Zum Glück insolvent

Zu arm für den Schadensersatz: Die GW Umwelt, verantwortlich für den PFT-Skandal, meldet Konkurs an

Der eine im Gefängnis, der zweite und dritte insolvent: Die Hauptschuldigen am PFT-Skandal im Sauerland werden für ihre Schäden kaum aufkommen können. Gestern meldete auch noch die GW Umwelt aus Borchen Insolvenz an. Ihr Düngemittel ist mit für die Verseuchung von Feldern und Gewässern mit der Chemikalie PFT verantwortlich. Der Hochsauerlandkreis befürchtet nun, von den zwei Millionen Euro Schadensersatz keinen Cent zu sehen. „Wahrscheinlich bleiben wir auf den Kosten sitzen“, sagt Sprecher Martin Reuther.

Für den Hochsauerlandkreis wird der PFT-Skandal so extrem teuer: Seitdem im vergangenen Sommer in der Ruhr und Möhne hohe Konzentrationen der giftigen Tenside gefunden wurden, hat der Kreis mobile Filteranlagen installieren müssen, im März werden dauerhaft neue Anlagen gekauft. Ihr Betrieb kostet jeden Monat zehntausende Euro.

Hauptverantwortlich ist die GW Umwelt. Ihr wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, Industrieabfälle aus Belgien und den Niederlanden entsorgt zu haben. Die Lieferanten sind nach Erkenntnissen der Ermittler damit getäuscht worden, dass die Firma die Abfälle mit einer neuen Technik unschädlich gemacht habe. Bis zu vier Millionen Euro soll GW Umwelt dafür kassiert haben. Für die neuen Filteranlagen ist jetzt allerdings kein Geld mehr übrig. Der Kreis glaubt deswegen auch nicht an einen wirklichen Bankrott. „Wir haben schon vorher damit gerechnet“, sagt Reuther. Die Rechtsabteilung habe sie frühzeitig gewarnt. „Deshalb wollen wir auch nicht nur gegenüber der Firma, sondern auch privat gegen den Geschäftsführer Schadensersatz geltend machen.“ Ob GW-Umwelt-Chef Ralf Witteler zahlen wird, ist ebenfalls ungewiss: Bislang weiß niemand, über wieviel privates Vermögen Witteler verfügt.

Auch von der dritten Verantwortlichen, der thüringischen Firma Terra Vital, ist nichts zu holen. Im November hatte sie Insolvenz angemeldet – kurz nachdem der Sauerlandkreis sie per Ordnungsverfügung dazu aufforderte, sich an der Sanierung der Felder zu beteiligen. Auch Terra Vital wird vorgeworfen, mit dem Konkurs die Schadensersatzansprüche zu umgehen.

Der Paderborner Insolvenzverwalter Frank Kebekus hält nichts von diesen „Schnellschüssen“. Es sei kaum möglich, sich künstlich arm zu rechnen. Er verspricht, „gründlich nach dem Vermögen seines Mandanten und der Firma“ zu suchen. Dazu werde er seinen Mandanten genau analysieren – im Bielefelder Gefängnis Brackwede. Es sei nicht das erste Mal, dass seine Klienten einsitzen, erklärt der Jurist. ANNIKA JOERES