Flammender Abschied

MÄNNERFREUNDSCHAFT Um einen Kumpel in den Knast zu verabschieden, zünden vier Männer erst das Kulissendorf „Alt-England“ im Spreepark und dann ein Auto in Steglitz an. Später verplappert sich einer bei der Polizei

VON SEBASTIAN HEISER

Die Fahndung nach den Spreepark-Brandstiftern ist beendet: Die Polizei hat vier Männer im Alter von 19 bis 29 Jahren festgenommen. Drei von ihnen haben gestanden, im ehemaligen Vergnügungspark im Plänterwald gezündelt zu haben, der vierte schweigt. Nach Polizeiangaben sagten die Männer, sie hätten sich am Sonntag getroffen, um Abschied von dem Ältesten zu feiern: Der sollte in dieser Woche ins Gefängnis, um eine Ersatzfreiheitsstrafe von 35 Tagen abzusitzen. Er war zuvor wegen Diebstahls zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er aber nicht bezahlt hatte.

Die Männer gaben zu, in der Nacht gleich mehrere Feuer gelegt zu haben. Zuerst im Kulissendorf „Alt-England“ im Spreepark, wo eine Fläche von 5.000 Quadratmetern in Flammen aufging. Um 0.45 Uhr bemerkten Passanten das Feuer und riefen den Notruf, rund 100 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Die Rettungskräfte rückten auch mit Löschbooten über die Spree an. Erst nach mehreren Stunden war der Brand gelöscht. Die Ermittler gingen frühzeitig von Brandstiftung aus, da das Feuer an mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen war – es gab aber noch keine Spur von den Tätern.

Von Treptow aus machten sich die vier Männer dann auf den Weg nach Steglitz. Um 3.30 Uhr zündeten sie dort, 15 Kilometer vom ersten Tatort entfernt, ein Audi Cabrio an. Doch diesmal fielen sie auf: Zivilfahnder nahmen sie unweit des Tatortes fest. Zu diesem Zeitpunkt ahnte die Polizei noch nicht, dass sie auch die Spreepark-Brandstifter gefasst hatte. „Die intensiven und lang andauernden Vernehmungen führten schließlich zum ersten Geständnis eines Beschuldigten, das in der Folge von zwei weiteren Mittätern im Wesentlichen bestätigt wurde“, heißt es in der Mitteilung der Polizei.

Für den 29-Jährigen hat sich der Termin zum Antritt der Ersatzfreiheitsstrafe in dieser Woche damit erledigt: Die Polizei hat ihn und seine Freunde gleich dabehalten.

Die vier müssen jetzt mit einer Anklage wegen Brandstiftung rechnen, es droht eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren.

„Den Schaden im Spreepark können wir noch nicht beziffern“, sagt Marlies Masche, Sprecherin des landeseigenen Liegenschaftsfonds, dem das Grundstück gehört. Die Kulissen werden nicht wieder aufgebaut, es entstehen aber Kosten für die Beseitigung und Entsorgung der Überreste. Außerdem entgehen mögliche Einnahmen durch Zwischennutzungen wie etwa für Filmaufnahmen oder Veranstaltungen.

Vor gut zehn Jahren war die Betreibergesellschaft des Spreeparks in die Insolvenz gegangen. Nachdem das Gelände mit Riesenrad, Achterbahn und Dinosaurier-Figuren lange Zeit brachlag, hatte das Land Berlin das Grundstück im März gekauft, um es als Veranstaltungsort nutzbar zu machen. Derzeit beraten Land und Bezirk über ein langfristiges Konzept für das Gelände.

Der Liegenschaftsfonds will jetzt erst mal den Wachschutz aufstocken und nachts häufiger Streifen schicken.