumütigen Ehemännern auf der anderen Seite knirscht es hier und da.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS, SN

Almanya – Willkommen in Deutschland Deutschland 2010, R: Yasemin Samdereli, D: Vedat Erincin, Fahri Yardim

„“Almanya“ ist der Glücksfall einer deutschen Komödie mit Migrationsvordergrund. Die aus Dortmund stammenden Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli schildern den alltäglichen Trubel in einer deutsch-türkischen Großfamilie und zeigen in Rückblenden, wie deren Patriarch (Fahri Ogün Yardim) in den sechziger Jahren als 1 000 001. Gastarbeiter in der Wirtschaftswunder-BRD ankam. Ein halbes Jahrhundert später nötigt er seinen Clan zum Familienausflug in die alte Heimat. Der Reichtum, die Bürokratenallüren und die schlechte Laune der Deutschen werden hier ebenso nett auf die Schippe genommen wie die Marotten der Migranten und ihrer in Deutschland geborenen Kinder. Der mit wenig Geld und viel Enthusiasmus zusammengeflickte Film kommt zum bestmöglichen Zeitpunkt ins Kino - als Hymne auf ein fast überirdisch harmonisches, knallbuntes Multikulti-Deutschland.“ (Der Spiegel) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN

Another Year Großbritannien 2010, R: Mike Leigh, D: Jim Broadbent Ruth Sheen

„Ein Jahr im Leben eines in die Jahre gekommenen, gut situierten britischen Paars aus der Mittelschicht, dessen gastfreundliches Haus Anlaufstätte für diverse weniger zufriedene Freunde ist, woraus sich teils komische, teils tragische Verflechtungen ergeben. Mike Leighs gemeinsam mit den Schauspielern mittels Improvisation ausgearbeitete Alltagsstudie befasst sich mit den Bedingungen von Zufriedenheit und Lebensglück bzw. dessen Scheitern und fasziniert durch ihren ungeschönten, gleichwohl nie entblößenden, sondern stets Anteil nehmenden Blick auf ihre lebensvollen Figuren.“ (filmdienst) HH

Auf der anderen Seite der Leinwand - 100 Jahre Moviemento Deutschland 2009, R: Bernd Sobolla

“Materialreiche Rückschau auf die Geschichte des Kreuzberger „Moviemento“-Kinos, einem Treffpunkt der Berliner Subkultur, mit dem Namen wie Manfred Salzgeber, Wieland Speck, Blixa Bargeld und Tom Tykwer verbunden sind. Die Dokumentation lässt Macher und Zeitzeugen zu Wort kommen und verdichtet ihre O-Töne zu einem spannenden Protokoll über kulturelle Veränderungen, die sich aus der Kreuzberger Nische in die Mitte der Gesellschaft verlagerten, spart aber auch nicht die Rückschläge und Fehlschlüsse der damaligen Macher aus.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

B

Bellaria - So lange wir leben Deutschland/Österreich 2002, R: Douglas Wolfsperger

“Das Bellaria Kino ist ein kleines Programmkino mit morbid-heruntergekommenem Charme, das in einer Nebenstraße hinter dem Wiener Volkstheater liegt. Hier trifft sich regelmäßig eine eingeschworene Schar von Liebhabern alter Ufa-Filme und großer Leinwandidole. Die Besucher, um die 70 und älter, nutzen das Kino als Zeitreise in die eigene Jugend. Die filmische Dokumentation spürt den Lebensgeschichten dieser teilweise etwas skurrilen Stammbesucher nach und enthüllt deren Sehnsucht, ihre Erinnerungen aufleben zu lassen und die Zeit zumindest kurz anhalten zu können. Wolfsperger führt seine kauzigen Hauptdarsteller nicht vor, er führt zu ihnen hin. Unaufdringlich begleitet er die Cineasten beim täglichen Ritual ,Bellaria‘ und ergründet auf höchst unterhaltsame Art die Bedeutung der Nostalgie.“ (roxykino-do) HH

Bellissima Italien 1951, R: Luchino Visconti, D: Anna Magnani, Tina Apicella

„Eine ehrgeizige Mutter, die ihr unbegabtes Kind als Filmstar gefeiert sehen möchte, erkennt die Torheit solcher Wunschvorstellungen, nachdem sie sich und die Tochter zum Gespött von Cinecitta gemacht hat. Zwischen Drama und Satire angesiedelt, verbindet der in der Hauptrolle hervorragend gespielte Film seine humane Aussage mit entlarvender Kritik am Filmbetrieb.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Betty Anne Waters USA 2010, R: Tony Goldwyn, D: Hilary Swank, Sam Rockwell

„„Betty Anne Waters“ heißt eine junge Frau (Hilary Swank), die überzeugt ist, dass ihr Bruder (Sam Rockwell) zu Unrecht wegen Mordes verurteilt worden ist. Bald kennt sie nur noch das Ziel, ihn wieder freizubekommen. Sie studiert Jura, ihre Ehe zerbricht, doch sie gibt nicht auf. Tony Goldwyns Justizdrama, das auf einem wahren Fall beruht, ist eine filmgewordene Tapferkeitsmedaille für eine unverdrossene Kämpferin, die in einem fast 20-jährigen Krieg über Paragrafenreiter siegt. Umständlich erzählt, mit vielen verschachtelten Rückblenden, versucht Goldwyn beflissen, seine Titelheldin zu erklären, statt ihr entschlossen zu folgen. Die Besessenheit, die der Figur Kraft und Ausdauer verleiht, ist dem Film fremd.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OS

Big Mama‘s Haus USA 2011, R: John Whitesell, D: Brandon T. Jackson, Martin Lawrence

„Im dritten Teil der afroamerikanischen Gagparade schlüpft FBI-Agent Turner (Martin Lawrence) erneut in Frauenkleider, um einen Mörder dingfest zu machen.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Biutiful Spanien/Mexiko 2010, R: Alejandro González Iñárritu, D: Javier Bardem, Maricel Álvarez

„Ein Supermelodram aus Barcelona: Der Kleinkriminelle Uxbal (Javier Bardem; Darstellerpreis in Cannes) ist Dealer aller möglichen illegalen Waren, auch amateurischer Menschenhändler, vor allem aber selbst unter stetig wachsendem Druck, weil er seine Kinder in verantwortungsvolle Hände übergeben will, bevor er an seiner Krebserkrankung stirbt. Iñárritu inszeniert die Himmel- und Höllenfahrt seines Helden so pakkend, dass man Ende ebenso viel Respekt vor dem Aktionsmus der Hauptfigur bekommt, wie vor dem Spiel mit der Tragödie.“ (tip) BS, H, HB, HH, HL, KI, LG

Black Swan USA 2010, R: Darren Aronofsky, D: Natalie Portman, Mila Kunis

„Psychohorrorfilm um eine perfektionistische Ballerina, die die Rolle des verführerischen schwarzen Schwans in Tschaikowskis Ballett „Schwanensee“ bekommt und an der Aufgabe zugrunde geht, ein “dunkles“ Ich zu ergründen, das sie eigentlich gar nicht besitzt. Handwerklich perfekt, aber ironiefrei und ohne jede Brechung zieht Regisseur Aronofsky seine gedanklich eher schlichte Geschichte aus der Welt der Psychosen bis zum blutigen Finale durch.“ (tip) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

C

Cato Deutschland 2009, R: Dagmar Brendecke

“Porträt der NS-Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek (1920-1943), die bei Bremen in einem liberalen Künstlerhaushalt aufwuchs. Nach Kriegsbeginn suchte sie Kontakt zur „Roten Kapelle“ und verfasste antifaschistische Flugblätter, wurde von der Gestapo verhaftet, zum Tode verurteilt und am 15.8. 1943 hingerichtet. Der chronologisch strukturierte Film verbindet Fotos, Interviews mit Zeitzeugen und Tagebuch-Aufzeichnungen der Ermordeten zum bewegenden Zeugnis über die Entwicklung eines lebenslustigen Mädchens zur mutigen Kämpferin, wobei der Inszenierung mehr Mut zu assoziativen Bildern gut getan hätte.“ (filmdienst) HB

Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte Großbritannien/USA 2010, R: Michael Apted, D:Ben Barnes, Skandar Keynes

„Während Teil 1 von der märchenhaften Landschaft Narnias mit seinen fantastischen Kreaturen und endlosen Weiten lebte und „Prinz Kaspian“ eher auf düsteres Schlachtengetümmel setzte, versucht Michael Apted in der Adaption von Lewis‘ fünftem Buch (“Morgenröte“ wurde als drittes Buch geschrieben, in der Erzählfolge aber an Platz fünf eingeordnet), beides zu verbinden. Mit durchwachsenem Erfolg. Zwar besticht „Die Reise auf der Morgenröte“ durch opulente Bilder und fulminante Actionsequenzen - doch die Geschichte dazwischen scheint nur als roter Faden zum nächsten Schlagabtausch zu dienen. Zwar sind die Animationen die bislang besten im Narnia-Kinouniversum, das uninspiriert heruntergespulte Effektegewitter aber torpediert das Märchenhafte der Story und erschwert Kindern das Eintauchen in die Zauberwelt.“ (Cinema) H

D

Drive Angry USA 2011, R: Patrick Lussier, D: Nicolas Cage, Amber Heard

„Mit Filmen wie „Wicker Man“, „Ghost Rider“ oder „Der letzte Tempelritter“ entwickelt sich Nicolas Cage immer mehr zur Trashikone von Hollywood. In diesem Actionspektakel mimt er einen untoten Racheengel, der aus der Hölle zurückkehrt, um das Baby seiner Tochter aus den Händen einer satanischen Sekte zu befreien. Im Kampf gegen die Mächte des Teufels hat er nur eine Verbündete: die verführerische Piper (“Mandy Lane“-Darstellerin Amber Heard).“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Dschungelkind Deutschland 2011, R: Roland Suso Richter, D: Nadja Uhl, Thomas Kretschmann

„Aufgrund der Forschungen ihres Vaters zieht die achtjährige Sabine mit ihrer Familie in den Dschungel von West-Papua, zu einem Stamm, der heute noch fern jeglicher Zivilisation nach alten Riten lebt. Nur langsam gelingt es der Familie, Kontakt zu dem kriegerischen Volk zu knüpfen und ein Verständnis für die Lebensweise der „Anderen“ zu entwickeln. Nach anfänglichem Zögern findet Sabine neue Freunde und muss sich, Jahre später, entscheiden, wo ihre Heimat ist: Im Dschungel oder doch im zivilisierten Deutschland, welches ihr so fremd ist? Die filmische Adaption der gleichnamigen Biographie von Sabine Kuegler überzeugt durch die Wahl von exotischen Schauplätzen, einem exzellenten Drehbuch und überzeugenden Darstellern.“ (fbw) GÖ, H, HB, HH, HL, LG, SN

E

Eine Familie Dänemark 2011, R: Pernille Fischer Christensen, D: Jesper Christensen, Lene Maria

“Eine Familie“ von Pernille Fischer Christensen zeigt ein so ausgelassenes Familienfest, bei dem alle so fröhlich miteinander tanzen, dass wir das Schlimmste befürchten. Und tatsächlich, es folgt prompt Schwarzfilm, und wir sind todsicher, im Hades wieder aufzutauchen. Aber dann zeigt der Film eben nicht, wie eine Familie zerfällt, sondern sich der Tatsache stellen muss, dass ihr Oberhaupt (Jesper Christensen) todkrank ist. „Eine Familie“ ist ein Film über das Sterben, etwas überladen mit Konflikten und unnötig aufgepeppt mit dümmlichen Pop-Songs, doch tief bewegend in den Momenten, in denen er sich auf das Trauern konzentriert.“ (Der Spiegel) H, HB, KI

Eine flexible Frau Deutschland 2010, R: Tatjana Turanskyi, D: Mira Partecke, Katharina Bellena

“Eine flexible Frau“ beschäftigt sich mit der Frage nach der identitätsstiftenden Bedeutung von Arbeit. Greta M., 40, eine Frau mit einer postmodernen, brüchigen Architektinnenbiografie, verliert ihren Job. Auch im Callcenter wird sie gefeuert. Sie trinkt und driftet zwischen Anpassung und Widerspruch durch ihr Leben. Der Plot löst sich auf zugunsten einer Erfahrung.“ (Katalog 60. Internationale Filmfestspiele Berlin) HH

F

Faster USA 2010, R: George Tillmann Jr., D: Carla Gugino, Moon Bloodgood

Kaum aus dem Knast, übt Dwayne Johnson an den Mördern seines Bruders furchtbare Rache. “Faster“ ist ein rauer, brachialer Actionreißer mit einer durchweg fesselnden Story, die am Ende mit zwei Wendungen überrascht. Der Schwung und das Tempo der Erzählung wird dadurch aber in keinster Weise gebremst. Im Gegenteil. Die Story bleibt durchweg überzeugend, ebenso wie Dwayne Johnson in der Heldenrolle. Fans des harten Männerkinos kommen hier allemal auf ihre Kosten.“ (Cinema) BHV, BS, H, HB, HH, LG, OS, SN

Fasten auf Italienisch Frankreich 2010, R: Olivier Baroux, D: Kad Merad, Valérie Benguigui

„Dino Fabrizzi hat alles, was man sich wünschen kann: einen super Job, einen schnellen Flitzer und eine tolle Frau. Ein Problem gibt es dennoch für den in Nizza lebenden Italiener: Er ist gar keiner. Dino heißt eigentlich Mourad Ben Saoud. Das weiß aber weder sein Chef noch seine Freundin. Seine arabische Familie glaubt wiederum, dass er in Italien an seiner Karriere feilt. Mourads Lüge droht aufzufliegen, als sein Vater von ihm verlangt, den Ramadan zu begehen. Doch mehrmals täglich das Fasten und die Gebete vor seinen ahnungslosen Mitmenschen zu verbergen, gestaltet sich schwieriger als gedacht. Auf ebenso eindringliche wie amüsante Weise zeigt „Fasten auf Italienisch“, wie weit Menschen gehen, um akzeptiert zu werden.“ (Cinema) BHV, FL, H, HB, KI

Freundschaft plus USA 2011, R: Ivan Reitman, D: Natalie Portman, Ashton Kutcher

„Ein unschlüssiges Liebespaar, eine chaotische Verwandtschaft, treue Freunde und eine Hochzeit sind die üblichen Zutaten für romantische Komödien. Diese Elemente werden auch in «No Strings Attached» von Komödien-Veteran Ivan Reitman («Ghostbusters», «Kindergarten Cop») verwendet. Darin einigen sich Natalie Portman und Ashton Kutcher auf eine Sex-Beziehung ohne emotionale Bindung, scheitern aber an der Herausforderung. Auch die beiden charmanten Hauptdarsteller tragen dazu bei, dass die substanzlose Komödie leicht bekömmlich ist. Nathalie Portman überzeugt zwar als Komödiantin nicht ganz so sehr wie in ihren dramatischen Rollen, beispielsweise zuletzt in «Black Swan», doch alleine schon der Grössenunterschied zu Ashton Kutcher sorgt für Humor.“ (filmsprung) GÖ, H, HB, OL

G

Der ganz große Traum Deutschland 2010, R: Sebastian Grobler, D: Daniel Brühl, Burghart Klaußner

„Ein junger Englischlehrer muss sich im Jahre 1874 in Braunschweig mit seinen fortschrittlichen, auf Fairness und Respekt fußenden Lehrmethoden gegen die strenge preußische Denkweise durchsetzen, die auf militärische Disziplin, Zucht und Ordnung baut. Während er an den empörten Vertretern von Klerus, Industrie und Großbürgertum zu scheitern droht, gewinnt er die Herzen seiner unterdrückten Schüler, die das noch gänzlich unbekannte Fußballspiel eint und stärkt. Die der Handlung zugrunde liegenden historischen Tatsachen überführt der ebenso stimmungs- wie gefühlvolle Film in ein schönes Kinoabenteuer, das glaubwürdig Solidarität und Freundschaft preist.“ (filmdienst) BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Gullivers Reisen – Da kommt was Großes auf uns zu USA 2010, R: Rob Letterman, D: Jack Black, Emily Blunt

„In diesem turbulenten Hollywood-Reboot des satirischen Märchenklassikers wächst Comedy-Kugelblitz Jack Black (“School of Rock“) nur optisch über sich hinaus. Liliputs beginnen, das von Hollywood-Filmen und Popmusikweisheiten geprägte Verhalten des Riesen zu imitieren und ihre Innenstadt in eine einzige Leuchtreklamefläche voller Gulliver-Konterfeis zu verwandeln. Ein ironischer Kommentar auf amerikanischen Kulturimperialismus, der leider in zahllosen Standardsituationen kindgerechten Klamauks untergeht. So entpuppt sich die neueste Verfilmung von „Gullivers Reisen“ als unausgegorenes Starvehikel für Jack Black, der seine Paraderolle des exaltiert nerdigen Fatsos mit Herz jedoch mehr routiniert als inspiriert abspult.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN

H

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil I USA 2010, R: David Yates, D: Daniel Radcliffe, Emma Watson

„Durch die zeitbedingte Möglichkeit, alles ein bisschen ausführlicher zu erzählen, wird „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1“ zum etwas zähen Start ins grosse Finale. Wenn man bedenkt, was noch alles passieren sollte, dürfte die Fortsetzung ein Actionknaller erster Güte werden. Hier werden die Weichen gestellt und vor allem im Mittelteil die Langsamkeit zelebriert. Ist gut, aber hätte Potenzial für etwas viel Grösseres gehabt.“ (outnow.ch) HB

Hexe Lilli - Die Reise nach Mandolan Deutschland 2011, R: Harald Sicheritz, D: Alina Freund, Sami Herzog

„In ihrem zweiten Kinoabenteuer werden Lillis Zauberkräfte im fernöstlichen Mandolan benötigt. Vor fröhlich-bunter Kulisse ist unter der Regie des Österreichers Harald Sicheritz ein rasanter Kinderfilm entstanden. Doch dass die Story an allen Ecken hinkt, dürfte selbst den unaufmerksamsten Knirpsen nicht entgehen. So bleibt z. B. unklar, warum während Lillis Reise keine Zeit vergeht oder im Orient alle Hochdeutsch reden. Dafür begeistert Alina Freund mit ihrer unbeschwerten Art in der Rolle der frechen Hexe. Auch der drollige Drache Hektor sorgt für einige Lacher - ohne den nervtötenden Dialekt von Michael Mittermeier wäre er jedoch noch witziger.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Howl - Das Geheul USA 2010, R: Rob Epstein, Jeffrey Friedman, D: Kad Merad, Valérie Benguigui

“Allen Ginsberg zählt neben Jack Kerouac (“On the Road“) und William S. Burroughs (“Naked Lunch“) zu den berühmtesten Vertretern der „Beat Generation“, die Anfang der 50er-Jahre Tabus brechen und Grenzen überschreiten - im Leben, in der Liebe und in der Kunst. 1955 trägt Ginsberg, mit 29 Jahren der jüngste und introvertierteste des wilden Zirkels, „Howl“ zum ersten Mal öffentlich vor. Das Gedicht wird zur Beat-Hymne, ein mitreißender Bewusstseinsstrom und Wortrausch, den man eher fühlt als begreift - damals wie heute. Der Text ist mit Animationssequenzen des Zeichners und Ginsberg-Gefährten Eric Drooker unterlegt, die an Pink Floyds „The Wall“ erinnern. Parallel erzählt der Dichter aus seiner Biografie, während im Gerichtssaal Intellektuelle - für den Zuschauer höchst amüsant - mit einem völlig überforderten Staatsanwalt über die Definition von Literatur streiten.“ (Cinema) OS

I

Ich bin Nummer 4 USA 2011, R: D.J. Caruso, D: Dianna Agron, Teresa Palmer

„John Smith ist ein auf die Erde geflüchteter Überlebender eines außerirdischen Volkes, der dort von finsteren Mogadorianern gejagt wird. Ein normales Leben zu führen, ist ihm unmöglich. Aus dem Konflikt zwischen den unberechenbaren Anwandlungen eines Heranwachsenden und den Forderungen einer klandestinen Existenz entsteht ein reizvolles Hybrid aus Highschool-Teenager-Drama und Science-Fiction-Action-Kracher.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Ich & Orson Welles USA/Großbritannien 2008, R: Richard Linklater, D: Zac Efron, Christian McKay

“Während einer Inszenierung von Shakespeares „Julius Caesar“ 1937 am New Yorker Mercury Theatre durch Orson Welles verliebt sich ein naiver Jungschauspieler in die ebenso schöne wie souveräne Produktionsassistentin. Der Theaterfilm besticht vor allem durch die Sorgfältigkeit und den Elan, mit denen die Entstehung des Bühnenstücks nachgezeichnet wird. Die romantische „Coming of Age“-Geschichte wirkt vor diesem Hintergrund zunächst vergleichsweise banal, entfaltet aber durch die Rückkopplung auf die Figur Orson Welles‘ interessante Facetten.“ (filmdienst) H

I Killed My Mother Kanada 2009, R: Xavier Dolan-Tadros, D: Anne Dorval, Francois Arnaud

„In seiner Fantasie ist sie längst tot. Doch in Wahrheit muss er sich jeden Tag mit ihr herumschlagen. „Ich habe 100 Leute lieber als sie“, behauptet Hubert, der niemanden so sehr verachtet wie seine Mutter. „I Killed My Mother“ bilanziert die Geschichte einer enttäuschten Liebe, so direkt und unerbittlich, dass Eltern pubertierender Kinder den Film kaum ertragen werden. Xavier Dolan war erst 17 Jahre alt, als er das Drehbuch schrieb, das er zwei Jahre später mit sich selbst in der Hauptrolle verfilmt hat. Dennoch ist sein Film keine einseitige Anklage gegen die bornierte Welt der Erwachsenen. Dolan ist es trotz der jugendlichen Perspektive gelungen, beide Seiten dieses zerrütteten Verhältnisses zu zeigen und die Gefühle aller Beteiligten gleichermaßen zu respektieren.“ (Cinema) OL

Im Laufe der Zeit Deutschland 1975, R: Wim Wenders, D: Rüdiger Vogler, Hanns Zischler

“Zwei Männer, durch Zufall zusammengeführt, fahren in einem LKW durchs Zonenrandgebiet und erleben bundesdeutsche Provinzwirklichkeit aus der Perspektive des distanzierten Beobachters. Die Reise wird zur befreienden Fluchtbewegung und heilsamen Desillusionierung, geprägt von der Erfahrung der Wurzellosigkeit, die gleichwohl neue Formen des Sehens und Erlebens eröffnet. Wim Wenders‘ Film vereint die bestechende Klarheit und epische Gelassenheit eines klassischen Bildungsromans mit den mythischen Qualitäten amerikanischer Genrefilme.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

In einer besseren Welt Dänemark/Schweden 2010, R: Susanne Bier, D: Mikael Persbrandt, Trine Dyrholm

„Ängstliche und missmutige Menschen vor schönen Landschaften in Dänemark und Afrika, das ist das Prinzip dieses Psychodramas von Susanne Bier, in dem es um Schuld und Gewalt geht. Zwei dänische Jungs schließen sich in der Schule gegen den Anführer einer Mobbing-Clique zusammen und hadern mit ihren Vätern: Der des einen arbeitet zeitweise als Arzt in Afrika und hat seine Frau betrogen, der des anderen ist ein öliger Bonze. Biers Werk, gerade mit dem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet, ist eine Bußpredigt mit exquisiten Schauspielern und herber protestantischer Moral: Der Mensch ist nicht fürs Glücklichsein gemacht.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH, HL, KI, OS

Iron Doors 3D Deutschland 2010, R: Stephen Manuel, D:Axel Wedekind

„Ein Mann erwacht in einem fast leeren Tresorraum. Als immer mehr Zeit verstreicht, wird klar, dass er sich selbst befreien muss. In einem Stahlschrank findet er Werkzeuge, mit denen er eine Wand durchbricht. Doch auf der anderen Seite erwartet ihn nicht die Freiheit, sondern ein weiterer Tresorraum - und eine weitere Gefangene. Mit seinem auf engstem Raum gedrehten Indie-Thriller gelingt es Regisseur Stephen Manuel (“Der letzte Lude“), das Gefühl von Klaustrophobie in ungemein stimmungsvolle Bilder zu übertragen. Leider wird die Atmosphäre vom Redeschwall des unablässig seine Gedanken artikulierenden Hauptdarstellers und dem mauen Moralstückfinale konterkariert.“ (Cinema) BHV, H, HB

I Shot My Love Deutschland/Israel 2010, R: Tomer Heymann

„Bei einem Besuch in Berlin verliebt sich der israelische Dokumentarfilmer Tomer Heymann in den Tänzer Andreas Merk. In Tel Aviv lernt der Deutsche die Mutter des Filmemachers kennen, der ihre Begegnungen und Gespräche mit der Kamera begleitet. Auf diese Weise ist ein ebenso ehrlicher wie intimer Liebesfilm entstanden, der die Frage stellt, wie tief wir in das Leben, die Familiengeschichte und das Wesen eines Menschen eindringen können und wollen.“ (Cinema) HH

J

Justin Bieber - Never Say Never USA 2011, R: Jon Chu

„Justin-Bieber-Fans werden diesen Film lieben, denn so haben sie ihr Idol noch nie gesehen. Der Konzertfilm zeigt den 16-jährigen Teeniestar auf der Bühne des New Yorker Madison Square Gardens, blickt hinter die Kulissen des Touralltags und begleitet ihn in seine kanadische Heimat. Private Videoaufnahmen zeigen den fünfjährigen Justin beim Trommeln in Mamis Küche und als Straßenmusiker - der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die mit selbstgedrehten YouTube-Videos ihren ersten Höhepunkt erreichte. Dass der von kreischenden Teenagern vergötterte Popstar ein ganz normaler Junge geblieben ist, könnte man nach diesem Film fast glauben.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

K

Der kleine Nick Frankreich 2009, R: Laurent Tirard, D: Maxime Godart, Valerie Lemercier

“Der kleine Nick“ ist kein Porträt von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, sondern die Geschichte des - weit populäreren - Helden aus den Bestsellern von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé. Rund fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung verwandelt der Regisseur Laurent Tirard das Kinderbuchidol in einen Kinostar. Tirard, vertraut im Umgang mit französischen Nationalheiligtümern (“Molière“), bewahrt den fröhlich-nostalgischen Charme der Vorlage, indem er die Freuden und Dramen der Kindheit konsequent aus der Sicht des Jungen zeigt, komische Missverständnisse eingeschlossen. Nicks größte Sorge: Seine Mutter könnte schwanger sein und ein kleiner Bruder ihm zu Hause den Rang ablaufen.“ (Der Spiegel) H, HH

Kokowääh Deutschland 2011, R: Til Schweiger, d: Til Schweiger, Emma Tiger Schweiger

„In seiner neuen Komödie nach „Zweiohrküken“ muss sich Til Schweiger als überforderter Hallodri über Nacht mit den Freuden des Vaterseins herumschlagen. Und das ausgerechnet mit seiner eigenen achtjährigen Tochter Emma Tiger. Anders als in seinen Kinohits „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ lässt es der 47-Jährige in der Tradition seiner Tragikomödie „Barfuss“ deutlich erwachsener angehen. Zoten oder Schenkelklopfer wie zuletzt in „Zweiohrküken“ sucht man hier vergebens - auch wenn eingestreute Gags, wie eine Maulsperre in Tristans Praxis, das Zwerchfell gehörig reizen. Ansonsten konzentriert sich Produzent, Co-Autor und Regisseur Schweiger aber auf sensible Art und Weise auf die Beziehung zweier Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Konferenz der Tiere Deutschland 2010, R: Reinhard Klooss, Holger Tappe

„Neue Filmadaption von Kästners klassischem Kinderbuch, in der die Tiere sich zum Kampf gegen die Vernichtung ihrer Lebensräume zusammentun und bis zur UN nach New York ziehen. Putziger und kindgerechter Öko-Agitprop in moderner 3D-Animation.“ (tip) BHV, HB, HH

L

Das Labyrinth der Wörter Frankreich 2010, R: Jean Becker, D: Gérard Depardieu, Gisèle Casadesus

„Gérard Depardieu spielt einen gutmütigen Schrat im Blaumann, den alle so lange für einen Trottel halten, bis eine kluge alte Dame ihm das Lesen sowie die Literatur nahebringt - und er eine patente junge Busfahrerin als Liebhaberin gewinnt. Der 1938 geborene Regisseur Jean Becker (“Ein mörderischer Sommer“) macht hier aus einer schlichten Romanvorlage ein Fest der französischen Lebensart, bei dem die Weintrinker am Bistrotisch derb und besonders herzensgut sind, das Liebesleben der Schankwirtin gern vom halben Dorf miterlitten wird und die Natur stets eine Augenweide ist. Eine charmante und nur manchmal überkandidelte Kleine-Leute-Komödie.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB

La Danse - Das Ballett der Pariser Oper Frankreich/USA 2009, R: Frederick Wiseman

„Frederick Wiseman bleibt sich treu: Wie die meisten seiner Filme ist auch „La Danse - Le Ballet de l‘Opéra de Paris“ eine Dokumentation über eine Institution. Kommentarlos sieht er zweieinhalb Stunden lang den Tänzern und Choreografen bei ihrer Arbeit zu, dazwischen gibt es kurze Einblicke in die Kantine, in Werkstätten, in Businessmeetings. Dabei arbeitet er heraus, wie diese Institution funktioniert und wie die Protagonisten in ihren Handlungen davon geprägt werden.“ (tip) HL

Das Lied in mir Deutschland 2010, R: Florian Micoud Cossen, D: Jessica Schwarz, Michael Gwisdek

„Maria lebte viele Jahre bei ihren Eltern in Deutschland und hat dort ein soweit normales Leben geführt. Jedenfalls bis zu dem Tag, als sie beschliesst, nach Chile zu fliegen. Als sie nämlich in Buenos Aires einen kurzen Zwischenstopp einlegen muss und im Wartesaal auf ihren Anschlusszug wartet, hört sie ein spanisches Kinderlied. Selbst wenn sie - soweit sie sich erinnern kann - noch nie in Buenos Aires war und auch kein Spanisch kann, kommt ihr das Lied bekannt vor, zu bekannt, und sie bricht überwältigt vom Verdacht, der in ihr hochkommt, weinend im Wartesaal zusammen. Das Lied in Mir ist ein eindrücklicher Debutfilm geworden, der sehr feinfühlig und detailverliebt inszeniert ist und als Gesamtwerk auch gut funktioniert. Dies, die dramatische Geschichte sowie eine geniale Hauptdarstellerin machen den Film sehenswert.“ (outnow) BS, H, HB, HH, KI, LG

M

Mamma Roma Italien 1962, R: Pier Paolo Pasolini, D: Anna Magnani, Ettore Garofolo

„Die Geschichte einer Prostituierten, die nur für das bürgerliche Glück ihres Sohnes lebt, ihn zuletzt aber für immer verliert. Dasbewegende Sozialdrama wird durch die kunstvoll-karge Form zu einer exemplarischen menschlichen Tragödie überhöht. Herausragendist dabei neben der Leistung der Hauptdarstellerin vor allem dieBalance zwischen direkter Sinnlichkeit und strengem Formwillen sowie die kühne, aber gelungene Einbindung christlicher Ikonografiein die Filmsprache.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Der Mann in der Schlangenhaut USA 1960, R: Sidney Lumet, D: Anna Magnani, Marlon Brando / Originalfassung ohne Untertitel

“Der Barmusiker Val hat‘s der verheirateten Lady Torrance angetan - Tennessee Williams schrieb Marlon Brando diese Rolle auf den damals noch schlanken Leib.“ (taz) HH

Meine erfundene Frau USA 2011, R: Dennis Dugan, D: Adam Sandler, Jennifer Aniston

„Ein Schönheitschirurg verstrickt sich bei der Eroberung seiner vermeintlichen großen Liebe in ein Lügennetz, aus dem ihm seine Kollegin (Jennifer Aniston) als gespielte Ex-Frau heraushelfen soll. Adam-Sandler-Komödie nach bekannter Bauweise aus gröberen Gags und Familien- und Romantikduseleien - und doch graduell lustiger als gewohnt.“ (tip) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

My Son, My Son – What Have Ye Done USA 2010, R: Werner Herzog, D: Michael Shannon, Willem Dafoe / Originalfassung ohne Untertitel

„“My Son, My Son, What Have Ye Done“ hat mit Liedern von Chavela Vargas wunderschöne Musikstücke. Diesmal ermittelt Willem Dafoe als Detective Havenhurst in einer Mordsache in San Diego, Hauptverdächtiger ist ein junger Mann namens Brad McCullum (Michael Shannon), die Tote ist Mrs McCullum, Brads Mutter. Udo Kier hat einen Auftritt als Regisseur einer Studententheatergruppe, die die „Orestie“ einstudiert. Die Rolle des Muttermörders Orestes hatte niemand anderes als Brad inne. Chloe Sevigny, im Film Brads Verlobte, gibt in der Studenteninszenierung Klytaimnestra, und für ein paar Sequenzen verirrt sich der Film in den peruanischen Dschungel.“ (taz) HH

O

127 Hours USA/Großbritannien 2010, R: Danny Boyle, D: James Franco, Amber Tamblyn

„James Franco spielt einen leicht autistischen Freestyle-Bergsteiger, der ohne Aussicht auf Rettung in einer Felsspalte eingeklemmt ist. Boyles Inszenierung komprimiert die 127 Stunden dauernde hoffnungslose Situation auf 93 intensive Minuten, die von zahlreichen filmischen Einfällen, Einschüben, Rückblicken und der beeindrukkenden Darstellung von James Franco geprägt sind.“ (Cinema) BHV, HB, HH, KI

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Pina – tanzt, tanzt sonst sind wir verloren Deutschland 2010, R: Wim Wenders

„Vor ihrem Tod im Juni 2009 hatte die große Tanztheater-Macherin Pina Bausch zusammen mit dem Regisseur Wim Wenders ein Projekt geplant, gefilmt mit den neuesten Finessen der 3-D-Technik. Nun hat sich, aus der Trauerarbeit des Wuppertaler Ensembles heraus, die Unternehmung in eine Hommage verwandelt, wie sie sich reicher und bewegender nicht denken ließe. Wenders hat seine ganze technische Virtuosität eingesetzt, um auf der Leinwand eine leuchtende Schönheit und Fülle zu entfalten. Er fügt vier theatralische Hauptszenen (aus drei frühen und einer späten Bausch-Choreografie) mit Zitaten aus Bausch-Interviews und frühen Schwarzweißfilmen, mit Tänzerporträts und Stadtbildern zu einer mitreißend beschwingten Collage zusammen: Die schwerelose 3-D-Kamera fliegt mit der Schwebebahn über sommerlich heitere Plätze - ganz Wuppertal scheint zu tanzen.“ (Der Spiegel) BS, DEL, GÖ, H, HH, HB, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Der Plan USA 2010, R: George Nolfi, D: Matt Damon, Emily Blunt

„Dass das Leben ein von jenseitigen höheren Instanzen entworfener Plan ist, über dessen Einhaltung mit bürokratischer Penetranz gewacht wird, hält einen jungen Politiker nicht davon ab, sich unsterblich in eine schöne Tänzerin zu verlieben, womit er der Vorherbestimmung gründlich ins Gehege kommt. Der Versuch, das ehrgeizige philosophische Thema der Willensfreiheit in Form eines romantischen Thrillers aufzuarbeiten, scheitert an der wenig glaubwürdigen Figurenzeichnung sowie an Logik- und Inszenierungsdefiziten, sodass die Geschichte trotz guter Darsteller versandet.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Poll Deutschland 2010, R: Chris Kraus, D: Paula Beer, Edgar Selge

„„Poll“ ist im neuen Film des melodramatisch begabten deutschen Regisseurs Chris Kraus (“Vier Minuten“) der Name eines Gutshauses am estländischen Ostseestrand. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs schießen hier russische Soldaten auf Anarchisten, während ein leicht diabolischer deutscher Gutsherr (Edgar Selge) seine junge zweite Gattin (Jeanette Hain) mit seinen Obsessionen ebenso drangsaliert wie eine süße Tochter aus erster Ehe (Paula Beer), die gerade aus Berlin zu ihm gezogen ist. Das Mädchen gerät bald in eine Grusel- und Herz-Schmerz-Geschichte, die der Regisseur aus autobiografischen Berichten der 1988 gestorbenen Dichterin Oda Schaefer destilliert hat: ein Film mit Mut zum Action-Bombast, der ihm aber hinreißende Momente wie aus dem klassischen amerikanischen Western beschert.“ (Der Spiegel) HH, KI

Powder Girl Großbritannien 2010, R: Phil Traill, D: Felicity Jones, Ed Westwick

„Eine kurzweilig erzählte Romantikkomödie um ein junges Mädchen, das als Hausmädchen in einem Nobelskiort endlich wieder zu sich selbst findet und mit Ironie und Selbstbewusstsein gegenüber der “High Society“ schließlich selbst ihre härtesten Kritiker für sich einnimmt.“ (tip) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

The Purple Rose of Cairo USA 1984 R: Woody Allen, D: Mia Farrow, Jeff Daniels

Während der Depressionszeit flüchtet sich eine Serviererin vor ihrem anstrengenden Leben zeitweise ins Kino. Als der Held einesdort gezeigten Films aus Liebe zu ihr hinabsteigt, erzeugt erheillose Verwirrung bei Partnern, Zuschauern, Produzenten unddem Darsteller seiner Rolle. Eine kluge und sensible Tragikomödie, hervorragend inszeniert und gespielt. Der Film verbindet die Liebesgeschichte mit einer intelligenten Reflexion über Schein und Sein, Illusion und Realität. Das komplexe Verwirrspiel ist als vielschichtiger Diskurs über Möglichkeiten von Liebe,Leben, Film und Traum eine Liebeserklärung an das Kino, seine Stars und Zuschauer.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

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Rango USA 2011, R: Gore Verbinski

„„Rango“ ist ein Chamäleon, das es zum gefeierten Sheriff bringt. Der Animationsfilm von Gore Verbinski (“Fluch der Karibik“) wechselt die Genres so schnell wie seine Hauptfigur die Farben, von der Komödie bis zum Selbstfindungsdrama, und persifliert nebenbei höchst amüsant die Klischees des Italo-Western. Statt unrasierter und dreckiger Kerle zeigt Verbinski Mäuse, Ratten und anderes Getier bei wilden Schießereien, und siehe da, der Unterschied ist gar nicht groß. So ist „Rango“ auch der lustigste Clint-Eastwood-Film, in dem Eastwood nicht dabei ist: Die Gesichtszüge des Chamäleons sind dem Star liebevoll nachempfunden.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Rapunzel: Neu verföhnt USA 2010, R: Nathan Greno & Byron Howard

„Anders als der Trailer vermuten lässt, ist „Rapunzel - Neu verföhnt“ kein freches Trickabenteuer à la „Küss den Frosch“ oder ein Anarchospaß wie „Shrek“ geworden. Stattdessen setzen die Regisseure Nathan Greno und Byron Howard (“Bolt - Ein Hund für alle Fälle“) auf klassische Disney-Motive wie einen drolligen Sidekick - in diesem Fall das Chamäleon Pascal - und eine liebevoll erzählte, aber überraschend unoriginelle Lovestory. Dafür peppen sie ihr märchenhaft schön animiertes 3D-Märchen mit rasanten, kindgerechten Actionsequenzen auf, in denen Rapunzels Mähne das Wort „haarig“ ganz neu definiert.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS, SN

Rue Santa Fe: Erinnerung an eine revolutionäre Zeit Chile 2007, R: Carmen Castillo / Originalfassung mit Untertiteln

„Am 5. Oktober 1974 stürmt die chilenische Geheimpolizei in Santiago das Haus in der Calle Santa Fé 725. Carmen Castillo, die Regisseurin des Films, lebt seit dem Putsch Pinochets im Untergrund, sie ist im sechsten Monat schwanger. Gleich zu Beginn des Schusswechsels wird sie verwundet und verliert das Bewusstsein. Castillo überlebt schwer verletzt und wird aufgrund internationaler Proteste aus der Haft entlassen und nach Frankreich ausgewiesen. Dreißig Jahre später ist sie nach Santiago zurückgekehrt und hat einen Dokumentarfilm über die damaligen Ereignisse gedreht. Calle Santa Fé ist nicht nur eine Erinnerung an den gefallenen Genossen und Lebensgefährten, sondern auch eine Reflexion über die Bedeutung des Kampfes der MIR in Chile während der Regierungszeit der Unidad Popular und unter der Militärdiktatur.“ (kino-im-sprengel) H, HH

Russland – Im Reich der Tiger, Bären und Vulkane Deutschland/Russland 2010, R: Jörn Röver

„Ein visuell atemberaubender Dokumentarfilm über Flora und Fauna sowie imposante Naturschauspiele in Russland, der von der Halbinsel Kamtschatka bis in den Kaukasus führt. Die Kinoversion einer sechsteiligen Fernsehserie vermittelt mit technisch brillanten Bildern dramaturgisch geschickt gestaltete Einblicke, krankt jedoch an einem substanzlosen, die Tiere vermenschlichenden Kommentar sowie an der allzu hymnischen Musik.“ (filmdienst) H, HH

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Sammys Abenteuer : Die Suche nach der geheimen Passage Belgien 2010, R: Ben Stassen

„Der belgische Regisseur Ben Stassen legt mit diesem Film um die Abenteuer einer kleinen Wasserschildkröte bereits seinen zweiten 3-D-Animationsfilm vor – und zeigt einmal mehr, wie sehr sich diese dreidimensionale digitale Tricktechnik dafür eignet, um in die Natur einzutauchen und fremde Lebensräume zu erkunden. Erzählerisch mag die unterhaltsame, aber allzu heiter-harmlose Geschichte von einer langen Reise, die die kleine Schildkröte Sammy unternimmt, um eine liebe Freundin wiederzufinden, nicht allzu originell sein, jedoch werden kleine Kinofans an den gelungenen Bildwelten ihre Freude haben, die diese filmische Weltreise zu Wasser erkundet.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, KI, SN

Serengeti Deutschland 2010, R: Reinhard Radke

Mit einer atemberaubenden Bildgewalt fängt dieser Film eines der gewaltigsten Naturschauspiele in einer noch weitgehend in ihrem Urzustand belassenen Landschaften der Erde ein: die zyklischen Wanderungen der Gnus, Zebras und Antilopen durch die Serengeti, Massai Mara und Ngorongoro. 50 Jahre nach Bernhard Grzimeks oscargekröntem Naturfilm „Serengeti darf nicht sterben“ zeigt Reinhard Radke, wie sehr diese afrikanische Landschaft immer noch von Leben brodelt. Dabei zeigt der Film allerdings alles andere als eine Idylle.Man spürt die Liebe des Regisseurs zu den Tieren und der Natur - aber man spürt ebenfalls, dass es eine wissende Liebe ist, die nicht verniedlicht, sondern immer auch die Gnadenlosigkeit zeigt, mit der in der Natur die Stärksten sich durchsetzen. (hip) HH

So weit und groß - Die Natur des Otto Modersohn Deutschland 2010, R: Carlo Modersohn

““So weit und groß“ erzählt die Lebensgeschichte des Malers Otto Modersohn. Der Dokumentarfilm verzichtet vollständig auf moderne Quellen sondern verwendet zeitgenössische Filme, Fotografien, Reproduktionen von Gemälden, Zeichnungen und Schriftdokumente. Die Texte entstammen Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Texten von Otto Modersohn selbst, Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke.“ (Bremer Filmkunst Theater) GÖ, HB, HH, OL

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The Fountain USA 2006, R: Darren Aronofsky, D: Hugh Jackman, Rachel Weisz

“,The Fountain‘ ist ein Jungbrunnen mit umgekehrter Wirkung, denn er lässt seinen Regisseur, Hollywoods Wunderkind Darren Aronofsky (,Requiem for a Dream‘), recht alt aussehen. Auf drei Zeitebenen erzählt der Film die Liebesgeschichte eines Paars und stürzt das Publikum mit kühnen Sprüngen zwischen dem 16. Jahrhundert, der Gegenwart und der fernen Zukunft in schwere Verwirrung. Bei angestrengtem Grübeln während des psychedelischen Bilderwirbels und der dröhnenden Rundumbeschallung brummt rasch der Schädel. Während die Figuren verzweifelt nach einem Mittel gegen den Tod suchen, wäre mancher Zuschauer schon mit einer Aspirin zufrieden.“ (Der Spiegel) HH

The King‘s Speech Großbritannien/Australien 2010, R: Tom Hooper, D: Colin Firth, Geoffrey Rush

„Charles war nicht der erste Prince of Wales, dessen Liebesleben einen Skandal auslöste. Schon sein Vorgänger David sorgte durch die unstandesgemäße Affäre mit einer verheirateten US-Amerikanerin für Aufsehen. Regisseur Tom Hooper (“Elizabeth I.“) streift diese historische Episode nur am Rande. Sein Interesse gilt dem jüngeren Bruder des adligen Schürzenjägers: Albert, Duke of York. Nach der Abdankung seines Bruders ist er gezwungen, den Thron zu besteigen - eine schreckliche Vorstellung für den sensiblen und schüchternen Königssohn. Denn „Bertie“ leidet seit seiner Kindheit unter extremem Stottern. Kaum vorstellbar, dass er in der Lage wäre, einem aufstrebenden, rhetorisch begabten Diktator wie Adolf Hitler Paroli zu bieten. Hoopers Film basiert im Wesentlichen auf den Tagebuchnotizen des kauzigen Sprachtherapeuten Lionel Logue, der mit unorthodoxen Methoden die Sprachblockaden des späteren Regenten behandelte. „The King‘s Speech“ ist grandioses Schauspielerkino, pointiert und geistreich inszeniert - und ein wunderbares Beispiel dafür, dass es im Leben allein darauf ankommt, seiner inneren Stimme zu folgen. Selbst dann, wenn man vor Aufregung keinen Ton herausbringt.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

The Rite USA 2011, R: Mikael Hafström, D: Anthony Hopkins, Colin O‘Donoghue

„Exorzismus ist keine Praxis des finsteren Mittelalters, sondern Tagesgeschäft im heutigen Vatikan. Diese frappierende Erkenntnis präsentierte Journalist Matt Baglio 2010 in seiner Buchreportage „Die Schule der Exorzisten“, die jetzt von Regisseur Mikael Hafström (“Zimmer 1408“) übersinnlich zugespitzt verfilmt wurde. In „The Rite“ wird der skeptische Priesterschüler Michael (Colin O‘Donoghue) nach Rom geschickt, um in einem Exorzistenseminar seinen Glauben zu festigen. Die Existenz des Leibhaftigen mag Michael trotzdem nicht akzeptieren - bis er an den Starexorzisten des Vatikans Vater Lucas (Anthony Hopkins) verwiesen wird, der ihn mit dem Fall einer besessenen Schwangeren in Teufels Küche bringt. Leider schlägt Hafström trotz einiger origineller Schockmomente zu schnell den ausgetretenen Weg klischeehafter Dämonenfilm-Konventionen ein.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

The Road USA 2010, R: John Hillcoat, D: Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee

“Auf dem Weg durch eine postapokalyptische Landschaft versucht ein Vater, gemeinsam mit seinem Kind das Meer zu erreichen. Nach einer Romanvorlage von Cormac McCarthy zeichnet der vordergründig deprimierende Film eine von Zerstörung und Hoffnungslosigkeit beherrschte Welt, in der die wenigen überlebenden Menschen bis auf die Stufe des Kannibalismus abgesunken sind. Eine in monochromen, düsteren Bildern entworfene Allegorie, die den Verlust der Humanität in existenziellen Grenzsituationen beklagt.“ (filmdienst) HB

The Tree Australien 2010, R: : Julie Bertuccelli, D: Charlotte Gainsbourg, Morgana Davies

„Dawn lebt mit ihrem Mann Peter und ihren vier Kindern in der australischen Pampa in einem Haus, neben dem ein riesiger Baum thront. Eines Tages erleidet Peter völlig überraschend einen Herzstillstand und stirbt. Dawn ist zunächst wie gelähmt von diesem Verlust, lässt sich gehen, und ihre Kinder müssen für sich selbst schauen. Bis die Zweitjüngste, Simone, eines Tages eine Entdeckung macht: Ihr verstorbener Vater spricht zu ihr - durch den Baum. Sie verrät dieses Geheimnis ihrer Mutter - die fortan Trost darin findet, auf den Baum zu klettern und dort mit ihrem verstorbenen Mann zu sprechen. Einige Szenen machen The Tree sehenswert. Schön fotografierte Bilder aus der weitläufigen australischen Landschaft runden ihn ab und machen ihn zu einem durch und durch angenehmen und entspannenden Seherlebnis. Für den ganz grossen Wurf fehlt es allerdings ein wenig an einer mitreissenden Geschichte.“ (outnow) HH, KI, LG

Die Tigerentenbande - Der Film Deutschland 2011, R: Irina Probost

„Nach den TV-Abenteuern der „Bande“ um den sympathischen Verlierertypen Hannes Strohkopp gibt es nun einen Kinofilm, der sogleich hineinspringt in eine episodisch gestaltete Geschichte, in der es um Freundschaften und Mutproben geht und darum, die richtige moralische Entscheidung im richtigen Moment zu treffen. Die Animation kann man zwar bestenfalls als rudimentär bezeichnen, doch das kindgerecht-charmante Janosch-Universum überlebt auch das.“ (tip) H, HB, HH, LG, OL

Tokugawa: Gequälte Frauen Japan 1968, R: Teruo Ishii, D: Yuki Kagawa, Asao Koike

„Drei Episoden über Inzest, Sex im Kloster, Christenverfolgung und einiges mehr: „Historie der Bestrafung von Frauen unter dem Tokugawa-Shôgunat“, so der Originaltitels dieses berüchtigten Pink-Schockers, ist ein Klassiker des japanischen Horrorfilms zum Thema Folter, aufwendig produziert von den Toei Studios! Lange vor Eli Roth oder James Wan hat sich Ishii daran gemacht, sein Publikum mit ausgewählten Scheußlichkeiten das Grausen zu lehren.“ (b-movie) HH

Tron: Legacy USA 2010, R: Joseph Kosinski, D: Jeff Bridges, Garrett Hedlund

„Durch den Hilferuf seines verschollenen Vaters alarmiert, begibt sich ein begabter junger Hacker in einer virtuelle Welt. Dort treibt ein finsterer junger Doppelgänger des Vaters sein mörderisches Unwesen und trägt sich mit Eroberungsambitionen, die sich auch auf die reale Welt erstrekken. Weitgehend unterhaltsamer, flüssig inszenierter Actionfilm, der als zitatenreiches Potpourri visueller Einfälle mit einem mitreißenden Soundtrack punktet. Ansonsten offenbart sich hinter den aufwändigen, aber eher bescheidenen 3D-Effekten eine Geschichte, die angesichts der Sterilität der Figurenbeziehungen und der Einfallslosigkeit gegenüber dem Vorgängerfilm von 1981 nur wenig zu erzählen hat.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI

True Grit USA 2010, R: Ethan Coen, Joel Coen Buch: Ethan & Joel Coen, D: Jeff Bridges, Hailee Steinfeld

„Dieser phänomenal lustige Edelwestern der US-amerikanischen Filmemacher Joel und Ethan Coen erzählt die Geschichte eines 14-jährigen Farmermädchens, das den Tod des Vaters rächen will. Die Kinderdarstellerin Hailee Steinfeld verkörpert dieses Mädchen mit störrischem Ernst und herzerweichendem Blick. Jeff Bridges und Matt Damon spielen zwei zwielichtige Männer des Gesetzes, die mit der jungen Rächerin auf Mörderjagd in die Prärie reiten. „True Grit“ (nach dem Roman von Charles Portis) ist die Neuauflage eines ziemlich stumpfen John-Wayne-Films aus dem Jahr 1969. Bei den Coens aber ist der Wilde Westen so anheimelnd fotografiert wie eine Whiskey-Reklame, und die Pointen und Brutalitäten werden charmant abgefeuert. Auch für Genre-Fans gibt es nichts zu meckern.“ (Der Spiegel) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

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Unknown Identity USA/Großbritannien/Deutschland 2011, R: Jaume Collet-Serra, D: Liam Neeson, January Jones

„Drehbuchautoren haben es manchmal schon sehr angenehm. Sie können sich einfach Versatzstücke aus unzähligen älteren (und neueren) Filmen aussuchen und durch leichte Veränderungen trotzdem den Eindruck entstehen lassen, dass eine frische Geschichte erzählt wird. Der Thriller «Unknown», der auf eine Romanvorlage basiert, verwendet vor allem umgedrehte Elemente aus «North by Northwest», «The Bourne Identity» und «The Tourist». Ein Wissenschaftler muss nach einem Unfall feststellen, dass ein anderer Mann seine Identität übernommen hat. Die Bestandteile aus «Unknown» sind so vertraut, dass sich in beinahe jeder Szene eine Art Déjà-vu einstellt.“ (filmsprung) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

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Von Menschen und Göttern Frankreich 2010, R: Xavier Beauvois, D: Lambert Wilson, Michael Lonsdale

„Im Jahr 1996 wurden im Altasgebirge in Algerien sieben Trappistenmönche ermordet, was den Islamisten zugeschrieben wurde, die das Land in den 1990er-Jahren mit fundamentalistischem Terror überzogen. Spirituelles Drama, das das Leben der Mönche und ihr intensives Ringen darum nachzeichnet, ob sie ihr Kloster aufgeben und fliehen oder aus Solidarität mit den Menschen bleiben und damit ihren Tod riskieren sollen. Obwohl in CinemaScope und mit ästhetischem Gespür gedreht, ordnet sich die Filmsprache dem Rhythmus des klösterlichen Lebens unter, gewinnt dadurch aber den Raum, sich auf die christlich-theologischen Dimensionen der Entscheidungsfindung einzulassen.“ (filmdienst) BHV, H, HH

Vorstadtkrokodile 3 Deutschland 2011, R: Wolfgang Groos, D: Nick Romeo Reimann, Nora Tschirner „Der dritte und abschließende Film um die Ruhrgebietsjugendbande „Vorstadtkrokodile“ erweist sich als veritabler Kinderkrimi, in dem die Helden einen Gefängnisausbruch organisieren müssen. Gradlinig inszeniert, wird unter neuer Regie diesmal auf viele Mätzchen der Vorgänger verzichtet.“ (tip) FL, H, HB, HH, KI, OL, OS

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Wer wenn nicht wir Deutschland 2010, R: Andres Veiel, D: August Diehl, Lena Lauzemis

„ „Wer wenn nicht wir“ von Andres Veiel ist der beste RAF-Film, den ich bisher gesehen habe – nicht, weil er meisterhaft inszeniert wäre, das ist er nicht, er hat Längen. Veiel wirft aber einen differenzierteren Blick auf die Terroristen als andere. Sie sind keine schicken Rebellen, die sich, mit den falschen Mitteln, gegen das Erbe der Nazis auflehnen. Sie sind, im Gegenteil, noch völlig gefangen in deren Denkmustern, ein Leben zählt nichts, Ideen zählen alles. Am Anfang des Films erschießt der Nazidichter Will Vesper die Katze seines Sohnes, danach erklärt er dem Sohn liebevoll und geduldig, warum das so sein muss. Anschließend erzählt der Film die gleiche Geschichte ein zweites Mal, diesmal geht es nicht mehr um Katzen, sondern um Menschen.“ (Harald Martenstein) GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

We Want Sex Großbritannien 2010, R: Nigel Cole, D: Miranda Richardson, Sally Hawkins

““We Want Sex““ heißt im britischen Original „Made in Dagenham“ - was viel besser passt, denn die Heldinnen in diesem nach einer wahren Geschichte von 1968 erzählten Erbauungsfilm von Nigel Cole (“Kalender Girls“) fordern keine körperliche Zuwendung, sondern schlicht bessere Bezahlung. Als Autositzenäherinnen im englischen Dagenham schuften die Frauen so hart wie die Männer, bekommen aber nur einen Bruchteil des Lohns. Damit sich das ändert, lehnen sie sich mit viel Leidenschaft und Arbeiterin Rita (zum Liebhaben: Sally Hawkins) an der Spitze gegen das Management, die männliche Kollegenschaft und die Gewerkschaft auf. Eine erfrischende Mischung aus Sozialdrama und Komödie, gekrönt vom Sieg der Gerechtigkeit.“ (Der Spiegel) FL, HH

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Yogi Bär USA/Neuseeland 2010, R: Eric Brevig

„Der clevere Bär Yogi lebt zusammen mit seinem Freund Boo Boo glücklich im Jellystone Park. Sein einziges Lebensziel: das Erhaschen lukullischer Genüsse durch das Stehlen der Picknick-Körbe von Besuchern. Doch eines Tages droht die Schließung des Parks durch den Bürgermeister, einem korrupten Fiesling. Yogi, Boo Boo und der Parkranger müssen sich schnell etwas einfallen lassen, um das zu verhindern. Bereits seit den 60er Jahren erfreuen die gezeichneten Abenteuer des Yogi Bär die kindliche Fangemeinde. Nun endlich darf der sympathische Yogi in einem gelungenen Mix aus digitaler Animation und Spielfilm sein Unwesen treiben. Auch die jüngsten Zuschauer werden ihre Freude an den vielen Streichen von Yogi haben, die amüsant in Szene gesetzt werden. Handlung und Sprache sind kindgerecht, die Erwachsenen sind ganz klar den schlauen Bären unterlegen.“ (fbw) H, HB, HH, SN

Zeugin der Anklage USA 1957, R: Billy Wilder, D: Sir Charles Laughton, Marlene Dietrich

“Wilder hat dem guten alten Kriminalschema durch eine geschickte dramaturgische Akzentverschiebung frische Reize abgewonnen und neue Sympathien zugeführt: nicht die Zeugin der Anklage, nicht der Angeklagte, nicht einmal eigentlich die klassische - abstrakte - Zentralfigur, der verborgene Täter, Mr. X, der große Unbekannte, stehen im Mittelpunkt des Interesses, sondern eine prall menschliche, eigentümliche, komödiantisch-realistisch durchgebildete Figur, Sir Wilfred Robarts, der berühmte Strafverteidiger, hinreißend gespielt von Charles Laughton, der den ganzen Film über bestimmt und besticht“ (Filmkritik 1958) H

72. Kogus - Die 72. Zelle Türkei 2011, R: Murat Saraçoglu, D: Kerem Alisik, Hülya Avsa

„Während in den 1940er Jahren das Leben der Menschen in der Türkei auf peinigende Weise von Armut und Hunger geprägt ist, müssen die Häftlinge in Zelle 72 ihre ganz eigenen Erfahrungen mit Qual, Leid und Elend machen. Denn eingesperrt für die verschiedensten Straftaten, blicken sie nicht nur mit Sehnsucht, Traurigkeit und Schmerz auf ihre verlorene Freiheit und ihre verpasste Chance auf ein Leben. Sie sind auch gezwungen, sich ihrer ausweglosen Realität zu stellen.“ (Kino & Co) BHV, H, HB, OS