AUF MUSCHELSUCHE

GESCHICHTE: „Jakobswege“ finden sich seit deren erster Erwähnung im Jahre 1047 in ganz Mitteleuropa, wobei der Begriff heute vor allem für das letzte Teilstück des Pilgerweges ins nordwestspanische Santiago de Compostela gebräuchlich ist. Ziel der Reise ist das angebliche Grab des von Legenden umrankten Apostels Jakobus, der in Iberien missioniert haben soll. Nach seiner Hinrichtung in Judäa wurden seine Gebeine auf dem Seeweg (daher das Symbol der Muschel) nach Spanien gebracht. Politische Bedeutung erlangte er vor allem im Zusammenhang mit der katholischen Reconquista der Halbinsel, weshalb Jakobus als Schutzheiliger Spaniens heute noch den Beinamen „Matamoro“ (Maurentöter) trägt. Zum Pilgerziel der mittelalterlichen Christenheit wurde das Grab indes erst durch einen Trick der Kirche, die den Gläubigen den Ablass von allen Sünden in Aussicht stellte. LITERATUR: Der Pilgerpfad nach Santiago hat auch zwei internationale Bestseller hervor gebracht. Paulo Coelhos „Auf dem Jakobsweg“ verbindet die Esoterik der 70er-Jahre mit katholischer Mystik: Gemeinsam mit einem „Meister“ sucht Coelho ein Schwert, das auch ihn zum Meister des Ordens R.A.M. machen würde, der angeblich 1492 gegründet wurde. Dabei muss er diverse Exerzitien durchführen und Begegnungen mit dem Teufel überstehen. Die Schauspielerin Shirley MacLaine hat ebenfalls „eine spirituelle Reise“ auf dem Jakobsweg unternommen. Wer es nüchterner will: Der Historiker Klaus Herbers führt sehr kundig in die „Geschichte und Kultur einer Pilgerfahrt“ ein. Als praktische Wegbeschreibungen von Herberge zu Herberge eignen sich Wanderführer vom Rother- oder vom Outdoor-Verlag. FRA/UH