LONG PLAYING RECORD Jukebox - Der musikalische Aszendent

Der Todessehnsucht entkommen

Elliott Smith, Lucinda Willimas, Lou Barlow, Belle and Sebastian – ihre Musik ist deutlich geprägt von seinem Stil. Elton John und Peter Buck von R.E.M. nennen ihn als Vorbild und Robert Smith beteuert, eine Zeile aus seinem Song „Time Has Told Me“ habe den Ausschlag für den Bandnamen The Cure gegeben. Die Rede ist von Nick Drake.

So erfolglos und unbekannt der britische Folksänger zu seinen Lebzeiten auch war, so einflussreich wurden er und seine Songs nach dem Tod. Der jüngste Drake-Verehrer ist wohl Ben Hamilton. Der aus Oxford stammende Wahlberliner begibt sich mit seinem Debütalbum, das er am Mittwoch im frannz präsentiert, auf die Spuren des Nick Drake. Traurig kommt seine raue Stimme daher, und ebenso wie Drakes Stücke sind auch seine spärlich instrumentiert.

In Sachen Todessehnsucht bleibt Hamilton aber glücklicherweise hinter seinem Vorbild zurück. „Time has told me / You’re a rare rare find / A troubled cure / For a troubled mind“, singt Drake auf seinem Debütalbum, gleich im Eröffnungsstück „Time has told me“ oder „I’ll just sit and wait / And sing my song. / And if one day you should see me in the crowd / Lend a hand and lift me / To your place in the cloud“ in „Cello Song“. Nick Drake hat im Tod die Erlösung gesehen und mit einer Überdosis Antidepressiva 1974 auch finden wollen.

Es war Ashley Hutching, der Nick Drake 1968 in London spielen sah und als der eigentliche Entdecker Drakes gilt. Hutching war begeistert und erstaunt, welch guter Gitarrist Drake war, nicht nur auf den Sound gemünzt, sondern vor allem auf das Bild, das er an der Gitarre abgab: „Er sah so wundervoll aus, er schien so riesig dabei.“ Hutching brachte Drake dann auch mit dem Produzenten seines ersten Albums in Kontakt, das 1969 erschien. Die zehn Stücke auf dem Debüt „Five Leafs Left“ hat Nick Drake alle selbst geschrieben. Die sparsame Instrumentierung, Drakes tiefe Stimme und Texte, die mit Symbolen und Elementen aus der Natur überfrachtet sind, erzeugen eine ganz eigene melancholische Stimmung.

Etliche Bands haben sich seither auf Drake bezogen, und noch deutlich mehr mit dem Selbstmord kokettierende Teenager. Der junge Ben Hamilton aber bringt in einem seiner Songs alles auf den Punkt, was zu diesem Thema zu sagen ist: „Dead is not the end“ – eine popkulturelle Reverenz an sein Idol Drake, mehr aber auch nicht. Andre Edlinger