„Ich darf nicht leiden“

MUSKELN Der Diskuswerfer Robert Harting ist Siege gewohnt. Wenn er jetzt die Europameisterschaft gewinnt, zerreißt er wahrscheinlich wieder sein T-Shirt. Künstler ist er, sagt er. Opfer. Genie. Frauen hätten schon mal Angst vor ihm

■ Der Athlet: Der 1984 in Cottbus geborene Robert Harting ist der erfolgreichste deutsche Sportler der letzten Jahre. Werfen hat er in den Genen: die Mutter war Kugelstoßerin, der Vater auch Diskuswerfer. Seit 2009 gewann Harting Olympia-Gold, drei Weltmeister- und einen Europameister-Titel. Am 12. und 13. August will er in Zürich seinen EM-Titel verteidigen.

■ Der Mensch: Harting löst gern Kontroversen aus. 2009 forderte er die Freigabe von Doping, distanzierte sich dann aber von der Aussage. Im selben Jahr wünschte er sich seinen Diskus an die Brille von DDR-Dopingopfern, weil er seinen damaligen Trainer Werner Goldmann, der schon in der DDR aktiv war, angegriffen wähnte.

GESPRÄCH THOMAS WINKLER
FOTO CHRISTIAN MANG

sonntaz: Herr Harting, wie geht es Ihren Bandscheiben?

Robert Harting: Gut, danke der Nachfrage.

Bei Diskuswerfern, sagten Sie mal, machen die Bandscheiben gewöhnlich mit 30 Jahren schlapp. Wenn man Glück hat, erst mit 35. Sie sind jetzt 29.

Ja, das wird spannend. Aber toi, toi, toi. Ich hatte kürzlich eine Untersuchung. Trotz der leistungssportlichen Belastung sehen die Bandscheiben noch ganz gut aus.

Eine Routineuntersuchung?

Nein. Ich hatte nervliche Ausfälle in meinem linken Gluteus Maximus, das ist der Muskel, der für die Stabilität im Bein sorgt. Es gab den Verdacht, dass es aus dem Lendenwirbel kommen könnte. Außerdem hatte ich Probleme mit dem Darm und den Innereien.

Klingt dramatisch. Oder ist das Normalzustand für einen Leistungssportler?

Okay, ich hatte zuletzt auch zusätzlichen Stress, weil ich noch die Abschlussprüfung an der Uni gemacht habe. Da reagiert das System empfindlich. Ich merke schneller als jemand, der nur geradeaus geht, wenn ich nicht mehr auf 100, sondern bloß noch auf 98 Prozent bin. Durch die Knieprobleme ist eine falsche nervliche Verschaltung entstanden, und ich muss jetzt lernen, den Muskel im linken Bein wieder anzusteuern. Das ist wie eine Umprogrammierung, die aber nötig ist, denn wenn die Stabilität im linken Bein weg ist, müssen das rechte Bein und das Becken das ausgleichen, was denen wieder nicht gut bekommt.

Steuert man, wenn man dem Beruf Diskuswerfer nachgeht, unweigerlich auf die Sportinvalidität zu?

Unweigerlich nicht, aber die Angst ist sicherlich da. Vielleicht weiß ich in 15 Jahren, welche Fehler ich gemacht habe – oder ob ich Glück hatte.

Können Sie sich ein Leben im Rollstuhl vorstellen?

Natürlich nicht. Das kann niemand, der nicht selbst im Rollstuhl sitzt. Ich weiß nur, dass ich extreme Angst davor habe. Wir Sportler sind Kämpfer, aber vor Menschen im Rollstuhl habe ich einen riesigen Respekt, das sind noch mal viel größere Kämpfer.

Ihr Körper ist Ihr größtes Kapital. Andererseits leben Sie davon, ihn zu Leistungen anzutreiben, die ihn zerstören könnten. Wie geht man um mit …

… dieser Ambivalenz? Das ist keine Frage, die man sich stellt. Sonst könnte man das nicht machen. Natürlich gibt es Situationen im Training, wo einem alles wehtut und man sich kaum noch bewegen kann. Da kommen dann die Sinnfragen. Aber man weiß ja auch, warum man es tut. Es gibt den Skeptiker in einem, und es gibt den, der nach vorne will. Beide haben ihre Existenzberechtigung. Man ist mit seinem Körper ständig im Gespräch, aber es gibt auch Zeiten, in denen muss man ihn dominieren.

Der Körper als Gegner?

Diskuswerfen ist nun mal eine unnatürliche Bewegung. Leistungssport ist generell unnatürlich. Wir arbeiten so intensiv, dass sich Muskeln innerhalb von anderthalb, zwei Wochen vollkommen erneuern. Die Kunst besteht darin, in diesen neuen Muskelfasern mehr Informationen einzulagern, damit ich mich besser bewegen kann als mit den alten Fasern. Aber wenn ich eine Woche nichts mache, kann ich von vorne anfangen. Diskuswerfen, das macht es so kompliziert, ist eigentlich ein ekliger Managementberuf. Man muss ständig Kompromisse finden.

Wirkt so ein Hochleistungskörper als Panzer gegen die Welt?

Der besteht auch bei mir leider nur aus Kohlenstoff. Man muss aufpassen, dass man das nicht vergisst. Man muss akzeptieren, dass man eine hochspezialisierte Maschine ist, die nicht für alles zur Verfügung steht.

Nach außen wirken Sie allerdings durchaus bedrohlich.

Ja, Frauen haben schon mal Angst. Das ist eher komisch für mich, ich mach ja nichts kaputt. Ich bin auch kein Bodybuilder, ich mach keinen Gut-aussehen-Sport. Bei mir sind die Muskeln Mittel zum Zweck.

Wegen dieser Muskeln wirken Sie fast wie ein Comic-Held.

Ja, Kinder sehen mich so. Für die bin ich eine Actionfigur. Das kann ich auch verstehen. Aber die öffentliche Figur Robert Harting ist schon ziemlich genau wie der private Robert Harting. In der Öffentlichkeit kann ich mich aber nicht zu hundert Prozent emotional zeigen. Ich darf nicht leiden, ich muss siegen.

Also doch ein Held?

Ich fühle mich nicht als Held. Ganz im Gegenteil. Held zu sein, ist vergänglich. Ein Held gewinnt nur einmal. Ich komme jedes Jahr wieder. Man ist Opfer und Genie zur gleichen Zeit. Einerseits hat man Erfolg dank der Disziplin und Leidensfähigkeit, die man gelernt hat. Andererseits ist man Opfer, weil man mit einem zweiten Platz verloren hat.

Nach jedem großen Sieg zerreißen Sie Ihr Shirt und entblößen Ihre Heldenbrust.

So kann man das sehen. Wenn ich solche Bilder sehe, können mir schon auch solche Gedanken kommen. Aber ich habe dann doch noch Probleme, die Schnittstelle zu mir selbst zu finden.

Wie sehen Sie sich selbst?

Ich bin jemand, der dem Publikum einzigartige Erlebnisse verschafft. Ich stelle fest, dass die Leute offensichtlich Spaß haben, wenn ich gewinne. Dann habe ich ja auch Spaß an mir.

Sind Sie ein Künstler mit dem Diskus?

Ja, klar. Es geht darum, Sachen miteinander zu verbinden, die sich eigentlich widersprechen. Das ist für mich eine Form von Kunst. Körperkunst. Strukturierungskunst. Managementkunst. Man ist ein darstellendes Objekt. Spätestens durch Großereignisse, die im Fernsehen übertragen werden, wird man zum Künstler.

Zum Unterhaltungskünstler?

Entertainer ist man auch. Aber einer mit Inhalten, es kommt auch drauf an, was man wie sagt.

Verbindet Sie das mit jemandem wie Conchita Wurst?

Das ist etwas ganz anderes. Die erschafft eine Rolle, die nichts mit ihrem Privatleben zu tun hat. Das ist fiktiv, das kann und soll man auch machen. Aber das kannst du als Sportler nicht bringen. Wenn sich Conchita Wurst abschminkt, erkennt den niemand mehr. Ich bleibe jede Minute Robert Harting.

Eins haben Sie aber mit Conchita Wurst gemeinsam: sehr viele schwule Fans.

Das stimmt.

Bekommen Sie mehr Liebesbriefe von Frauen oder von Männern?

Keine Ahnung, ich zähle das nicht. Aber ich habe für Homosexuelle, die für Gleichberechtigung kämpfen, überhaupt für Menschen, die unterdrückt werden, schon deshalb etwas übrig, weil ich selber unterdrückt wurde. In der Schule war ich Außenseiter, wir hatten nicht viel Geld, meine Eltern waren Hausbesetzer. Diese soziale Schwäche hat mich tierisch angekotzt. Ich war immer der, dem nichts zugetraut wurde. Ich hatte nie das, was Prestige hatte unter Kindern, nicht die richtigen Klamotten oder Spielkonsolen. Nur wenn es Theater gab und ich fünf Meter daneben stand, war ich der, an dem es hängen blieb.

Das war prägend?

Ja, das war eine Lebensmotivation für mich, da herauszukommen. Andererseits habe ich aus dieser Zeit die gesunden Selbstzweifel. Die sind nützlich, weil ich nicht zufrieden bin und jeden Tag vorankommen will.

Aus dieser Zeit scheinen Sie auch eine Wut auf die Welt mit sich herumzutragen, die immer wieder aus Ihnen bricht.

Wenn etwas ungerecht ist, stößt mir das unheimlich auf. Da bin ich noch extrem empfindlich. Ich habe sehr darunter gelitten, dass Fähigkeiten nicht geschätzt wurden.

Hat Sie das zu mancher – gelinde gesagt – kontroversen Äußerung verleitet?

Das war eher ein Drang, sich zu reinigen. Manchmal kommt in Interviews schon mal was raus, was jemand anderes in den falschen Hals bekommt. Man muss sich vorstellen: Man ist ständig damit beschäftigt, diese Maschine am Laufen zu halten. Das sind 80 verschiedene Bewegungen, die man bei einem Diskuswurf koordinieren muss. Dazu habe ich noch jede Menge andere Aufgaben. Man steht so unter Spannung, dass man nicht immer alles kontrollieren kann. Da sage ich Sachen, die ich sonst anders gesagt hätte – aber mir geht’s dann gut nach dem Gespräch.

Geht’s Ihnen noch gut, wenn Sie – wie kurz vor Ihrem WM-Sieg 2009, als Sie den Dopingopfern eine Diskusscheibe ins Gesicht gewünscht haben – scharf kritisiert werden?

Mit der Aussage habe ich furchtbar danebengelegen und mich dafür ja auch entschuldigt. Hinterher kann ich auch nicht immer nachvollziehen, was mich da geritten hat. Aber mittlerweile kann ich meinen Frust besser kanalisieren. Es gibt immer noch Dinge, die mich tierisch aufregen: Strukturen, Bezahlung, fehlende Wertschätzung. Aber da gucke ich jetzt erst mal: Was kann ich dagegen machen? Und daraus entsteht dann so eine Idee wie die Sportlotterie.

Diese Lotterie ist Ihr Baby und soll im September starten.

Die Lizenz haben wir, denn dahinter steckt ein Team. Allein schafft man das nicht. Und wir haben jetzt auch noch Henry Maske als Gesellschafter gewonnen. Aber es war ein Kampf mit viel Frust. Dass man mit seiner ganzen Erfahrung und Reputation so lange gegen Mauern rennt, ist echt widerlich gewesen. Dieses Deutschland ist Weltmeister im Selberzerfleischen.

Die Lotterie, steht in der Selbstdarstellung, „fördert den Spitzensport, also Hardcoreperformer, die bei internationalen Titelkämpfen Deutschland mit TV-Endorphinen versorgen sollen“. Warum braucht Deutschland diese Endorphine?

Sport ist wichtig für ein Land. Heutzutage können Kinder doch kaum einen Ball fangen oder eine Rolle vorwärts. Aber wenn nicht mehr bloß 40 Medaillen gewonnen werden bei Olympischen Spielen, sondern 100, werden auch wieder massenhaft Endorphine verteilt. Das wäre doch eine Marschroute: 2024 Olympische Spiele in Berlin und dann 100 Medaillen. Das wäre geil.

Und das soll die Lotterie zustande bringen?

Das Hauptproblem ist doch, dass der Leistungssport vergessen hat, zu erklären, was dazugehört, diese Leistungen zu bringen, und was ihn so toll macht. Auch daran soll die Sportlotterie etwas ändern, indem sie eine dauerhafte Präsenz für den Sport schafft. Heute denken doch viele Menschen, bloß weil man im Fernsehen ist, sei man automatisch Millionär. Dazu Ruhm, Ehre, Vaterland: Diese ganzen aufgeladenen Tugenden, an denen wir uns satt essen dürfen als Individualsportler. Als Nachtisch gibt’s noch ein bisschen Liebe von den Vorständen und der Politik. Aber sich sicher finanzieren, das kann man nicht. Als Spitzenathlet bekommt man in der Regel 300 Euro im Monat von der Sporthilfe.

Da geht es Ihnen besser.

Media Impressions bedeuten ja nicht automatisch Reichtum, sondern sind die Voraussetzungen für Verhandlungen.

Was läuft falsch?

80 Prozent der Sachen, die ich öffentlich sage, schaden mir wirtschaftlich. Ich gelte zwar als authentisch und transparent. Das kommt mir heute zugute, da die Leute – das sieht man an der NSA-Affäre – das Lügen satthaben. Die Unternehmen wiederum wollen an diese Konsumenten ran. Dazwischen stehe ich. Unternehmen, die mit mir zusammen arbeiten, brauchen Mut. Andere zögern, weil jemand wie ich die Position des Marketingdirektors ins Wanken bringen könnte.

Damit kennen Sie sich aus, Sie studieren Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Haben Sie dort etwas gelernt, was Ihnen nun weiterhilft?

Wirtschaftlich natürlich, sportlich weniger. Klar lernt man da, wie Ideen entwickelt und Kommunikationsstrategien erstellt werden. Und mir macht das auch Spaß, an diesen Knöpfen zu drehen. Aber du wirst nicht Olympiasieger, wenn du nicht schon sehr früh sehr genau weißt, wohin du willst und was du kannst.

Es gibt kein Konzept für die Marke Robert Harting?

Doch, aber die Gedanken habe ich mir ja schon vor dem Studium gemacht. Man leidet allerdings mehr als früher, weil man jetzt genauer weiß, wie man sich in der Kommunikation selber am besten umsetzen könnte. Diese Vorstellungen kollidieren manchmal mit den Ideen der Medienpartner. Aber ich habe eben verschiedene Rollen, die ich bedienen muss.

Eine dieser Rollen: Sie sind Ihr eigener Manager.

Das ist ja bloß Zeitmanagement, mehr nicht. Das kann ich, seit ich 12 bin. Da musste ich schon Entscheidungen treffen, jetzt nicht mit zum Baggersee oder zur Party zu gehen. Und heute sage ich eben 80 Prozent aller Anfragen ab. Ich bin Kleinunternehmer. Ich bin für Bilanzen zuständig, für Öffentlichkeitsarbeit, fürs Personalmanagement.

Was ist aktuell das Ziel dieses Kleinunternehmens?

Erst mal natürlich die Europameisterschaft, die ist wichtig. Ich muss ja alle Titel weiter halten und bereits gekaufte Investitionsfläche bestätigen.

Und längerfristig? Weltrekord?

Weltrekord wäre geil. Dann könnte ich aufhören. Aber dazu braucht man Glück und perfekte Umstände: 5.000 Zuschauer, Bombenwind, und fünf der zehn Besten der Welt, um die entsprechende Spannung zu haben. Dann das richtige Maß Adrenalin, nicht zu viel, nicht zu wenig, und natürlich brauchst du die richtig gute Form.

Der Rekord steht bei 74,08 Metern, aufgestellt von Jürgen Schult 1986, in der Hochzeit des Anabolikadopings. Was würde es bedeuten, wenn Sie diesen Weltrekord übertreffen?

Das gäbe natürlich richtig Diskussionsbedarf, keine Frage. Aber wie ich schon sagte: Es kann gehen, wenn alles zusammenkommt. Das wäre doch geil, ein zweifelhafter Rekord weniger – durch einen, wenn er von mir käme, sauberen ersetzt.

Sie sind nicht dafür, die alten Rekorde aus den dopingverseuchten Jahren zu streichen?

Doch, die müssen gestrichen werden. Man muss sich mal vorstellen, wie sich die Welt seit 1985 entwickelt hat – wie sich auch einzelne Sportarten und die Fähigkeiten der Menschen entwickelt haben. Nur in den Wurfdisziplinen hat sich nichts entwickelt. Aber ich bin eben in dieser Zeit groß geworden, deshalb ist das für mich der Weltrekord, an dem ich mich messen muss, an dem ich mich auch schon zehntausend Mal gemessen habe.

Es gibt Experten, die sagen, dass man so eine Weite nur mit Doping werfen kann.

Ohne meteorologische Unterstützung stimmt das ja auch. Die 76,80 von Gabriele Reinsch, wer soll das denn heute bei den Frauen werfen? Das ist – im Gegensatz zum Männerrekord – tatsächlich vollkommen unrealistisch. Jürgen Schult war damals nicht der konstanteste Diskuswerfer, aber er hatte utopisch krassen Wind. Wir haben Glück, dass sein Leistungsvermögen damals bei vielleicht 70 Metern lag, sonst könnten wir einpacken. Die 74,08 sind immer noch im Rahmen von viel Substanz und noch mehr Glück – auch mit weniger Ressourcen als ein gedopter Athlet, der länger trainieren kann und schneller regeneriert.

Trotzdem wäre der Verdacht da.

Wahrscheinlich. Aber wenn das jemand schafft, der aus Deutschland kommt, ist der Rekord reell. Wer dopen will, für den ist es schwachsinnig, in Deutschland zu leben. Hier ist die Moral viel mehr wert als die Flagge. Das ist in Ländern wie Russland oder Rumänien genau andersherum. Bei uns werden Verfehlungen viel härter sanktioniert, als Doper wirst du verstoßen, da kannst du kaum noch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Dann ist ja alles gut.

Gar nichts ist gut. Ich trau mich ja nicht mal mehr, Nasentropfen zu nehmen. Wenn ich bei der Nada anfrage, was ich nehmen darf, sagen die mir: Das müssen sie selbst wissen. Es gibt eine viel zu große Diskrepanz zwischen Deutschland und anderen Ländern. In Frankreich gibt es die Verpflichtung, eine Spritze auf die Packung zu drucken, wenn das Medikament für Leistungssportler nicht geeignet ist. So hilft der Staat Sportlern in ihrer Notsituation. Hier wirst du alleingelassen, das kotzt mich so an. Im Internet gibt es Nada-Med, dort kannst du gucken, ob dein Medikament auf einer Liste steht, und musst trotzdem dein Häkchen setzen, dass Nada-Med keine Gewährleistung übernimmt. Es gibt außerdem die „Kölner Liste“, deren Existenzberechtigung fragwürdig ist, wenn man mal mit Herstellern von Medikamenten gesprochen hat.

Und das alles, um Rekorde zu brechen?

Ja, klar.

Machen Rekorde glücklich?

Erfolg ist nur ein Moment, kein dauerhafter Zustand. Wer das weiß, ist schon mal klar im Vorteil. Ein Rekord macht nicht glücklich, der Weg dorthin macht glücklich. Der Weg, immer wieder Leistungsfähigkeit aufzubauen und dabei zu merken, was der Mensch psychisch und physisch aushalten kann, das ist eine coole Grenzerfahrung.

Thomas Winkler, 49, ist taz-Autor und spielt Kreisliga-Tischtennis