Wenn der Alltag zur Kunst wird

TRIVIAL Eine Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zeigt Poster von Andy Warhol und Werbeplakate, die seine Assistenten nach seinen Vorlagen geschaffen haben. Denn das Reproduzierte ist, so will es die Pop-Art, spannender als das Original

Andy Warhol hätte die Ausstellung wohl gefallen. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zeigt neben 30 Warhol-Postern auch Reproduktionen von Plakaten, die Warhols Assistenten nach seinen Vorlagen schufen. Diese Plakate kündigten Warhols Ausstellungen an und entstanden zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren.

Dass das Reproduzierte faszinierender ist als das Original, ist der Grundgedanke der Pop-Art: Das Foto der Campbell’s-Tomatendose ist also interessanter als die Dose selbst, denn es erhebt den Alltag zur Kunst. Da dieses Foto zudem massenhaft reproduzierbar ist, bedeutet es eine Trivialisierung der Kunst. Dieses Prinzip zu veranschaulichen, ist der Ausstellung gelungen.

Neben den üblichen Porträts von Marilyn Monroe, Muhammad Ali, Mick Jagger und Liz Taylor sieht man im Museum für Kunst und Gewerbe auch weniger bekannte Bilder: Micky Maus in Neonfarben etwa. Warhol nahm auch Auftragsarbeiten an und so entstanden etwa zahlreiche Plattencover. Und für das fünfte New Yorker Filmfest hat er zum Beispiel einfach eine Eintrittskarte zum Poster gemacht. Oder eine lila Kuh auf gelben Hintergrund gedruckt.

Die Ausstellung zeigt auch stark stilisierte Porträtmalereien von den Titelseiten seines Magazins Interview sowie Coverfotos des Musikfachmagazins Rolling Stone. Auch Selbstporträts sind vertreten. Daneben die berühmten schwarzgelben Fotos des 58-jährigen Warhol, die kurz vor seinem Tod entstanden sind. In einem abgetrennten Areal läuft ein Film mit Originalaufnahmen von und mit Warhol.

Die Neonfarben der Poster spiegeln sich in der Gestaltung der Ausstellung wider: Eine Wand ist in einem satten Magenta gestrichen, eine andere in Textmarkergrün. In den Aluverkleidungen einiger Wände spiegeln sich diese Farben. Alle übrigen Wände sind kalkweiß. Schön wäre es gewesen, wenn die Exponate nicht allzu stark vom Hintergrund beeinflusst werden. Ein pinker Muhammad Ali auf magentafarbener Wand irritiert.

Aber im Museum für Kunst und Gewerbe wurde nicht nur gestrichen, sondern auch tapeziert. Da Andy Warhol 1966 begann, auch Fototapeten zu produzieren, hat das Museum Warhols 150 Zentimeter große und sehr pinke Kuh an die Wand tapeziert.   FRIDA KAMMERER

„Posters. Andy Warhol“: bis 7. 9., Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, Hamburg